Ökologische Chancen digitaler Startups nutzen – Förderung und Beratung weiterentwickeln

Antrag der GRÜNEN im Landtag

I. Ausgangslage
Nordrhein-Westfalen verfügt über eine vitale Startup-Szene, deren Akteurinnen und Akteure über ein außergewöhnliches Gespür für aktuelle Herausforderungen verfügen, Innovationen schnell zur Marktreife bringen und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Deshalb haben Startups in NRW beste Bedingungen für Gründung, Wachstum und Entwicklung verdient.
Nordrhein-Westfalen hat sich 2015 mit der DWNRW-Strategie als erstes Bundesland auf den Weg gemacht, die digitale Transformation der Wirtschaft zu gestalten. Dabei spielen Startups eine entscheidende Rolle. Sie sind digitale Innovatoren und unterstützen Industrie, Handwerk und Mittelstand bei der Digitalisierung ihrer Produkte und Geschäftsmodelle. Die DWNRW- Strategie fußt daher einerseits auf der Förderung digitaler Startups, andererseits auf ihrer Vernetzung mit etablierten Unternehmen.
Diese beiden Aufgaben erfüllen seit 2017 die DWNRW-Hubs überaus erfolgreich. Sie fungieren als Drehscheibe zwischen Startups und bestehenden Unternehmen. Die Hubs verfügen über einen Coworking-Space, beraten und unterstützen digitale Startups im Gründungsprozess und sind inzwischen die entscheidenden Akteure beim Match Making zwischen digitalen Startups und insbesondere der mittelständischen Wirtschaft. Zudem schaffen sie Zugänge zu Investorinnen und Investoren sowie Business-Angel-Netzwerken. Über die DWNRW-Networks sind mit der Founders Foundation und der Garage 33 auch wichtige Akteure aus Ostwestfalen-Lippe eingebunden. Alle gemeinsam arbeiten erfolgreich daran, Innovation und Gründergeist in Nordrhein-Westfalen voranzubringen.
Die Digitalisierung ermöglicht auch die erfolgreiche Gründung von Startups mit alternativen Wirtschaftsformen – angefangen bei solidarischer Ökonomie über Social Entrepreneurship bis hin zur Sharing Economy. Es ist in diesem Bereich sinnvoll, die Unterstützungsmöglichkeiten des Landes an die gesamte Vielfalt der Gründungswilligen und Startups anzupassen.
Bei vielen der Förder- und Beratungsangebote liegt der Fokus bei der Unterstützung digitaler Startups allein auf der technologischen Innovation. Das ist einerseits nachvollziehbar, da Technologie-Startups vielfach ein überproportionales Wachstum und hohe Skalierbarkeit versprechen. Andererseits werden dadurch viele soziale und ökologische Produkte und Geschäftsmodelle, die auf digitaler Innovation basieren, nicht oder nur unzureichend erreicht.
Eine reine Beschränkung der Förderung auf die Skalierbarkeit von Geschäftsmodellen erschwert vielen Gründerinnen und Gründern die Entwicklung ihres Geschäftsmodells bis hin zur Marktreife und bringt die Gesellschaft um wichtige Ideen mit sozialem, ökologischem und nachhaltigem Impact.
Es ist daher erforderlich, die Strukturen zur Unterstützung digitaler Startups für diesen Bereich zu öffnen oder um eigene Strukturen und Programmen zu ergänzen. Sinnvoll ist die Schaffung eines Sustainability Hub für solche digitalen Startups, die ihr Produkt oder Geschäftsmodell an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ausrichten und hierfür digitale Innovationen nutzen. Sie sollen eine zentrale Beratungs- und Förderstruktur erhalten, die ihren besonderen Bedürfnissen Rechnung trägt.
Vorbild für diesen Sustainability Hub sind die Social Impact Labs, die in Duisburg (seit 2015) und Bonn (seit 2018) eine vergleichbare Funktion für Startups mit sozialer Ausrichtung erfüllen. Die Social Entrepreneurs erhalten umfassende und professionelle Unterstützung durch Coaching und Beratung, Workshops und Events. Diese Angebote sind jeweils auf die soziale Ausrichtung der Unternehmen ausgerichtet. Im Rahmen der bereitgestellten Arbeitsplätze in den Coworking-Spaces können sie sich auch gegenseitig unterstützen.
Während die Social Impact Labs in ihrer Ausrichtung auf soziale Startups ein gutes Beispiel sind, gibt es für Startups, die in ihren Produkten oder Geschäftsmodellen digitale und ökologische Innovationen zusammenführen, bisher keine vergleichbaren Strukturen.
II. Der Landtag beschließt
Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1. einen Sustainability Hub aufzubauen, der Förder- und Beratungsstrukturen für soziale und ökologische digitale Startups bietet.
  2. die DWNRW-Hubs weiterhin zu fördern und dauerhaft abzusichern.
  3. bestehende Förderprogramme wie „EXIST“ und „START-UP-Hochschul- Ausgründungen NRW“ daraufhin zu prüfen, inwieweit sie den Bedürfnissen digitaler Startups, die ihre Produkte oder Geschäftsmodelle an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ausrichten, gerecht werden. Die Programme sind anzupassen und falls erforderlich durch eine Förderlinie zu ergänzen, die ausschließlich digitale Startups mit sozialem oder ökologischem Geschäftsmodell oder Produkt unterstützt.