Nordrhein-Westfalen als Standort eines Yad Vashem Education Centers unterstützen

Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen im Landtag

Portrait Verena Schäffer 8-2025

Nordrhein-Westfalen als Standort eines Yad Vashem Education Centers unterstützen

I. Ausgangslage

Die internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem steht weltweit für die Erinnerung an die Shoah und die Verpflichtung, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und die Lehren aus dieser einzigartigen Menschheitskatastrophe wachzuhalten. Seine Bildungsarbeit ist ein zentraler Pfeiler im Kampf gegen Antisemitismus, Hass und Geschichtsvergessenheit und stärkt damit die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.

Nordrhein-Westfalen pflegt seit vielen Jahren eine enge und vielfältige Partnerschaft mit Yad Vashem – insbesondere in den Bereichen Holocaust-Bildung, Wissenschaft und Kultur. Diese Verbindung ist Ausdruck des festen Willens unseres Landes, aus der Geschichte Verantwor­tung für Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Die Zusammenarbeit wurde in gemeinsamen Absichtserklärungen – wie im Jahr 2014 durch die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und zuletzt erneuert im Jahr 2025 durch Ministerpräsident Hendrik Wüst –, aber auch durch die Arbeit der ehemaligen und amtierenden Beauftragten des Landes Nordrhein-West­falen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur, Sa­bine Leutheusser-Schnarrenberger und Sylvia Löhrmann bekräftigt und vertieft.

Yad Vashem plant erstmals die Errichtung eines Education Centers außerhalb Israels, in Deutschland. Das Vorhaben wird durch die Bundesregierung unterstützt und war Gegenstand einer bundesweiten Machbarkeitsstudie, die in enger Abstimmung zwischen Yad Vashem und dem Bund durchgeführt wurde. Im Ergebnis wurden drei Bundesländer – Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen – in die engere Auswahl genommen. Damit eröffnet sich für Nord­rhein-Westfalen die Möglichkeit, einen nachhaltigen Beitrag zur Erinnerungskultur in Deutsch­land und Europa zu leisten und zudem die langjährige Partnerschaft mit Yad Vashem in be­sonderer Weise zu vertiefen. Bereits im Juli 2023 hat Minister und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden der Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, die generelle Bereitschaft des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt, Standort für die geplante Bildungsstätte zu sein.

Als bevölkerungsreichstes Bundesland Deutschlands verfügt Nordrhein-Westfalen über eine außergewöhnlich dichte Bildungs- und Forschungslandschaft mit über 70 Hochschulen, zahl­reichen Lehrerfortbildungszentren, politischen Bildungseinrichtungen und Gedenkstätten.

Über 30 vom Land geförderte NS-Gedenkstätten sowie eine Vielzahl kommunaler und zivilge­sellschaftlicher Initiativen bilden ein starkes Fundament für Erinnerungskultur, Forschung und pädagogische Vermittlung. Ziel der Landesregierung ist es, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit erhält, bis zum Ende der Schullaufbahn eine Gedenkstätte zu besu­chen, eingebettet in einen entsprechenden pädagogischen Rahmen – ein Vorhaben, das das Land organisatorisch und finanziell unterstützt.

Nordrhein-Westfalen unterhält mit Israel enge Beziehungen auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Mit dem eigenen Israel-Büro in Tel Aviv, der langjährigen Partnerschaft mit der Stadt Tel Aviv und zahlreichen kommunalen Städtepartnerschaften bestehen starke Beziehungen zwischen den Menschen in Israel und Nordrhein-Westfalen. Dazu leistet auch die Parlamentariergruppe NRW-Israel ihren Beitrag. Sie ist die Älteste im nordrhein-westfäli­schen Landtag. Hinzu kommen etablierte Programme des Austauschs, der Wissenschaftsko­operation und des interreligiösen Dialogs.

Zugleich liegt Nordrhein-Westfalen im Herzen Europas: Innerhalb eines Radius von 500 Kilo­metern leben über 160 Millionen Menschen. Mit seiner vielfältigen Bevölkerung mit geographi­schen Bezügen in die ganze Welt, seiner engmaschigen Verkehrsinfrastruktur und seiner dich­ten Vernetzung in Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft bietet das Land ideale Voraus­setzungen für ein Bildungszentrum mit bundesweiter und europäischer Reichweite und Wir­kungskraft.

II. Beschlussfassung

Der Landtag stellt fest:

  1. Die Erinnerung an die Shoah ist unverzichtbare Grundlage unserer demokratischen Werteordnung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
  2. Nordrhein-Westfalen verfügt über eine herausragende Bildungs-, Forschungs- und Ge­denkstättenlandschaft, die eine tragfähige und nachhaltige Basis für ein Yad Vashem Education Center bietet.
  3. Das Vorhaben trifft auf breite gesellschaftliche und politische Unterstützung in Nord­rhein-Westfalen – in Regierung, Parlament, Religionsgemeinschaften, Gedenkstätten, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Dieses übergreifende Engagement bildet eine ver­lässliche Grundlage für eine langfristige und nachhaltige Kooperation.

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  1. die Bewerbung Nordrhein-Westfalens als Standort eines Yad Vashem Education Cen­ters mit Nachdruck zu verfolgen,
  2. die Einbindung von potenziellen Standort-Kommunen, der vielfältigen Gedenkstätten­landschaft, Hochschulen, Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organi­sationen in die Vorbereitung, Ausgestaltung und Umsetzung sicherzustellen,
  3. die Abstimmung mit der Bundesregierung und den beteiligten Ländern fortzuführen, um den bundesweiten Charakter des Vorhabens zu stärken und gemeinsame Synergien zu nutzen,
  4. dem Landtag über den Fortgang des Verfahrens in geeigneter Form zu berichten.