Kampf der FDP-Ministerien um Grundschullehrkräfte – Wer treibt welches Spiel in der Landesregierung?

Kleine Anfrage von Sigrid Beer und Josefine Paul

Portrait Josefine Paul

Der Mangel an Lehrkräften ist in allen Schulformen ein Problem, in der Grundschule ist er aber besonders akut. Das wird in Zukunft noch dramatischer werden, weil Studierende eher andere Lehrämter wählen und damit auch in Zukunft zu wenige Lehramtsabsolventinnen und –absolventen des Grundschullehramtes zur Verfügung stehen werden. Das hat die Landesregierung in ihrer Lehrerprognose bestätigt und sieht bis Anfang der dreißiger Jahre die Situation als kritisch an.
Zur mangelnden Attraktivität des Grundschullehramtes im Vergleich zu anderen trägt sicher auch die ungleiche Bezahlung trotz der Reform der Lehrerausbildung bei. Die Schulministerin Gebauer (FDP) kann sich aber offensichtlich bislang nicht in der Landesregierung durchsetzen. Die Landesregierung drückt sich seit anderthalb Jahren um eine Entscheidung in der Frage, während andere Bundesländer durch eine angepasste Bezahlung Lehrkräfte aus NRW abwerben.
Die Schulministerin hat zwei Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht, die den Lehrermangel kurz- und mittelfristig abschwächen sollen. Dazu gehören Maßnahmen wie die zeitweise Gewinnung von Lehramtsabsolventinnen und –absolventen der Sekundarstufe II, in der es einen Überhang gibt, für das Grundschullehramt.
Gleichzeitig haben wir im Land eine breite Diskussion um eine überfällige Reform im Kita- Bereich, mit dem die angemessene Qualität geschaffen bzw. gesichert werden soll. Dreh- und Angelpunkt ist nach Überzeugung aller Beteiligten die personelle Ausstattung der Einrichtungen. Aber auch hier ist NRW mit einem Mangel an ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern konfrontiert, auch hier spielt die Frage einer angemessenen, wertschätzenden und attraktiven Bezahlung eine Rolle – oder besser gesagt: deren Fehlen.
Die Landesregierung hat in ihrer Jahresauftaktpressekonferenz letzteres Problem benannt. Vom Beitrag des zuständigen Ministers Dr. Stamp wird in der dpa-Meldung berichtet: „Ein weiteres großes Reformziel für das laufende Jahr ist die Modernisierung des Kinderbildungsgesetzes. Die Qualität in den Einrichtungen könne letztlich nur gesteigert
werden, wenn es auch gelinge, mehr Erzieher zu gewinnen, betonte Kinderminister Joachim Stamp (FDP). Möglich sei etwa, qualifizierte Erzieher mit guten Deutschkenntnissen aus dem EU-Ausland anzuwerben oder auch Grundschullehrkräfte in Kitas einzusetzen.“
Offensichtlich möchte der Minister genau die Grundschullehrkräfte für den Einsatz in Kitas abwerben, um die sich seine Ministerkollegin und Parteifreundin verzweifelt bemüht.
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:
1.         Welche Linie verfolgt die Landesregierung, um den Mangel an Lehrkräften an Grundschulen kurz-, mittel- und langfristig zu beheben?
2.         Welche Linie verfolgt die Landesregierung, um den Mangel an Erzieherinnen und Erziehern in Kindertageseinrichtungen und im Offenen Ganztag zu beheben?
3.         Gab es in der Landesregierung einen Austausch über die möglichen Strategien zur Behebung der Mängel?
4.         Hält die Landesregierung ein Werben um Grundschullehrkräfte für einen Einsatz als Erzieherin oder Erzieher in Kitas für eine zielführende Lösung?
5.        Welche Linie verfolgt die Landesregierung hierzu insgesamt, insbesondere in Bezug auf eine attraktivere Besoldung in allen Bereichen?