I. Ausgangslage
Die Ausbildungsmöglichkeiten in der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen sind breit gefächert und reichen von klassischen Ausbildungsberufen wie Justizfachangestellten und Justiz-fachwirtinnen und Justizfachwirten bis hin zu dualen Studiengängen für Diplom-Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern und Diplom-Verwaltungswirtinnen und Verwaltungswirten. Auch im Bereich des Justizvollzugs werden Beamtinnen und Beamte im allgemeinen Vollzugsdienst, Werkdienst und Verwaltungsdienst ausgebildet.
Wie auch andere Bundesländer und Branchen steht die Justiz in Nordrhein-Westfalen vor der kontinuierlichen Herausforderung, qualifizierten Nachwuchs für ihre vielfältigen Aufgabenbereiche zu gewinnen und auszubilden. In Zeiten des demografischen Wandels, zunehmender Digitalisierung und wachsender Anforderungen an die öffentliche Verwaltung ist eine moderne, attraktive und zukunftsorientierte Ausbildung unerlässlich.
Praktika sind ein wichtiger Bestandteil der Nachwuchsgewinnung. Sie ermöglichen Einblicke in die Arbeitswelt der Justiz und dienen als Orientierungshilfe für eine spätere Berufswahl. Dennoch zeigen sich in der Praxis Herausforderungen: Die Nachfrage nach Praktikumsplätzen übersteigt häufig das Angebot, und die organisatorische Einbindung in den Arbeitsalltag ist nicht immer optimal.
Gleichzeitig ist ein Rückgang der Bewerbungen in bestimmten Bereichen zu verzeichnen, insbesondere bei den Ausbildungsberufen im Justizvollzug. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind gezielte Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung und noch besseren Sichtbarkeit der Ausbildungsangebote notwendig.
Ziel dieses Antrags ist es, die Praktikumsmöglichkeiten in der Justiz Nordrhein-Westfalens nachhaltig zu stärken, attraktiver zu gestalten und besser mit den Anforderungen einer modernen Verwaltung zu verzahnen. Die Justiz soll als verlässlicher, vielfältiger und zukunftssicherer Arbeitgeber sichtbarer werden – insbesondere für junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen.
Die konkreten Ziele sind:
- Ausbau und Professionalisierung von Angeboten für Orientierungspraktika, um frühzeitig Interesse für eine Tätigkeit in der Justiz zu wecken und praxisnahe Einblicke zu ermöglichen.
- Stärkere Kooperation mit Schulen und Berufsberatungen, um die Justiz als Arbeitgeber frühzeitig in den Fokus zu rücken. Auch die Berufs- und Studienberatungen sollen in geeigneten Fällen auf die Möglichkeiten in Justizberufen hinweisen.
- Förderung von Diversität und Chancengleichheit in der Ausbildung, um ein breites gesellschaftliches Spektrum in der Justiz abzubilden.
Diese Maßnahmen sollen der Erhöhung der Ausbildungszahlen in unterbesetzten Bereichen im Justizvollzug und in der Justizverwaltung dienen.
II. Beschlussfassung
Der Landtag fordert die Landesregierung auf, aus vorhandenen Mitteln und Stellen
- die Nachwuchsgewinnung im Bereich der Orientierungspraktika weiter zu fördern, etwa durch den Ausbau von Schulpartnerschaften und Besuchsprogrammen in Justizeinrichtungen sowie die Ermöglichung des Erfahrungsaustausches zwischen Anwärterinnen und Anwärtern und Praktikantinnen und Praktikanten.
- die bestehenden Praktikumsportale bei den Kommunen stärker für das Bewerben von Praktika in der Justiz zu nutzen und standardisierte Praktikumsprogramme in der Justiz mit klaren Lernzielen und Feedbackmechanismen zu entwickeln.
- dem Landtag zu berichten, welche Praktikumsstrukturen bereits bestehen.
