I. Ausgangslage
In den sozialpädagogischen Arbeitsfeldern ist ein stark zunehmender Fachkräftemangel zu verzeichnen, dessen weitere Verschärfung für die kommenden Jahre prognostiziert wird. Dies hat unweigerlich Auswirkungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit, z.B. in den Kindertagesstätten, den Angeboten der Kinder- und Jugendförderung, den Offenen Ganztagsschulen im Primarbereich in der ambulanten und (teil-)stationären Jugendhilfe und im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD).
Die Akquise von geeignetem Fachpersonal verschärft sich dadurch, dass in den verschiedenen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern, um dieselben wenigen zur Verfügung stehenden Fachkräfte geworben wird. Gleichzeitig handelt es sich um Arbeitsbereiche, die oft zu hohen Belastungslagen bei den Beschäftigten führen. Die Belastung wird oftmals durch herausfordernde Arbeitsbedingungen verstärkt, die gegenwärtig durch einen hohen Krankenstand weiter verschärft werden. Dies führt oft zu einer hohen Personalfluktuationen.
Nach WDR-Informationen fehlen landesweit Fachkräfte im ASD der Jugendämter. Bis zu 30 Prozent der Stellen in Jugendämtern seien unbesetzt. Eine hohe Anzahl erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand wechseln, was wiederum den Mangel an Fachkräften verschärfen wird. Zudem sind die Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst oftmals belastend.
Wenn durch den Fachkräftemangel die Unterstützungsmaßnahmen der Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe nicht gewährleistet werden können, hat dies direkte Auswirkungen auf die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien und im äußersten Fall auf das Kindeswohl.
Die Landesregierung tritt mit einer groß angelegten Offensive dem Mangel an Fach- und Arbeitskräften in den unterschiedlichen Berufsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe entgegen. Der ASD und die Angebote und Maßnahmen der Jugendhilfe können so gestärkt werden. Die Leitung im Allgemeinen Sozialen Dienst wird mit Blick auf den Einsatz von multiprofessionellen Teams eine zentrale Rolle spielen. In diesem Zusammenhang müssen durch Anpassungen von Strukturen die Funktion der Teamleitungen gestärkt werden, indem z.B.
Verfahrensabläufe geklärt, Teamgrößen festgelegt, Coaching- und Supervisionsangebote gestärkt werden etc.
Die Auftaktveranstaltungen für die Fachkräfteoffensive haben bereits stattgefunden. Die Zukunftskoalition von CDU und GRÜNEN erkennt die besondere Bedeutung und die wichtige Aufgabe von Jugendhilfe und ASD an und strebt eine Verbesserung der personellen Ausstattung in diesem gesellschaftlich höchst relevanten Feld an. Sie sieht in ihr einen Schwerpunkt der ressortübergreifenden Fachkräfteoffensive des Landes.
II. Beschlussfassung
Der Landtag stellt fest:
- Der Fachkräftemangel im ASD der Jugendämter und in den Angeboten und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine langfristige Herausforderung, die nicht erst seit kurzem besteht und deren Ursachen vielseitig sind.
- Die gemeinsame Fachkräfteoffensive der Landesregierung muss Lösungsoptionen auf verschiedenen Ebenen entwickeln. Dabei sollen u. a. gesellschaftliche Wertschätzung, Studienplatzkapazitäten, Anerkennung von Abschlüssen, sowie Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen eine Rolle spielen.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst und der Jugendhilfe übernehmen oftmals eine herausfordernde, aber gesellschaftlich unverzichtbare Aufgabe. Ziel der Fachkräfteoffensive der Landesregierung soll es sein, dass die Beschäftigten in diesem Arbeitsfeld dieses als erfüllend und Interessierte an diesem Arbeitsfeld dieses es als attraktiv und vielversprechend erleben.
Der Landtag beauftragt die Landesregierung,
- zu prüfen, welche weiteren akademischen und nicht-akademischen Abschlüsse in die Arbeit der Jugendhilfe eingebunden werden können.
- im Rahmen einer Kampagne die Arbeit in ASD und Jugendhilfe positiv darzustellen, um so die gesellschaftliche Relevanz hervorzuheben, öffentliche Wertschätzung zu erhöhen und mehr Fachkräfte für dieses Feld zu gewinnen.
- die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen zu verbessern und vor allem zu beschleunigen.
- darauf hinzuwirken, die Arbeitsbedingungen für ASD und Jugendhilfe z. B. durch Vereinbarkeit Familie und Beruf, Schutz vor Überlastung, standardisierte Einarbeitungskonzepte, betriebliches Gesundheitsmanagement, Supervision, Fortbildung zu verbessern.