Endlich ein wirksames und nachhaltiges Unterstützungsprogramm für mehr Bildungsgerechtigkeit in NRW!

Antrag der GRÜNEN im Landtag

Im vergangenen Sommer hat das Schulministerium trotz rechtzeitiger Aufforderung durch die Opposition viel zu spät und zu kurzfristig ein Budget für ein „Sommerferienprogramm“ zur Verfügung gestellt. Kommunen und potentielle Anbieter der Maßnahme waren mit der Umsetzung allein und Kinder und Jugendliche wurden damit im Stich gelassen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Förderrichtlinie konnten Zeit-, Arbeits- und Personalpläne der potentiellen Träger in der Regel nicht mehr umgestellt werden, mit der Folge, dass die Mittel kaum in Anspruch genommen wurden.

Diese Fehler des Schulministeriums dürfen sich nicht wiederholen. Es braucht eine frühzeitige und konsistente Planung für unterrichtsfreie Zeiten, damit insbesondere Schülerinnen und Schüler, deren Bildungserfolg durch die pandemiebedingten Unterrichtsausfälle und -einschränkungen besonders gefährdet ist, rechtzeitig ein wirksames, verlässliches und nachhaltiges Angebot zum Ausgleich dieser Nachteile erhalten. Dabei geht es um fachliche Unterstützungsbedarfe, aber auch um eine Stärkung der personalen und sozialen Kompetenzen sowie Resilienz.

  1. Der Landtag stellt fest:

Die Pandemie hat die schon bestehenden Bildungsungerechtigkeiten noch deutlicher werden lassen und weiter verschärft.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass

  • bis Ende des Schuljahres in aller Regel nicht alle Lerninhalte erworben werden können,
  • nicht nur Augenmerk auf Prüfungsjahrgänge gelegt werden darf,
  • den Lern- und Entwicklungsrückständen mit punktuellen und kurzfristigen Maßnahmen nicht ausreichend begegnet werden kann,
  • sich neben den fachlichen Schwierigkeiten auch Herausforderungen im psycho­sozialen Bereich ergeben, denen durch zusätzliche pädagogische Begleitung begegnet werden muss,
  • sich die Spaltung innerhalb des Schulsystems vertiefen wird durch den ungleichen Zugang zu digitalen Lernmitteln und den ungleich geübten Umgang mit ihnen,
  • die Kommunen auch in diesem Jahr nicht die alleinige organisatorische Verantwortung

für den Ausgleich pandemiebedingter Herausforderungen im Bildungsbereich tragen können.

Deshalb ist es jetzt nötig, dass das Schulministerium erstens ein verbindliches Ferienprogramm auflegt und finanziert und zweitens die Kommunen und ausführenden Träger konsequent bei der Umsetzung unterstützt und begleitet:

III. Der Landtag fordert die Landesregierung auf, ein Gesamtkonzept mit folgenden Eckpunkten vorzulegen:

  1. Die Landesregierung muss einen ausreichend großen Betrag mit einfachen Abrechnungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Die derzeit bereitgestellten Mittel reichen nicht aus.
  2. Um die Kommunen nicht mit dem organisatorischen Aufwand zur Akquise von Räumen, etc. alleine zu lassen, wird auch Verwaltungsaufwand entschädigt, sodass kurzfristig die notwendige Infrastruktur entwickelt werden kann und dafür notwendiges Personal finanziert wird.
  3. Kinder und Jugendliche bzw. deren Eltern erhalten ein konkretes bildungsunterstützendes Angebot in kleinen stabilen Gruppen durch die Schule (begleitet u. a. durch Klassenteam, Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräfte).
  4. Mit Eltern und Schülerinnen und Schülern wird ein Bildungsvertrag zur verbindlichen Teilnahme geschlossen, die benötigte Arbeitsinfrastruktur wird bereitgestellt.
  5. Eltern können sich auch von sich aus wegen eines Ferienangebots an die Schule wenden.
  6. Die Maßnahmen sollen in den Osterferien beginnen und zunächst bis über die Sommerferien 2022 reichen und wissenschaftlich begleitet werden.
  7. Das Angebot umfasst eine umfassende Förderung fachlicher und personaler Kompetenzen, eine Kombination mit erlebnispädagogischen Elementen, Sport, Kunst und Musik sowie Handwerk.
  8. Neben den Ferienmaßnahmen müssen systematisch Patenschaftsprogramme initiiert und aufgelegt werden, um über die gesamte Zeit individuell notwendige Begleitung und intensive Förderung von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, damit diese Lernkompetenzen erwerben, Selbstwirksamkeitserfahrungen machen und Resilienz entwickeln.