Immer mehr Frauen in NRW sind von Wohnungslosigkeit betroffen – laut einer Studie der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe waren es im Jahr 2018 fast 10.000 Frauen. Die bisher bestehenden Angebote und Hilfen sind aber meistens überwiegend auf Männer ausgerichtet. Dabei benötigen wohnungslose Frauen ganz andere Hilfen als Männer. Sie sind häufig unterschiedlichen Formen von Gewalt ausgesetzt und gehen anders mit Problemen um. Häufig versuchen sie, möglichst lange ihre Situation zu verbergen. Verbunden ist dies häufig mit Ängsten vor Ausgrenzung und sexuellen Übergriffen.
Dank des Landesprogramms „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ wie auch der Vorläuferprogramme konnten in NRW zwar einige frauengerechte, bedarfsorientierte Angebote aufgebaut werden. Diese Angebote sind im Land allerdings räumlich sehr ungleich verteilt: Die überwältigende Mehrheit findet sich in den größeren Städten. In vielen ländlichen Regionen finden sich noch keine spezifischen Angebote für Frauen.
Wir fordern deshalb von der Landesregierung, die Hilfe- und Unterstützungsangebote flächendeckend auszubauen. Hierbei sind niedrigschwellige Angebote besonders wichtig, denn aus Untersuchungsberichten zur Ursache von Wohnungslosigkeit bei Frauen wissen wir, dass ein Teil der Frauen in einer Wohnungsnotfallsituation ein Hilfeangebot bereits aufsucht, während sie noch in der eigenen Wohnung leben. Dies spricht dafür, dass viele Frauen aktiv Hilfe suchen und sie annehmen, wenn sie zur Verfügung steht.
Die besonders von Frauen genutzte aufsuchende medizinische Hilfe für Wohnungslose sollte außerdem in möglichst allen Kommunen und Kreisen in NRW angeboten werden.
Zudem sollte es ein niedrigschwelliges Wohn- und Betreuungsangebot für wohnungslose Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf geben. Auch „Second-Stage-Projekte“ für Frauen und Kinder in einer Übergangsphase nach einem Aufenthalt im Frauenhaus müssen ausgebaut werden. Denn nach einem solchen Aufenthalt haben viele Frauen große Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden.
Die Hilfe- und Unterstützungsformen für junge Erwachsene sollten ausgebaut und die Angebote und Hilfen geschlechtsspezifisch ausgerichtet werden. Zudem muss das Landesprogramm „Hilfe für Wohnungslose“ so weiterentwickelt werden, dass der flächendeckende Ausbau der Hilfe- und Unterstützungsangebote für wohnungslose Frauen einen Schwerpunkt darstellt.