Keine Wohnung zu haben, ist eine der extremsten Formen von Armut. Wir machen konkrete Vorschläge, Obdachlosigkeit entgegenzuwirken, Hilfsangebote auszubauen und Ursachen zu bekämpfen.
Wohnen ist eine der zentralen Gerechtigkeitsfragen unserer Zeit. Die Zahl der Menschen, die keine eigene Wohnung haben, steigt seit Jahren kontinuierlich. Die Gründe sind vielfältig. Auch aufgrund der in vielen NRW-Städten steigenden Mieten verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung. In NRW hat sich die Zahl der gemeldeten Wohnungslosen von 2011 bis 2016 um fast 60 Prozent auf mehr als 25.000 erhöht. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Denn Menschen, die in unzumutbaren Verhältnissen leben müssen oder deren Wohnungsverlust unmittelbar bevorsteht, werden gar nicht erfasst.
Gleichzeitig fehlen in NRW mehr als 200.000 Sozialwohnungen. In unserem Antrag zur wirksamen Bekämpfung von Wohnungslosigkeit fordern wir daher unter anderem, dass der soziale Wohnungsbau Vorrang in der Wohnungspolitik des Landes haben muss. Nur so kann das ambitionierte, aber notwendige Ziel von 250.000 neuen Sozialwohnungen bis 2022 eingehalten werden. In Kommunen mit angespanntem Wohnungsmarkt sollen 30 Prozent der neu zu errichtenden Wohnfläche sozial geförderte Wohnungen sein. 41 Prozent der Menschen, denen Wohnungslosigkeit droht, beziehen Arbeitslosengeld II. Wir fordern die Landesregierung daher auch auf, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die Sanktionen im Arbeitslosengeld II abgeschafft und unter anderem die Kosten der Unterkunft neu berechnet werden. Sie müssen den tatsächlichen Bedarfen entsprechen.
Auf unseren Druck hat die schwarz-gelbe Landesregierung reagiert und im Juni 2019 die Initiative „Endlich ein Zuhause!“ gestartet. Wir erwarten, dass die Angebote – zum Beispiel für Frauen in Wohnungsnot – flächendeckend ausgebaut werden. Damit solche Programme und Ansätze wie „Housing First“, nach dem Wohnungslosen reguläre Wohnungen parallel mit persönlicher und gesundheitlicher Hilfe vermittelt werden, greifen können, muss die Landesregierung mehr für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums tun. Außerdem muss sie sich dafür einsetzen, dass das Wohnungsangebot für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf ausgebaut wird und unter anderem ausreichend rollstuhlgerechte Apartments zur Verfügung stehen.