Potenziale der migrantischen Ökonomie stärker nutzen

Kommunalinfo

Liebe Freundinnen und liebe Freunde,
die in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung „Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2014“  zeigt: In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Selbstständige mit Migrationshintergrund wie in Nordrhein-Westfalen, 2014 waren es knapp 160.000. Insgesamt 300.000 Arbeitsplätze hingen demnach direkt mit der migrantischen Ökonomie zusammen. Die Studie zeigt, dass die Gründungsbereitschaft bei Menschen mit Migrationshintergrund deutlich höher ist als beim Rest der Bevölkerung. Diese Begeisterung fürs Unternehmertum bietet ein großes Potenzial für Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze. Gleichzeitig belegt die Studie aber auch, dass die Zahl der migrantischen Unternehmen in anderen Ländern deutlich stärker wächst als in NRW: Bundesweit ist die Zahl der Beschäftigten in Unternehmen von Menschen mit Migrationshintergrund seit 2005 um ein Drittel gestiegen, während sie in NRW nahezu unverändert blieb.
Um die Chancen und Potenziale migrantischer Ökonomie noch stärker nutzen zu können, brauchen wir also zukünftig zusätzliche Angebote, die Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern. Hierfür haben wir GRÜNE im Landtag NRW bereits im März dieses Jahres gemeinsam mit der SPD einen Antrag eingebracht, der die kulturelle Vielfalt in der Wirtschaft stärken soll . Der Antrag zielt darauf ab, Migrantinnen und Migranten bei der Gründung von Unternehmen zu unterstützen. Passgenaue Angebote helfen Gründer*innen mit Migrationshintergrund, die häufig vor spezifischen Problemen stehen – etwa mangelnden Informationen über Beratungs- und Förderprogramme. So wollen wir gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern und Migrantenorganisationen in NRW Strategien entwickeln, um die Repräsentanz von migrantischen Unternehmen in den Selbstverwaltungsorganisationen zu erhöhen, bereits bestehende Programme zur Gründerförderung weiterzuentwickeln und neue zielgruppenspezifische Beratungsangebote zu schaffen. Der Antrag erhielt bei einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss am 1. Juni großen Zuspruch von den anwesenden Expertinnen und Experten und soll nach der Sommerpause beschlossen werden.  
Natürlich können auch vor Ort spezielle Angebote zur Existenzgründung von Migrantinnen und Migranten gemacht werden. Besonders gute Beispiele für die Unterstützung auf kommunaler Ebene sind die Koordinierungsstelle für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten der Stadt Münster und das Kommunale Integrationszentrum Kreis Lippe. Für Eure Ratsarbeit findet Ihr im Anhang eine Musteranfrage, die Ihr in dem für Wirtschaft zuständigen Ausschuss oder an die Wirtschaftsförderung in Eurer Kommune stellen könnt.
Bei Rückfragen könnt Ihr Euch gerne an Marc Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landtagsfraktion für Wirtschaft, Mittelstand und Handwerk (marc.schulz@landtag.nrw.de, 0211 884 2862), oder mich wenden.
Viele Grüße
Birgit Beisheim

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