Europäisches Bauhaus-Projekt im nördlichen Ruhrgebiet

Kommunalinfo

Liebe Freundinnen und Freunde,
letzte Woche haben wir einen Antrag in den Landtag eingebracht, mit dem wir die kürzlich von der EU-Kommission initiierte „Europäische Bauhaus-Bewegung“ auch in NRW verankern wollen. Dazu schlagen wir vor, schon 2021 ein interdisziplinäres Reallabor für nachhaltige Stadtentwicklung in Nordrhein-Westfalen zu etablieren.
Gebauter Klimaschutz
Nach Vorschlägen der EU-Kommission sollen europaweit fünf Bauhaus-Projekte geschaffen werden, in denen es darum geht, tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Städte von morgen zu finden. Diese sollen die technologischen Fortschritte der Digitalisierung stetig miteinbeziehen und zu nutzen wissen, dem Klimaschutz Rechnung tragen, indem sie Emissionen deutlich reduzieren, und den Ansprüchen der Bevölkerung an Ästhetik und erhöhte Lebensqualität gerecht werden.
Diese Europäische Bauhaus-Bewegung korrespondiert mit der ebenfalls von der EU-Kommission im Rahmen des Green Deal angestoßenen Renovierungswelle im Baubestand. Es geht hier um nicht weniger als gebauten Klimaschutz, denn in Deutschland entfallen etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen und 35 Prozent des Endenergieverbrauchs auf den Gebäudesektor. Die Klimaschutzziele der EU auf diesem Feld sind also nur durch eine breit angelegte Sanierungsoffensive und eine konsequente Wärmewende zu erreichen. Wir wollen daher, dass die von der EU beabsichtigte Europäische Bauhaus-Bewegung auch in unser Bundesland hineinreicht, denn NRW hinkt beim gebauten Klimaschutz hinterher. Das Reallabor bietet die Chance, dies endlich zu ändern.
Anknüpfung an die Bauhaus-Bewegung: Koalition der Gewerke für die Arbeit an einer neuen Welt
In der Anknüpfung der EU-Kommission an das vor gut einhundert Jahren gegründete „Staatliche Bauhaus Weimar“ (1919) sehen wir eine weitblickende und mutige Entscheidung. In den Werkstätten und Laboren der Zukunft versammelten sich Handwerker*innen, Techniker*innen, Architekt*innen, Künstler*innen und Kreative aller Art. Aus unproduktivem Neben- und Gegeneinander wurde ein kreatives, produktives Miteinander. Das Bauhaus steht „für die Arbeit am Bau einer neuen Welt“ (Alfred Arndt zur Eröffnung des Dessauer Bauhauses). Genau darum geht es auch heute: Arbeit zur Abwendung der globalen Klimakatastrophe, Arbeit am Bau einer postfossilen Zukunft, Arbeit an der Transformation aller energierelevanten Sektoren gesellschaftlicher Wirklichkeit. Zur Bewältigung der notwendigen umfassenden Transformation müssen wir das Nebeneinander von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Bildung in ein produktives Miteinander aller gesellschaftlicher Akteur*innen – eine Koalition von Kompetenz, Erfahrung und Phantasie – überführen. Der Energiesektor, Stadtentwicklung, Bauen und Gebäudemanagement sind hierbei entscheidende Bewährungsfelder auf kommunaler Ebene.
Der ‚Pott‘: Reallabor für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Für uns ist auch klar, wohin eine solche Zukunftswerkstatt gehört: in den ‚Pott‘! Das Ruhrgebiet blickt auf eine mehrhundertjährige Industrie- und Wirtschaftsgeschichte zurück. Und auf das Kohlezeitalter folgt jetzt das Nachhaltigkeits-Zeitalter. Insbesondere das nördliche Ruhrgebiet bzw. die Emscherregion sind geeignet, um den im Gebäudesektor erforderlichen Transformationsprozess in NRW zu verankern: Dieser in einzigartiger Weise von Industrie und Strukturwandel geprägte Ballungsraum bietet enormes Innovationspotenzial für zukunftsweisende, klimaschonende Stadt- und Infrastrukturentwicklung.
Für Rückfragen stehen Euch unsere wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen für Stadtentwicklung, Michèle Eichhorn (michele.eichhorn@landtag.nrw.de, 0211 884 2702), und für Europapolitik, Rebecca Joest (rebecca.joest@landtag.nrw.de, 0211 884 2737), gerne zur Verfügung.

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