Eileen Woestmann: Newsletter Familie, Kinder & Jugend Landtag NRW

Portrait Lena Zingsheim-Zobel
Portrait Dagmar Hanses
Portrait Eileen Woestmann
Portrait Norika Creuzmann

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. “Endspurt” hieß es in unserer letzten Plenarwoche, um den Haushalt 2024 zu verabschieden.

Trotz der schwierigen finanziellen Haushaltslage hat das Familienministerium einen soliden Haushaltsplan aufgestellt. Mit dem Haushalt 2024 setzen wir als schwarz-grüne Koalition einen Fokus auf Kinder, Jugend und Familien. Wichtige Angebote in der frühkindlichen Bildung können wir damit erhalten sowie den Kinderschutz und die Jugendarbeit weiter voranbringen. Wir stärken damit die Kleinsten in unserer Gesellschaft, ihren Schutz und ihre Bildung. Wir als Grüne Landtagsfraktion hätten uns gewünscht, für diese Bereiche mehr Geld in die Hand zu nehmen, doch das ist in der aktuellen Situation nicht möglich.
Mit unseren drei Änderungsanträgen konnten wir die Landesfachstelle Alleinerziehende NRW stärken, die Arbeit der Familienverbände in NRW sichern und die Einsparungen in der Arbeit mit jungen Geflüchteten auffangen.
Näheres dazu und vieles mehr findet ihr in dieser Ausgabe des Newsletters.

Wir wünschen euch eine besinnliche Weihnachtszeit, friedliche und ruhige Feiertage, einen entspannten Jahresausklang und einen positiven Start in das Jahr 2024 🙂

Landesfachstelle für Alleinerziehende NRW erhält eine zusätzliche Personalstelle

Alleinerziehende müssen besondere Herausforderungen in ihrem Familienalltag, Berufsleben, Zeitmanagement und vielem mehr bewerkstelligen. Bei Ein-Eltern-Familien besteht zudem ein hohes Armutsrisiko. Daher haben wir uns für die Einrichtung der Landesfachstelle Alleinerziehende NRW stark gemacht, die im Mai 2023 ihre Arbeit aufgenommen hat. Unter der Zielsetzung „Informieren, Vernetzen und Fortbilden“ bietet die Fachstelle den kommunalen Akteur*innen kompetente Ansprechpartnerinnen.
Die Auftaktveranstaltung der Landesfachstelle für Alleinerziehende NRW hat gezeigt: Hier sind motivierte Menschen, die für Alleinerziehende und ihre Bedarfe brennen und die mit Motivation und Engagement sich in die Arbeit stürzen. Es wurde schon jetzt deutlich: Der Bedarf an Vernetzung und Beratung ist groß. Das nehmen wir ernst und daher haben wir als Koalition einen gemeinsamen Änderungsantrag eingebracht. Hiermit konnten wir erwirken, dass die Landesfachstelle weitere 50.000 Euro erhält. So stärken wir die Landesfachstelle bei ihrem Start und perspektivisch auch darüber hinaus.

Absicherung der Familienverbände in NRW

Familien in NRW sind verschieden und vielfältig. Das ist gut und wichtig und zeigt gleichzeitig die Breite an individuellen Themen, Bedarfen und Herausforderungen von Familien auf. Die Familienverbände in NRW bilden diese Vielfalt ab und leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass Familien in NRW sich gesehen und wertgeschätzt fühlen. Sie leisten differenzierte Beratungsarbeit und machen Vielfalt für viele erst lebbar.
Durch die Familienverbände gibt es Ansprechpersonen für Belange von Regenbogenfamilien, von Müttern oder Vätern, von Eltern mit Adoptiv- oder Pflegekindern und Familien, in denen Kinder bilingual aufwachsen und viele weitere. Mit unserem schwarz-grünen Änderungsantrag stärken wir diese wichtige Arbeit für 2024 weiterhin, sodass die zuvor vorgesehene Kürzung im Haushalt 2024 nicht umgesetzt wird.

Mädchenpolitischer Ratschlag – Berufswahlorientierung gendersensibel

Die Berufswahlorientierung für Mädchen gendersensibel auszurichten, ist ein Grundstein für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Nur wenn Mädchen alle ihre Potentiale und Möglichkeiten kennen, unabhängig von Rollenklischees handeln können, kann die Berufswahl frei sein.
Das war auch das Thema des vergangenen Mädchenpolitischen Ratschlags. Dagmar Hanses (Sprecherin für Jugendpolitik) und İlayda Bostancıeri (Sprecherin für Frauen- und Gleichstellungspolitik) treffen sich regelmäßig mit Vereinen und Verbänden aus dem Bereich der Mädchenarbeit. Im Gespräch mit unterschiedlichen Akteur*innen der Mädchenarbeit entstehen immer wieder neue Perspektiven und Ideen rund um das Thema Mädchenpolitik.
Im Rahmen des Austausches zur gendersensiblen Berufswahlorientierung wurden verschiedene Aspekte besprochen. Kinder entwickeln bereits im Verlauf des Kindergartenalters eine Vorstellung von Berufen und ihrer vermeintlichen Geschlechterzugehörigkeit. Hier brauchen wir früh Vorbilder und Mentor*innen. Denn nur was vorgelebt und aktiv gezeigt wird, kann helfen, Stereotypen zu überwinden und ein breiteres Spektrum an Berufsfeldern aufzuzeigen.
Eine gendersensible Berufswahlorientierung kann dazu beitragen, geschlechtsspezifische Lohnunterschiede (Gender Pay Gap) zu verringern und die Auswahlmöglichkeiten bei der Berufswahl zu weiten, indem sie junge Menschen ermutigt, gut bezahlte Berufe unabhängig von Geschlechterklischees zu verfolgen.
Ein wichtiger Schritt besteht darin, Eltern und Lehrkräfte für geschlechtsspezifische Stereotypen zu sensibilisieren, damit Mädchen in ihren individuellen Interessen besser unterstützt werden, unabhängig von traditionellen Erwartungen oder gesellschaftlichen Normen. Bei der gendersensible Berufswahlorientierung muss auch der Blick geweitet werden, damit auch non-binäre und transgeschlechtliche Jugendliche besser mitgedacht werden. Hier liegt noch Arbeit vor uns, sodass wir auch das Feld der Berufswahlorientierung in Zukunft noch intersektionaler angehen.
Unser Ziel besteht darin, Mädchen dazu zu ermutigen, ihre Talente, Interessen und Fähigkeiten frei zu erkunden und zu nutzen. Wir möchten, dass sie ihre Berufswahl unabhängig davon treffen, ob diese in traditionell als „männlich“ oder „weiblich“ wahrgenommenen Berufen liegen.

Einsamkeit ist keine Privatsache – Einsamkeit bei Jugendlichen sehen, ernst nehmen und entgegenwirken.

Häufig werden mit dem Thema Einsamkeit ältere Menschen in Verbindung gebracht. Entgegen der bisherigen Auffassung stellt sich Einsamkeit auch bei jungen Menschen als ein häufiges Problem dar, welches durch die letzten Jahre in der Corona-Pandemie verstärkt wurde. Daher hat die Landesregierung eine Studie in Auftrag gegeben, die im November vorgestellt wurde.
Unter den Jugendlichen ab 16 Jahren ist fast jeder fünfte von starker Einsamkeit betroffen. Dabei hat die Studie deutlich gemacht, dass der sozioökonomische Status ein Faktor für die Betroffenheit von Einsamkeit ist. So sind Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status stärker von Einsamkeit betroffen als Jugendliche aus Familien mit hohem sozioökonomischen Status. Darüber hinaus wurden die Präsenz von zwei Elternteilen, das Treffen mit Freund*innen und die Qualität der Beziehung mit Freund*innen und Familie als weitere Risiko- und Schutzfaktoren festgestellt.
Um Einsamkeit bei Jugendlichen zu bekämpfen, sind Maßnahmen zur Vorbeugung dringend erforderlich. Die Autor*innen der Studie fordern daher weitere wissenschaftliche Forschung von Einsamkeit bei Jugendlichen sowie die Implementierung von präventiven Maßnahmen auf individueller und institutioneller Ebene. Alle präventiven Ansätze in dem Bereich müssen spezifisch auf Jugendliche und ihre Bedürfnisse ausgerichtet sein sowie die Förderung sozialer Kompetenzen zum Ziel haben.
Dabei müssen die Programme den Bedarf unterschiedlicher Jugendlicher innerhalb und außerhalb der Schule berücksichtigen und flexibel gestaltet sein. Außerdem sollte es eine Ausweitung der niedrigschwelligen psychologischen Beratung geben, um den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden und auf lange Wartezeiten für Psychotherapien zu reagieren. Verbandliche und offene Jugendarbeit sowie die Jugendsozialarbeit leisten dabei einen wichtigen Beitrag, um Gemeinschaft erlebbar und Demokratie erfahrbar zu machen. Hier möchten wir in Zukunft ansetzen, um die psychische Gesundheit auch bei Jugendlichen in den Fokus zu rücken. Im Kinder- und Jugendförderplan des Landes findet sich ein neuer Förderbereich „Gesundheit/Resilienz/Bewegungsförderung“, worin auch die Projekte mit dem Schwerpunkt mentale Gesundheit finanziert werden.

Kinderschutz im kommerziellen Raum  

Die Kinderschutzkommission (KiSchKo) wurde in der vergangenen Wahlperiode nach dem Bekanntwerden der Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Lügde als Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend im Landtag von NRW eingerichtet. Auch in dieser Wahlperiode setzt die KiSchKo ihre Arbeit fort und versucht in ihrer Arbeit Lücken im Kinderschutz in NRW zu identifizieren und auch Best-Practice-Beispiele bekannter zu machen, damit wir den Kinderschutz in unserem Land verbessern können.
In der Vergangenheit sind Fälle von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen im kommerziellen Bereich, z.B. kommerzielle Sportschulen und -camps, Musikschulen, haushaltsnahe Betreuungsangebote und Hausaufgabenhilfen etc., immer wieder öffentlich geworden. In einer Anhörung hat die KiSchKo gemeinsam mit Expert*innen Handlungsbedarf in diesem Bereich festgestellt. So fehlen bei den kommerziellen Anbietern häufig Kinderschutzkonzepte. Kinderschutz muss aber auch im kommerziellen Bereich verlässlich und rechtssicher sein.
Die Kommission hat deshalb in ihrer Sitzung am 9. November beschlossen, ein Gutachten zum Thema Kinderschutz im kommerziellen Raum in Auftrag zu geben. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, um passgenaue Maßnahmen zur Stärkung des Kinderschutzes in diesem Bereich auf den Weg zu bringen.

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