Laura Postma (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Der Fachkräftemangel – das ist hier mehrfach durchgeklungen – ist eine der großen Herausforderungen dieser Zeit. Das ist ehrlicherweise nicht erst seit gestern oder seit heute so, sondern das zeichnet sich demografisch schon länger ab. Deswegen ist es gut, dass wir uns dieser Herausforderung intensiv widmen und uns insbesondere anschauen, welche Potenziale wir vor Ort haben. Das sind eben in einem ganz besonderen Ausmaß die Potenziale von uns Frauen.
Wenn wir dieses Potenzial von Frauen im Arbeitsmarkt heben, dann ist es am Ende sogar eine Win-Win-Situation: für Unternehmen und die Wirtschaft mit Blick auf Bedarf und Fachkräftemangel, aber auch darauf, dass zum Beispiel divers besetzte Führungsteams für Unternehmen profitabler sind, und – das ist ganz besonders wichtig – am Ende natürlich auch für uns Frauen.
Heute arbeiten immer noch überwiegend Frauen in Teilzeit, weil sie den Großteil der kostenlosen Care-Arbeit übernehmen,
(Anja Butschkau [SPD]: Ja, habe ich auch gesagt!)
liegt der sogenannte Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, immer noch bei 16 % und ist der Weg zurück in den Beruf oder auch die Karriereleiter herauf für Frauen schlichtweg schwieriger. Hierfür braucht es Lösungen und kluge Konzepte,
(Anja Butschkau [SPD]: Genau!)
die ehrlicherweise über die reine Frage der Kinderbetreuung hinausgehen müssen, auch wenn Sie das eben anders dargestellt haben. Das haben wir heute Morgen schon ausführlich diskutiert. Die Frage von Gleichstellung im Erwerbsleben muss gemeinsam mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern diskutiert und angegangen werden, denn es ist auch eine Frage der Unternehmenskultur und von konkreten Möglichkeiten sowie Förderung am Arbeitsplatz.
An genau diesen unterschiedlichen Ansatzpunkten arbeiten wir in NRW bereits. In einer gemeinsamen Fachkräfteoffensive bündelt die Landesregierung in NRW auch Maßnahmen zur verbesserten Erwerbstätigkeit von Frauen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen insbesondere der SPD, ich gebe Ihnen hieraus gerne einige konkrete Beispiele. Da Sie in Ihrem Antrag ein Monitoring fordern, kann ich Ihnen sagen: Eine umfassende Übersicht all dieser Maßnahmen gibt es bereits im Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Fachkräfteoffensive. Darin können Sie das ganz einfach digital umfassend nachlesen.
Die erste konkrete Maßnahme, die wir bereits angehen, sind die Kompetenzzentren Frau und Beruf.
(Anja Butschkau [SPD]: Ja, stimmt!)
Es ist gut, wichtig und richtig, dass wir in eine neue Förderphase eingestiegen sind.
(Anja Butschkau [SPD]: Stimmt!)
In 15 Regionen unterstützen die Kompetenzzentren Frau und Beruf kleine und mittelständische Unternehmen in Fragen der Förderung von Frauen im Erwerbsleben. Sie sind kompetente Ansprechpartner*innen vor Ort und vernetzen wichtige Akteure. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei dieses Mal auch auf sogenannten Mentoringprogrammen, die insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund unterstützen sollen, im Erwerbsleben anzukommen und weiterzukommen.
Im Bereich „Existenzgründungen“ zum Beispiel hat das Wirtschaftsministerium das Gründungsstipendium so gestaltet, dass Gründung und Kinderwunsch nun besser zueinander passen. Außerdem bringt Ministerin Neubaur den Mutterschutz für Selbstständige voran und hat für NRW in den Bundesrat einen entsprechenden Entschließungsantrag eingebracht. Auch das können Sie im Fortschrittsbericht der Fachkräfteoffensive dieser Landesregierung nachlesen.
Programme wie „Kein Abschluss ohne Anschluss“ bieten eine geschlechtersensible Berufsorientierung und Talentscouting für junge Menschen.
Dann komme ich zum Punkt „Lohnungleichheit“. Sie haben das hier abgetan mit den Worten: Ja, es gibt einen Lohnatlas. – Im letzten Jahr wurde dieser Lohnatlas zum ersten Mal in einem digitalen interaktiven Tool umfassend vorgestellt,
(Anja Butschkau [SPD]: Ja, das reicht doch!)
sodass wir nun anhand einer konkreten Datenbasis konkrete Maßnahmen ableiten und dann auch gezielt handeln können.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Die Analyse der aktuellen Herausforderungen, wie sie im vorliegenden Antrag dargestellt sind, teilen wir. Es ist sehr wichtig, dass wir Frauen im Erwerbsleben unterstützen. An der Lösung dieser Herausforderungen arbeiten wir allerdings schon intensiv, hierfür braucht es den vorliegenden Antrag nicht. Deswegen lehnen wir ihn hier heute ab. – Danke schön.
(Beifall von den GRÜNEN)
