Lena Zingsheim-Zobel (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist unbestreitbar, dass ein grundlegendes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge wesentlich ist, um kompetente Entscheidungen im Alltag und im Berufsleben zu treffen. So far, so good.
Dennoch ist der vorliegende Antrag der FDP zu eindimensional und vernachlässigt wesentliche Aspekte, die für eine umfassenden Bildung und für eine nachhaltige Entwicklung in Zukunft notwendig sind.
Was müssen wir Schüler*innen an die Hand geben, um die Herausforderungen zu bewältigen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert sind? Um ein Leben in diesen herausfordernden Zeiten zu bestreiten, braucht es doch viel mehr als eine einseitige ökonomische Bildung. Der Antrag stellt die finanzielle Bildung so isoliert dar, als ob sie getrennt von anderen gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Themen existieren würde.
Liebe FDP, Sie sagen, junge Menschen möchten mit Kompetenzen ausgestattet werden, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Aber die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen besteht doch nicht nur aus Aktienhandel und Wohnbaukrediten. Die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen wird von Folgen des Klimawandels geprägt sein, mit sozialen und ökologischen Folgen. Ja, auch ökonomische Bildung gehört dazu, um Schüler*innen auf diese Zukunft vorzubereiten, aber eben nicht nur.
Ökonomische Bildung sollte nicht ausschließlich als Vorbereitung auf ein erfolgreiches Agieren im marktwirtschaftlichen System betrachtet werden. Vielmehr muss sie in einem umfassenden Kontext gesehen werden, sie muss in einem nachhaltigen Kontext gesehen werden. Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt nicht nur wirtschaftliche Kompetenzen, sondern verknüpft diese mit ökologischen, sozialen und politischen Fragen. Ein ganzheitlicher Bildungsansatz befähigt die Lernenden, komplexe Probleme zu erkennen und interdisziplinäre Lösungen zu entwickeln.
Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit der CDU einen Antrag zur Weiterentwicklung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Nordrhein-Westfalens Schulen gestellt. Unser Antrag zielt darauf ab, das Bewusstsein für eine sozial gerechte, wirtschaftlich erfolgreiche und ökologisch verträgliche Gesellschaft zu stärken, ganzheitlich. BNE, so die Kurzfassung, soll dabei als Querschnittsaufgabe fächer- und jahrgangsübergreifend integriert werden.
Wir streben an, dass Schüler*innen sich zu eigenverantwortlichen und kritischen Mitgliedern unserer Gesellschaft entwickeln können, die nachhaltiges Handeln als selbstverständlich betrachten und die Herausforderungen der Zukunft mit einem umfassenden und nachhaltigem Bildungsansatz angehen können.
Außerdem muss die Förderung von kritischem Denken und reflektierter Teilhabe mitgedacht werden. Es ist ein großes Problem, dass durch die Einführung des Faches Wirtschaft in den Klassen 5 bis 10 die Sozialwissenschaften unter Umständen zurückstecken müssten.
Die Forderung der FDP nach einer stärkeren ökonomischen Bildung ist zwar in der Absicht richtig, jedoch in ihrer Ausgestaltung zu kurz. Eine umfassende Bildung, die wirtschaftliche, ökologische, politische und soziale Aspekte integriert, ist notwendig, um Schüler*innen auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
(Beifall von den GRÜNEN)
Wir sollten uns daher nicht nur auf eine einseitige ökonomische Bildung beschränken, sondern einen ganzheitlichen Bildungsansatz verfolgen, der die Schüler*innen zu verantwortungsbewussten und reflektierenden Bürger*innen macht, um somit bestmöglich auf ihre Zukunft und auf die Herausforderungen unserer Zeit vorbereitet zu sein. Gern führen wir diese Diskussion im Ausschuss fort. Wir stimmen der Überweisung daher zu.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)