Julia Eisentraut: „Das Potenzial ist enorm“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag zu Working Spaces

Portrait Julia Eisentraut Februar 2023

Der Antrag „Working Spaces 2.0: Dezentrale, wohnortnahe Arbeitsplätze für Beschäftigte des Landes“

Julia Eisentraut (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleg*innen der demokratischen Fraktionen! Wir machen den öffentlichen Dienst attraktiver, indem wir mehr Beschäftigten des Landes flexibles und wohnortnahes Arbeiten ermöglichen. Denn als Zukunftskoalition ist uns absolut klar: Gute Arbeitsbedingungen sind heute mehr als nur faire Entlohnung.

Es gibt Wünsche nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf, von pflegerischen Tätigkeiten und Beruf, aber auch nach der Vereinbarkeit des Engagements in der freiwilligen Feuerwehr oder im Sportverein mit dem Beruf, worauf wir als Gesellschaft auch angewiesen sind. Denn weniger Pendeln durch wohnortnahes Arbeiten bedeutet einfach mehr Zeit – mehr Zeit für Familie, für Freunde, für Freizeit, zur Erholung, aber auch für Engagement.

Gleichzeitig bedeutet dies weniger CO₂ und weniger Verkehr. Es kann unsere Städte lebenswerter machen und letztendlich dazu führen, dass wir die kostbare Ressource Raum im städtischen Raum effizienter nutzen.

(Beifall von den GRÜNEN und Christina Schulze Föcking [CDU])

Auch für den ländlichen Raum bedeutet ein wohnortnahes und flexibles Arbeitsangebot im öffentlichen Dienst einen enormen Vorteil. Denn die Menschen müssen nicht in die Städte pendeln. Beschäftigungen im öffentlichen Dienst werden dadurch attraktiver. Man kann wohnortnahes Arbeiten mit einem Leben im Grünen verbinden, das viele in der Coronapandemie zu schätzen gelernt haben.

Homeoffice ist allerdings nicht für alle immer eine Option. Gerade in der Coronapandemie war auch das eine Lehre. Es mag am beengten Raum oder den Kindern zu Hause liegen. Vielleicht ist man auch einfach nur einsam, wenn man den ganzen Tag alleine vor dem Computer sitzt. Homeoffice ist also nicht für alle eine Option. Daher sind Working Spaces wie die, die wir für unsere Landesbeschäftigten planen, eine sinnvolle Ergänzung.

(Beifall von den GRÜNEN und Christina Schulze Föcking [CDU])

Working Spaces – das heißt, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes arbeiten an anderer Stelle – können viele positive Nebeneffekte haben. Sie können Einsamkeit verhindern, Austausch fördern, Kreativität stärken und Kooperationen zwischen Behörden und zwischen Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen fördern.

Deshalb beauftragen wir die Landesregierung, umfassend zu erkunden, in welchen Einrichtungen von Land und Kommunen dezentrale Arbeitsplätze eingerichtet werden können. Wir wollen nicht die Kommunen gegen das Land ausspielen. Es geht uns darum, gemeinsam herauszufinden, ob wir nicht in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes ein wohnortnahes, flexibles Arbeiten möglich machen können.

Langfristiges Ziel ist es, allen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Landes sowie in den landeseigenen Betrieben flächendeckend solche Arbeitsplätze bieten zu können.

Ja, es gibt in diesem Zusammenhang noch offene arbeitsrechtliche Fragen zwischen dem Land als Arbeitgeber und den Personalräten. Doch wir haben das Vertrauen – das gehört zu einem Pilotprojekt dazu –, dass diese gemeinsam gute Lösungen für beide Seiten finden werden.

Wir wollen gleichermaßen kommunale und Landesbeschäftigte berücksichtigen. Deshalb ist uns der Austausch mit den kommunalen Spitzenverbänden, wie er im Antrag thematisiert wird, so wichtig. Das Potenzial ist enorm, wenn wir hierbei kooperieren, wenn sich kleine Gemeinden und große Landeseinrichtungen beteiligen. Dem wollen wir Rechnung tragen.

(Beifall von den GRÜNEN)

Liebe Kolleg*innen der demokratischen Fraktionen, die Möglichkeit, wohnortnah und flexibler zu arbeiten, erhöht die Attraktivität des öffentlichen Dienstes, der derzeit in allen Bereichen mit Fachkräftemangel zu kämpfen hat. Der Fachkräftemangel wird aufgrund des demografischen Wandels in absehbarer Zeit auch nicht besser werden.

Wir haben viel vor. Wir wollen unser Land moderner, sozialer, ökologischer und nachhaltiger machen. Dafür brauchen wir engagierte Bedienstete im öffentlichen Dienst. Diese finden wir nur durch attraktive Arbeitsbedingungen. Working Spaces und damit verbundenes mobiles, flexibles, wohnortnahes Arbeiten im öffentlichen Dienst sind ein entscheidender Faktor für die jungen Menschen von heute. Deshalb werben wir um Zustimmung.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)