Eileen Woestmann: „Wir brauchen gut ausgebildete Menschen, die die Betreuung, aber auch die Bildung und Erziehung unserer Kinder im Offenen Ganztag übernehmen“

Zum Antrag der SPD-Fraktion zum OGS-Rechtsanspruch

Portrait Eileen Woestmann

Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Wir haben jetzt schon sehr viel Wichtiges und Richtiges über das Thema „Offene Ganztagsschule“ gehört. Ich möchte gerne noch auf das Thema „Qualität im Ganztag“ eingehen.

Die Grundlagen, auf der Träger aktuell ihre Angebote gestalten, sind ausgesprochen verschieden. An dieser Stelle ist es mir wichtig, zu betonen, dass ich wahrnehme, dass alle Kommunen sehr bemüht sind, den Ausbau von OGS gut, qualitativ hochwertig und vor allem auch zügig voranzutreiben.

Es gibt aber auch eine große Heterogenität bei den Vorgaben, die Kommunen ihren OGSn machen. Damit wir über eine Bezahlung nach Tarif sowie über Qualität und Standards sprechen können, müssen wir genau dort ansetzen und gemeinsam mit Schule und Jugendhilfe entwickeln, wohin die Reise gehen soll. Dabei kann es nicht sein, dass wir davon ausgehen, dass der Offene Ganztag einfach an die Schule drangeklebt wird und Schule Business as usual macht.

Ja, Jugendhilfe und Schule sind sehr verschiedene Systeme. Deren Zusammenarbeit war und ist nicht immer ganz einfach. Das ist, glaube ich, nicht von der Hand zu weisen. Aber genau deshalb ist doch dieser Rechtsanspruch eine große Chance, um hier neue Wege der Zusammenarbeit zu verwirklichen.

Wenn wir davon sprechen, dass Kinder einen Tag in der Schule verbringen, dann müssen wir das auch im Sinne der Kinder denken. Dann können wir nicht nur von einer Kooperation auf Augenhöhe sprechen, sondern müssen sie leben. Deshalb ist es gut, dass das Schulministerium und das Familienministerium dazu gerade in engem Austausch miteinander sind und Beteiligungsgespräche mit den Kommunen, den Trägern, den Eltern und weiteren Expert*innen führen.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Ziel ist dabei nicht nur, dass Jugendhilfe und Schule miteinander kooperieren, sondern auch, dass zusätzlich Vereine, Musikschulen, Sportvereine usw. ebenfalls ihren Platz im Offenen Ganztag finden und den Kindern so wichtige Lernerfahrungen ermöglichen. Das Schöne daran ist: Dadurch kommt unseren Kindern die Vielfalt des Angebots zugute.

(Beifall von den GRÜNEN)

Ja, es ist auch wichtig, über Geld zu sprechen. Aber es geht nicht nur allein um das Geld. Es geht um gute Rahmenbedingungen, die gerade geschaffen werden. Es geht darum, den Platzausbau voranzubringen. Wie wir gerade gehört haben, stellt die Landesregierung dafür entsprechende Mittel bereit. Ich bin auch sehr dankbar für die Ankündigung, dass eine Förderrichtlinie zum Infrastrukturausbau veröffentlicht werden wird.

Es geht aber auch darum, Qualitätsstandards zu definieren. Denn wir brauchen gut ausgebildete Menschen, die die Betreuung, aber auch die Bildung und Erziehung unserer Kinder im Offenen Ganztag übernehmen.

Ja, es wäre einfach, zu sagen: Wir ziehen einen Strich darunter, und alle Menschen, die ab 2026 in der OGS arbeiten, müssen eine Ausbildung oder ein Studium im pädagogischen Bereich haben.

Aber die Zeiten sind nicht einfach. Genau deshalb brauchen wir differenzierte Lösungen. Wir brauchen Übergänge, die gestaltet werden müssen und Möglichkeiten der Weiterqualifizierung eröffnen. Wir brauchen Multiprofessionalität, die die Arbeit bereichert. Gerade die Menschen, die schon in den OGSn im Land arbeiten, sind ein Riesenpfund für die Umsetzung des Rechtsanspruchs ab 2026.

Zusätzlich muss aber natürlich auch die Frage nach Kinderschutz geklärt sein. Aktuell gibt es meist ein Kinderschutzkonzept in der Schule, dann eins in der OGS und in den Vereinen noch ein weiteres. Das ist weder Sinn der Übung noch Kooperation auf Augenhöhe.

Kinderschutz geht nur gemeinsam und in enger Abstimmung. Dafür braucht es gemeinsame Strukturen, um die Zusammenarbeit nicht nur zu besprechen, sondern sie zu verankern. Genau daran wird aktuell gearbeitet. Ich bin mir sehr sicher, dass wir da als Koalition, aber gerne auch gemeinsam als Parlament eine gute Lösung finden werden. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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