Mehrdad Mostofizadeh: „Sie wollen ausgrenzen. Sie wollen Menschen verachten“

Zum Antrag der "AfD"-Fraktion zum Gerndern

Mehrdad Mostofizadeh

Mehrdad Mostofizadeh (GRÜNE): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Was ist Gendern? Gendern ist auch nach Meinung des Dudens schlichtweg das, was die beiden Kolleginnen gerade gesagt haben, nämlich der Respekt davor, dass man Männer wie Frauen, aber auch Diversität in der Sprache zur Geltung bringt und das durch sprachlich geeignete Methoden auch zur Anwendung bringt. Wenn man davor Angst hat, muss man das tun, was die AfD tut.

Die AfD hat aber nicht nur Angst vor dem Gendern, sondern will auch etwas anderes tun. Das ist eben im Beitrag von Herrn Müller angeklungen. Die AfD möchte den Diskurs verschieben. Sie möchte ihn nach rechts verschieben. Sie möchte Dinge unaussprechbar machen. Sie möchte dafür sorgen, dass rassistische und frauenverachtende Aussprachen okay sind. Man soll sich dafür entschuldigen, wenn man Respekt vor Frauen und in anderen Zusammenhängen vor anderen Menschen zum Ausdruck bringt, und man soll sich dafür entschuldigen, dass man respektvoll durch die Welt zieht.

Das werden wir nicht mitmachen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

Kurz noch zu zwei Punkten, die in dem Antrag fast schon ungeheuerlich sind:

Erstens. Der Duden befasst sich ausführlich mit dem Thema „Gendern“. Er gibt auch Sprachhinweise und nennt mögliche Methoden, wie man sich damit auseinandersetzt, ob man beide Formen verwendet, wie Frau Wendland das angesprochen hat, aber auch verschiedene andere Punkte.

Zweitens. Falsch ist, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache das Gendern ablehnen würde. Das ist schlicht falsch.

Sie hält das für eine gute Methode. Sie empfiehlt nur nicht, alle Einzelpunkte anzuwenden, und lässt auch offen, wie sich das Ganze weiterentwickelt, weil die Gesellschaft für deutsche Sprache genau das berücksichtigt, was eben auch schon gesagt worden ist: Sprache entwickelt sich. Also wird man sehen, wie sie sich weiterentwickelt.

Perfide finde ich einen Punkt im Antrag der AfD. Dort wird nämlich auf das Thema „Leichte Sprache für Menschen mit kognitiven Einschränkungen“ abgestellt. Die AfD-Bundestagsfraktion hat 2018 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, die suggerieren sollte, Migration und Einwanderung seien dafür verantwortlich, dass es zu vermehrter bei Geburt erworbener Behinderung gekommen sein soll. Das ist rassistisch unterwandert. Die Behindertenverbände haben sich klar dagegen gewandt. Tun Sie doch nicht so, als ob Sie sich um die Menschen mit Behinderung kümmern wollten. Sie wollen ausgrenzen. Sie wollen Menschen verachten.

Das machen wir nicht mit, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)