Paul: Wir brauchen jetzt eine wirkliche Fachkräfteoffensive

Pressemitteilung

Portrait Josefine Paul

Zum „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ erklärt Josefine Paul, Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Kinder, Jugend und Familie der GRÜNEN Fraktion im Landtag NRW:

„Das ,Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme‘ liefert uns klare Zahlen, die den dramatischen Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung belegen: Das Personal reicht für eine kindgerechte Kita-Betreuung in NRW bei Weitem nicht aus. Mehr als drei von vier Kindern in NRW – genau beziffert: 77 Prozent – besuchen eine Kita-Gruppe, die keine kindgerechte Personalausstattung hat: Es fehlen Fachkräfte, um dem Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrag gerecht zu werden. In diesem Bereich steht NRW deutlich schlechter da als im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt. Die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung legt die Defizite offen: Dabei ist das Problem des Fachkräftemangels nicht neu. Familienminister Stamp hat das Problem aber verschlafen. Der dringend notwendige Ausbau der Ausbildungsplätze kommt nicht nur nicht voran, im Vergleich zu 2017 ist die Zahl der Schulplätze sogar gesunken. Die Qualität in unseren Kitas hängt unmittelbar von ausreichendem, qualifiziertem und motivierten Personal ab. Neben der Schaffung weiterer Ausbildungsplätze brauchen Erzieherinnen und Erzieher gute Arbeitsbedingungen, damit wir sie auch im System halten. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat aber genau bei der Personalbemessung in den letzten vier Jahren nichts getan.

Der Ausbau von Kita-Plätzen bedeutet auch einen höheren Bedarf nach gut ausgebildetem Personal. Die Landesregierung muss jetzt endlich eine wirkliche Fachkräfteoffensive auf den Weg bringen. Denn bis eine solche Offensive Wirkung zeigt, braucht es Zeit.

Die von Familienminister Stamp angekündigte Qualifizierungsoffensive für Kita-Helfer ist reiner Etikettenschwindel. Die Landesregierung tut, was sie immer wieder tut: Sie formuliert ein Ziel, tut aber nicht das Notwendige, um es auch zu erreichen. Wer mehr Anreize zur Weiterqualifizierung schafft, muss die versprochene Ausbildung auch anbieten können. Die Ankündigung der Landesregierung für die Qualifizierungsoffensive und den neuen Ausbildungsgang kam einen Monat vor den Sommerferien für viele Schulen viel zu knapp, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen und flächendeckend Plätze an den Fachschulen für interessierte Alltagshelferinnen und Alltagshelfer anbieten zu können.

Kurzfristig muss Schwarz-Gelb die Kindertageseinrichtungen bei den weiterhin notwendigen Hygienemaßnahmen unterstützen. Dass Minister Stamp das Kita-Helferprogramm zu diesem Kita-Jahr nicht fortsetzt, erweist sich nun als zusätzliche Belastung für die Fachkräfte und Einrichtungen. Die Pandemie ist noch nicht vorbei – Fachkräfte in den Kitas sollten sich gerade in der noch immer herausfordernden Zeit auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können und sich nicht noch um Hygienemaßnahmen kümmern müssen. Minister Stamp appelliert einmal mehr an Eigenverantwortung in einem Bereich, in dem mehr Unterstützung notwendig wäre.“