Norwich Rüße: „Wir haben viele tolle Ziele vor Ort“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zum Tourismuspotenzial in NRW

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Tourismus in NRW, denke ich, ist ein Thema, das uns alle bewegt. Der Zeitpunkt für den Antrag ist auch nicht der Schlechteste. Kurz vor den Sommerferien kann man den schon mal so stellen. Der Hintergrund dafür, dass Sie den gestellt haben, ist ja auch verständlich. Es ist die Coronakrise, die diese Branche tatsächlich in erheblichem Maße getroffen hat.

Ich will es vorwegnehmen: Wir werden Ihrem Antrag zustimmen, auch wenn wir uns an der ein oder anderen Stelle etwas mehr gewünscht hätten, etwas Konkreteres, was nach vorne weist. Ihr Antrag bleibt doch relativ vage und im Allgemeinen.

Es ist viel gesagt worden, was alles schlecht gelaufen ist und was nachteilig war. Aber vielleicht darf man an der Stelle auch mal sagen: Diese Krise hat auch zu einer gewissen Rückbesinnung in der Bevölkerung geführt, was den touristischen Wert der Heimat, der Natur vor Ort, der Landschaft vor Ort, der Städte vor Ort angeht. Für unsere Tourismusbranche in NRW steckt auch eine Chance darin, dass man sich rückbesinnt. Kollegin Quik hat die Orte genannt, die man in Nordrhein-Westfalen besuchen kann. Ich glaube, darin liegt tatsächlich eine große Chance für unsere Tourismusbranche.

Das hat auch der Vorstandsvorsitzende von Tourismus NRW gut auf den Punkt gebracht. Er hat gesagt:

„Denn nie war das Interesse an Reisen innerhalb Deutschlands so groß, nie war der Urlaub vor der eigenen Haustür so gefragt wie jetzt.“

Das kann man – und von daher finde ich den Antrag auch gut –unterstreichen und als Chance für die nächsten Jahre ganz klar nach vorne stellen.

Vielleicht noch ein Hinweis: Herr Schloemer hat gesagt, erst 30 % der Deutschen haben sich überhaupt entschieden, wo sie dieses Jahr Urlaub machen wollen. Es ist auch viel Unsicherheit da, völlig klar. Aber dann kann man auch mal appellieren: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Man kann doch in der Tat noch mal darüber nachdenken, ob man seinen Urlaub dieses Jahr nicht in NRW verbringt. Wir haben viele tolle Ziele vor Ort.

Etwas hat mir wirklich ein bisschen gefehlt. Deshalb habe ich eine Kleine Anfrage zur Frage des Reittourismus gestellt. Herr Minister Pinkwart, ich finde, Reittourismus ist so sinnbildlich. Das ist so ein schönes kleines Segment, das wir hier in NRW wirklich aufbauen könnten. Wir haben das Münsterland mit Warendorf als Zentrum. Das ist ein wachsender Markt. Als ich in die Antwort auf die Kleine Anfrage geguckt habe, hätte ich mir schon mehr gewünscht. Das war wirklich wenig, was da als Antwort gekommen ist. Eigentlich stand da gar nichts drin. Ich hoffe, dass Sie zu anderen Segmenten des Tourismus mehr schreiben könnten als zu diesem Segment. Da, glaube ich, wäre wirklich noch Potenzial; da ist noch Luft nach oben. Ich glaube, dass wir solche kleinen neuen Bausteine brauchen, um den Tourismus weiter nach vorne zu bringen. Das ist einfach ein Baustein, der dem ländlichen Raum auch eine Menge bringen könnte, wenn wir ihn als Land aktiv nach vorne entwickeln.

Sie erwähnen im Antrag das Thema „Nachhaltigkeit“ und „Klimaschutz“. Auch dazu hätte ich mir ein bisschen mehr Konkretes gewünscht. Es reicht nicht aus zu sagen, ja, das ist wichtig. Da wären ein paar konkrete Hinweise schön gewesen, wie das denn passieren soll, was da genau angestrebt wird; denn eines ist klar: Nachhaltigkeit ist für den Tourismus, ist für den Kunden im Tourismus wichtiger geworden. Die Kunden fragen danach. Die wollen, dass ihre touristischen Aktivitäten möglichst wenig Schäden verursachen. Darin steckt auch wiederum die Chance, dass man den Menschen sagen kann: Macht doch vor Ort Urlaub, fahrt nicht so weit; dann habt ihr zumindest die Belastungen aus dem Verkehr ein Stück weit abgesenkt!

Das ist auf alle Fälle gut, weil man, was ich am Anfang gesagt habe, die Chancen, die jetzt auch da sind, aus dieser Krise heraus nutzen kann. Deshalb finden wir es auch gut, dass Sie diese Sonderförderung in Höhe von 1,2 Millionen Euro auf den Weg gebracht haben, um damit den Tourismus in NRW ein Stück weit nach zu bringen. Das finden wir absolut gut und absolut richtig.

Ich persönlich habe in dem Antrag einen Punkt nicht verstanden, und zwar betrifft das die ITB Berlin. Ich habe nicht verstanden, warum das so nach vorne gestellt wurde. Vielleicht können Sie dazu gleich noch etwas sagen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die ITB auch nur ansatzweise gefährdet ist. Sie wird im kommenden Jahr wieder ganz normal, mindestens aber als Hybridveranstaltung stattfinden. Von daher ist aus meiner Sicht das besondere Engagement von Nordrhein-Westfalen nicht unbedingt erforderlich.

Wie gesagt, insgesamt unterstützen wir den Antrag. Eine Sache hat mich besonders gefreut, Herr Minister. Ich habe gelesen, dass Sie in diesem Jahr in NRW Urlaub machen wollen, dass Sie sich für das Zwillbrocker Fenn entschieden haben und die biologische Station dort besuchen wollen. Da wünsche ich Ihnen, Herr Pinkwart, viel Spaß beim Betrachten der Flamingos und …

Vizepräsidentin Carina Gödecke: Trotzdem muss ich Sie auf das Ende der Redezeit aufmerksam machen.

Norwich Rüße (GRÜNE): … ein interessantes Erlebnis. Uns allen wünsche ich eine gute Ferienzeit. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN)