Josefine Paul: „Ganz so epochal wird es dann aber nicht“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zu kultureller Bildung in Kitas

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, vielen von uns wird gerade klar, welch großen Wert Kunst und Kultur haben, weil wir viele dieser Angebote derzeit eben nicht wahrnehmen können. Umso deutlicher wird auch, wie wichtig es ist, hier insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen, und zwar auch bei den Kleinsten – der Kollege Deutsch hat es gerade gesagt; man kann im Grunde genommen nicht früh genug anfangen –, anzusetzen.

Kunst und Kultur ist natürlich mehr als eine nette Freizeitaktivität oder rein der Bezug auf Ästhetik. Kunst und Kultur schon in Kitas zu fördern, bedeutet, dass wir die Kreativität und ästhetisches Verständnis fördern wollen. Es geht aber auch um die Frage ganzheitlicher Bildung und um eine Teilhabe aller.

Paul Auster hat einmal sehr treffend bemerkt:

„Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden.“

Im Grunde genommen ist das auch das, worum es für Kinder und gerade für Kita-Kinder geht. Es geht nämlich darum, den eigenen Platz zu finden, aber sich vor allem die Welt zu erschließen. Dazu können Kunst und Kultur und kulturelle Bildung einen Beitrag leisten.

Allerdings muss ich anschließend an den Kollegen Bialas auch sagen: Für mich wird weder in dem einen noch in dem anderen Antrag ganz deutlich, wohin die Reise am Ende des Tages gehen soll. Vielleicht ist es aber auch durchaus sinnvoll, eine gewisse Kreativität im Hinblick auf die Angebote zu belassen, damit sich das vor allem gerne gemeinsam mit den Kindern entwickeln kann.

Es ist auch deswegen wichtig, dass wir kulturelle Bildung in die Breite, in die Institutionen tragen, weil kulturelle Bildung keine Selbstverständlichkeit ist. Der Zugang zu Kunst und Kultur hängt weiterhin vom Bildungsniveau des Elternhauses ab, hängt davon ab, welche Zugänge man von zu Hause mitbekommt. Dementsprechend ist es daher wichtig, dass wir die kulturelle Bildung und Projekte dazu in die Breite tragen. Dabei kommt den Kitas natürlich eine besondere Bedeutung zu, weil es darum geht, hier vielleicht sogar einen lebenslangen Zugang zu Kunst und Kultur anzulegen; damit kann man in der Tat nicht früh genug anfangen.

Nicht zuletzt schreibt uns auch die UN-Kinderrechtskonvention vor, dass jedes Kind ein Recht darauf hat, am kulturellen und künstlerischen Leben beteiligt zu werden. Wenn sich die NRW-Koalition nun auf den Weg machen möchte, das noch einmal zu verstärken, ist das selbstverständlich zu begrüßen.

Sie haben hier sehr epochal vorgetragen, Herr Kollege Petelkau. Sie haben von neuen Maßstäben geredet und davon, wie die Kunst und Kultur insgesamt in Nordrhein-Westfalen durch dieses Projekt vorangetrieben werden sollen. Ganz so epochal wird es dann aber nicht, denn in den Beschlusspunkten steht, dass das aus bereiten Mitteln gemacht werden solle. Ich finde, der Ansatz mit „aus bereiten Mitteln“ – also im Grunde genommen mit etwas, das man zusammengeklaubt hat – ist nicht ganz so epochal, wie das, was Sie in Ihrer Rede hier angelegt haben.

Nichtsdestoweniger sagen wir: Ja, das geht in die richtige Richtung. Genauso geht der Ansatz der SPD in die richtige Richtung, zu sagen: Wir müssen das sehr breit denken, das landesweit ausrollen und im Grunde genommen auch schon einmal die landesweite Finanzierung erwägen; das alles muss geklärt sein.

Beides geht im Kern in die Richtung, die wahrscheinlich alle hier im Hause teilen, nämlich jungen Menschen bereits im Kita-Alter den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Ich hätte mich jedoch sehr gefreut, wenn wir diese beiden Anträge in den Fachausschüssen noch einmal hätten diskutieren können, denn die vom Kollegen Bialas aufgeworfenen Fragen sind durchaus berechtigt.

Ihre Anträge tragen jetzt auch nicht dazu bei, dass man ganz genau weiß, wohin Sie damit wollen. Das hätte man im Ausschuss noch einmal gut diskutieren können. Außerdem hätte man auch mit Fachleuten diskutieren können, inwiefern diese Projekte sinnvollerweise ausgerollt werden.

Nichtsdestoweniger werden wir beiden Anträgen zustimmen, weil wir die Ausrichtung der Anträge, nämlich die Stärkung der kulturellen Bildung, teilen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass wir solche wichtigen Themen tatsächlich wieder in den Fachausschüssen miteinander diskutieren und vielleicht auch miteinander verbessern können. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und Andreas Bialas [SPD])