Wie entwickelt sich die Weihnachtsbaumanbaufläche im Sauerland?

Kleine Anfrage von Norwich Rüße

Portrait Norwich Rüße

Rund 28 Millionen Weihnachtsbäume werden in Deutschland jedes Jahr verkauft, die Nordmanntanne ist dabei die beliebteste Baumsorte. Jeder dritte Weihnachtsbaum stammt aus Nordrhein-Westfalen, der weitaus überwiegende Teil direkt aus der Sauerland-Region.

Nach dem Sturmtief Kyrill in 2007 und den damit verbundenen Folgen, sahen viele Waldbesitzerinnen und -besitzer in der Anlegung von Weihnachtsbaum-Plantagen die Möglichkeit, über eine Verpachtung der Fläche wirtschaftliche Ausfälle zu kompensieren. Durch den Anstieg der intensiven Weihnachtsbaumkulturen wurden in der Folge Wälder, Biodiversität und Böden stark belastet und zum Teil auch Anwohnerinnen und Anwohner. Daher hat die rot-grüne Landesregierung Ende 2013 mit einer Änderung des Landesforstgesetzes (LFoG) Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Wald vor einer schädigenden Ausbreitung von intensiven Weihnachtsbaum-Plantagen zu schützen. Die damals angelegten Plantagen dürfen nun bis Ende 2028 betrieben werden, PEFC-zertifizierte Flächen noch einmal 15 Jahre länger. Dann müssen diese Flächen der Waldentwicklung zurückgegeben werden. Die Einhaltung von Auflagen für Zertifizierungen müssten jedoch regelmäßig und unangekündigt kontrolliert werden, damit die Zertifizierungsmaßnahme in der Praxis tatsächlich ihre Wirkung entfaltet.

Weitere Kriterien sollen die Neuanlage von Weihnachtsbaum-Plantagen erschweren, wie zum Beispiel Regelungen zum Abstand oder zur Größe. So ist jede Anlage einer Weihnachtsbaumkultur (WBK) genehmigungspflichtig, sobald sie mehr als zwei Hektar umfasst.

Nun erleben wir vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Borkenkäferkalamität mit dem Absterben der Fichtenbestände eine ähnliche Situation wie durch Kyrill: Zahlreiche Flächen liegen brach und müssen neu aufgeforstet werden. Vielen Waldbesitzerinnen und -besitzern fehlt jedoch infolge der in den letzten Monaten extrem schlechten Holzpreise das Geld für die notwendigen Investitionen, also suchen sie nach Einnahmequellen für die kommenden Jahre. Gleichzeitig häufen sich in sauerländischen Anzeigenblättern die Suchanzeigen zur Pacht bzw. zum Kauf von Borkenkäferflächen für den Weihnachtsbaumanbau.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung zur Anzahl der beim Landesbetrieb neu eingehenden Anträge zur Waldumnutzung für Weihnachtsbaum-Plantagen im Kreis Olpe und im Hochsauerlandkreis?
  2. Wie bewertet die Landesregierung die Anträge vor dem Hintergrund der Änderung des Landesforstgesetz (LForG) 2013 sowie der Klimakrise, die sich mittlerweile deutlich in der Realität abzeichnet (Wasserknappheit, Trockenheiten )?
  3. Durch die dramatische Borkenkäferentwicklung stehen aktuell viele Altfichtenflächen zur Verfügung, die für Weihnachtsbaum-Plantagen genutzt werden könnten, was jedoch Ökologie und Landschaftsbild erheblich verschlechtern würde. Unter welchen Voraussetzungen akzeptiert die Landesregierung eine Waldumnutzung für Weihnachtsbaum-Plantagen?
  4. Wie viel Hektar Ersatzaufforstungen (z.B. mit Laubholz) werden für die Umwandlung eines Hektars Wald in Weihnachtsbäume gefordert? (Bitte Antwort aufschlüsseln nach Regionen in NRW).
  5. Wie haben sich PEFC-zertifizierte Plantagen in den letzten zwei Jahren entwickelt? (Antwort bitte aufschlüsseln nach Anzahl, Hektar, Eigentümer, Landkreisen und Kontrollen zur Einhaltung der Zertifizierungsauflagen).