Strategien im Umgang mit neosalafistischer Radikalisierung

Tagung Herausforderung Neosalafismus im Landtag NRW

Portrait Verena Schäffer Linda Hammer 2022


Wozu die Neosalafist*innen fähig sind, zeigen die schrecklichen Gräueltaten des IS in Syrien und im Irak. Aber auch durch die Anschläge in Europa wird deutlich, dass der gewaltbereite Neosalafismus eine ernsthafte Bedrohung für unsere demokratische und vielfältige Gesellschaft ist. Gerade junge Menschen fühlen sich von neosalafistischer Propaganda angesprochen, die einschlägigen Netzwerke verzeichnen starken Zulauf, die Zahl der Aktivistinnen und Aktivisten steigt.
Wir wollen und müssen reagieren, wenn Jugendliche in unserer Gesellschaft keinen Halt finden, sich ins Abseits gedrängt fühlen und so ansprechbar für radikale und gewaltbefürwortende Ideologien werden. Die Ursachen dafür sind komplex, daher brauchen wir eine gesamtgesellschaftliche Strategie im Umgang mit dem gewaltbereiten Neosalafismus, die neben repressiven Elementen vor allem präventive Maßnahmen beinhaltet. NRW geht dabei mit dem Projekt „Wegweiser“ voran, das junge Menschen vor dem Abdriften in den Neosalafismus schützen soll. In den Städten Bochum, Bonn, Dinslaken, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg und Wuppertal gibt es bereits Beratungsstellungen für Betroffene und deren Angehörige. Ebenso ist auch das im Oktober 2014 gestartete „Aussteigerprogramm Islamismus“ ein wichtiger Baustein zur Deradikalisierung.
Welche Strategien brauchen wir, um eine Radikalisierung zu verhindern? Um unter anderem über diese Frage zu diskutieren, haben die Abgeordneten der GRÜNEN Fraktion zahlreiche Expert*innen aus Wissenschaft, Präventionsarbeit und Sicherheitsbehörden zum Austausch in den NRW-Landtag eingeladen.
Die Tagung beginnt mit einer Keynote des renommierten Terrorismus-Experten Prof. Dr. Peter Neumann. Der Direktor des „International Centre for the Study of Radicalisation" (ICSR) am King´s College in London erforscht seit Jahren mit seinem Team die Radikalisierung junger Menschen und das Vorgehen der IS-Terrorist*innen.
Durch ausgefeilte Rekrutierungsstrategien erreichen die Neosalafist*innen zunehmend jüngere Menschen, konstatiert Prof. Dr. Andreas Zick. Der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld wird die zweite Keynote der Tagung halten.
In einem Podiumsgespräch und vier Panels zu den Aufgaben für die Jugend-, Bildungs-, Frauen- sowie Sicherheitspolitik kommen die Teilnehmer*innen unter anderem auch mit Lamya Kaddor, Religionspädagogin und Islamwissenschaftlerin, dem Sozialpädagogen und Vorstandsmitglied der Beratungsstelle „Wegweiser“ in Düsseldorf Samy Charchia sowie Burkhard Freier, Leiter des NRW-Verfassungsschutzes ins Gespräch. Auch mit dabei: Dr. Michael Kiefer, Islamwissenschaftler vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, und Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen.
Eindrücke von der Veranstaltung finden Sie an diesem Freitag auch auf der Facebook-Seite und dem Twitter-Profil der GRÜNEN Landtagsfraktion.