Oliver Keymis: „Der Beirat hilft überhaupt nicht weiter. Weiter hilft vielmehr die Pflege entsprechender Kulturangebote.“

Antrag der CDU auf Gründung eines Beirats für Niederdeutsche Sprache

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Oliver Keymis (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vier bis fünf Millionen Menschen sprechen Niederdeutsch – vor allem in Norddeutschland. Es sind aber nur ganz wenige oder relativ wenige bei uns in Nordrhein-Westfalen. Mindestens einer davon sitzt hier im Saal. Ich habe auch welche registriert, die das zumindest verstanden haben. Das freut mich sehr. Ich erinnere mich gut daran, wie ich in den 80er-Jahren an der Niederdeutschen Bühne in Münster zu tun hatte. Das ist eine Einrichtung, die von den Städtischen Bühnen Münster mit unterstützt wird. Da gab es einen wunderbaren Schauspieler und Regisseur namens Hannes Demming.
(Henning Rehbaum [CDU]: Den gibt es immer noch!)
– Ja, den gibt es immer noch. Ich weiß das. Für die, die es sich aufschreiben wollen, sage ich: Er wird am 25. Mai 80. – Der hat damals in einem wunderbaren Stück von Heinrich von Kleist – mit dem uns allen bekannten Titel „De bruoken Kroos“ – eine Rolle gespielt und darin brilliert. Das war schon eindrucksvoll. Vor allen Dingen ist eindrucksvoll, dass viele Menschen in diese Aufführungen kommen. Das sind Renner. Auch die Klassiker auf Niederdeutsch finden eine Verbreitung, die dann doch etwas mit dieser Art der Sprache zu tun hat.
Ich sage Ihnen offen, dass ich natürlich Sympathien für Anträge habe, die sich mit dem Thema befassen. Ich glaube aber, der Beirat hilft überhaupt nicht weiter. Weiter hilft vielmehr die Pflege entsprechender Kulturangebote. Eine starke Unterstützung solcher Kulturangebote würde uns viel mehr helfen. Sie würde den Menschen helfen, die sich engagieren, indem sie Theater spielen, Lesungen veranstalten, dichten und Niederdeutsch miteinander sprechen. Es geht dabei auch um das Pflegen in entsprechenden Mundartkreisen usw. Die sind, glaube ich, allemal für unsere Unterstützung dankbarer, als wenn wir uns jetzt in einem Beirat noch einmal darüber unterhalten würden. Das ist für meine Begriffe nicht der entscheidende Punkt.
(Beifall von den GRÜNEN)
Kollege Bialas hat es schon gesagt, insofern brauche ich das nicht alles zu wiederholen: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist bei dem Thema – um das einmal so zu sagen – supergut aufgestellt und engagiert. Er fördert institutionell das in Bremen ansässige Institut für die Niederdeutsche Sprache. Von der Koordinierungsstelle in der Staatskanzlei war schon die Rede. Die versammelt einmal im Jahr die interessierten Leute. Dabei wird auch das in Frage stehende Thema behandelt. Damit kommen wir, glaube ich, im Wesentlichen den Forderungen, die ja auch Teil Ihres Antrages sind, aus meiner Sicht jedenfalls gut nach.
Das Hamburger Parlament – ich habe das mit Interesse in der Vorbereitung auf diesen Tagesordnungspunkt nachgelesen – berät sogar ausdrücklich auf Plattdeutsch – allerdings nur dann, wenn auch der Antrag auf Plattdeutsch geschrieben wurde. Der Eindruck, den ich jetzt von hier mitnehme, ist ja, dass wir alle – auch Sie, Herr Rehbaum, und Ihre Fraktion – das nicht vorhaben. Haben Sie insofern Verständnis dafür, wenn mindestens unsere Fraktion zu Ihrem Antrag freundlich „Nej“ seggen wird. Und um es mit meinem kleinen niederrheinischen Idiom noch einmal etwas schmerzhafter für Sie auszudrücken: „Brook net“. – Danke schön.

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