Sigrid Beer: „Das ist ein Medium unter vielen, das braucht eine didaktische Einbettung“

Antrag der Piraten gegen Handyverbot an Schulen

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Sigrid Beer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich danke Frau Bunse für Ihre Ausführungen insbesondere zum Schluss, aber auch insgesamt. Das ist zielführend, weil es in der Tat ein wichtiges Thema ist, aber: So macht man es nicht.
Ich meine das wirklich freundlich und nett, wenn ich sage: Ich habe bei dem Antrag ein bisschen das Gefühl wie bei einem Bällebad gehabt. Das gilt vor allen Dingen für Ihre Formulierung des Eintauchens in die Medienwirklichkeit am Ende Ihres Antrags.
Mit diesem Antrag sind Sie vielmehr abgetaucht, was das Thema „selbstständige Schule“ angeht. Sie sind abgetaucht bei dem Thema „Schul- und Unterrichtsentwicklung“. Sie sind abgetaucht bei dem Thema „Medienkompetenzentwicklung und didaktische Einbettung von Medien in der Schule“. Das alles gehört aber einfach dazu. Auf die sehr ambivalenten und widersprüchlichen Botschaften, die dieser Antrag darüber hinaus aussendet, ist auch schon eingegangen worden.
In der Überschrift versteht man das erst einmal so, als ob das Land verboten den Einsatz von Handys zu unterrichtlichen Zwecken an Schulen verboten hätte. – Das ist Quatsch. Wenn sich die Schulen vor Ort entsprechend einem Medienkonzept dazu entschließen, für bestimmte Zeiten oder manchmal auch generell eine Nutzung auszuschließen, …
(Michele Marsching [PIRATEN]: Ach! – Daniel Düngel [PIRATEN]: Ich dachte, das gibt es nicht! – Eva Voigt-Küppers [SPD]: Hat doch keiner gesagt!)
– Ja, natürlich. … dann handelt es sich um einzelne Schulen, die sich auf Grundlage eines Konzeptes dagegen oder nur in Teilen dafür aussprechen. Das muss jedoch gut begründet sein und in der Schulkonferenz entsprechend dargelegt werden. In die Schulkonferenz gehören übrigens auch die Entwicklungsfolien, anhand derer geschaut werden kann, wie man das Ganze umsetzt.
Ich habe immer den Eindruck – und das ist eigentlich schade bei dem Thema –, es wird versucht, ein technisches Gerät quasi einer Heiligsprechung zu unterziehen, und das geht nicht. Das ist ein Medium unter vielen. Das braucht eine didaktische Einbettung.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Das ist der Punkt.
(Zuruf von den PIRATEN)
– Sie bringen es irgendwie nicht rüber. Dann war das eine schlechte Performance. Man hätte sich auch anders über den Ansatz unterhalten können. Wir haben hier doch schon über „Bring your own divice.“ geredet. Wir sollten auch einbeziehen, dass Schulen Mediennutzungsverträge mit den einzelnen Schülerinnen und Schülern abschließen, damit Rechtssicherheit besteht. Das sollte man kennenlernen. Dies kommt in Ihrem Antrag leider nicht vor, aber man sollte es wertschätzen.
Leider wird darin auch die Frage des medienkritischen Umgangs überhaupt nur unzureichend behandelt. Wir erleben – und das sollte uns auch zu denken geben – zum Teil auch eine Smartphonesucht. Hier muss man präventiv tätig werden, indem man zum Beispiel smartphonefreie Zeiten für Schülerinnen und Schüler einrichtet – genauso, wie der bewusste Einsatz in der Frage der Unterrichtsentwicklung, in der Frage individueller Förderung, in der Frage des Umgangs mit digitalen Geräten insgesamt diskutiert werden muss.
(Beifall von den GRÜNEN)
Aber auch gemessen an der – wie man so schön sagt – Generation „Wisch und klick“ ist es ein ziemlich schiefes Bild, das Sie von Erwachsenen zeichnen, nicht nur von uns, sondern auch von den Lehrkräften insgesamt, die sich darum bemühen, neue Medien einzubeziehen, und die auch für sich begreifen, dass es um ein Weltwissen geht, dass es eine neue Dimension ist, die gemeinsam zu erschließen ist. Das macht man schrittweise, indem man es in vernünftige Konzepte einbettet, und nicht in der Art und Weise, wie Sie das hier präsentieren und leider in dem Antrag völlig unzureichend dargestellt und eingebunden haben. Deswegen bitte wieder auftauchen und die Schulwirklichkeit zur Kenntnis nehmen.
(Beifall von den GRÜNEN)

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