Mostofizadeh/Beer/El-Mafaalani/Reker/Maier-Hunke: Wir alle sind NRW!

Um den Austausch zu ermöglichen, hatte die GRÜNE Fraktion unter dem Motto „Wir alle sind NRW! Migration.Heimat.Vielfalt“ unter anderem zu 17 Diskussionsrunden geladen.
Zum Abschluss des Kongresses erklärt Mehrdad Mostofizadeh, Vorsitzender der GRÜNEN Landtagsfraktion:
„In den vergangenen Monaten sind so viele Menschen wie nie zuvor nach NRW geflüchtet. Integration wird damit zum zentralen Thema der kommenden Jahre. Damit sie gelingt, muss sie von Anfang an in allen gesellschaftlichen Bereichen mitgedacht werden – in den Schulen, auf dem Arbeitsmarkt, bei der Stadtentwicklung und natürlich im täglichen Miteinander. Integration gelingt nur gemeinsam. Alle, die sich haupt- und ehrenamtlich für die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger engagieren, wollen wir unbürokratisch unterstützen. Wir wollen die Willkommenskultur mit Willkommensstrukturen weitertragen.“

Sigrid Beer, Parlamentarische Geschäftsführerin, ergänzt:
„Die Menschen in NRW haben jahrzehntelange Erfahrung mit der Integration. Davon können wir profitieren! Was wir jetzt investieren, kommt allen in NRW zugute, egal ob zusätzliche Stellen für Lehrkräfte für alle Kinder oder bezahlbare Wohnungen für alle Menschen. Die Mehrheit der Menschen sieht die Zuwanderung als Bereicherung und Chance. Denjenigen, die unsicher sind, wollen wir ihre Sorgen nehmen. Für Rassismus und Diskriminierung gibt es aber keinen Platz.“

Eine der sieben Keynotes hielt der Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani von der Fachhochschule Münster:
„Integration funktioniert – aber es wird anstrengender. Denn Integration führt zu neuem Konfliktpotential. Die Migrantinnen und Migranten wollen teilhaben und sind sensibler für Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Gleichzeitig werden rassistische Einstellungen, die ohnehin existieren, leider verstärkt mobilisiert. Doch diese Konflikte konstruktiv zu bewältigen, bedeutet sozialen Fortschritt. Die erfolgreichsten Gesellschaften der Welt sind Einwanderungsgesellschaften. Noch nie hat Integration in Deutschland besser funktioniert. Die aktuelle Herausforderung ist nicht die Integration, sondern dass wir Deutschen uns nicht mehr an einem anderen starken Akteur orientieren können. Wir gehen voran und tragen daher unheimlich viel Verantwortung.“

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker widmete sich in ihrer Rede der Integration in der Stadtgesellschaft:
„Die Einschätzung, dass Migrantinnen und Migranten eine homogene Gruppe sind, gehört ebenso ins Archiv wie die Frage, ob wir ein Zuwanderungsland sind. Es ist erfreulich, dass die angestammten Migrantinnen und Migranten auch in der öffentlichen Meinung jetzt endlich zur Aufnahmegesellschaft dazugehören. Die erbrachte Integrationsleistung der Menschen mit eigener Zuwanderungsgeschichte, ihre Mehrsprachigkeit, ihre Fähigkeiten in multiethnischen Zusammenhängen zu denken und nicht zuletzt ihre Fachlichkeit werden dringend gebraucht. Die interkulturelle Kompetenz muss von einem „weichen“ Einstellungskriterium zu einem Qualitätsmerkmal werden – auch in der Verwaltung. Eine Stadt, die sich als Dienstleisterin versteht, stellt sich auf ihre Kundinnen und Kunden ein. Es hilft aber auch Behörden, wenn der erste zuständige Mitarbeiter einen Antrag versteht. Von der Interkulturellen Öffnung profitieren alle Beteiligten.“

Horst-Werner Maier-Hunke, Präsident von unternehmer nrw und ebenfalls Keynote-Redner, fügt die Perspektive der Wirtschaft hinzu:
„Die Unternehmen in NRW stehen an der Seite der Politik, wenn es darum geht, Flüchtlinge in unser Land zu integrieren. Unsere Werkstore stehen offen – sei es für Einstiegsqualifizierungen, Praktika, Berufsausbildungen und reguläre Beschäftigungen. Wir wissen um unsere Verantwortung und nehmen sie auch wahr. Dies gelingt umso besser, wenn die Politik uns dabei durch den Abbau von Bürokratie und durch effizientes Handeln der Behörden unterstützt. Grundvoraussetzung für eine gelingende Integration in Arbeit und Ausbildung ist jedoch der massive Ausbau von Sprachkursen. Denn Sprache ist sowohl der Schlüssel zu gesellschaftlicher wie auch zu beruflicher Integration. Klar ist auch: Wir werden die Integration Hunderttausender Flüchtlinge nur mit einer starken Wirtschaft bewältigen. Daher muss die Politik auf allen Ebenen auf zusätzliche Belastungen für die Unternehmen verzichten.“