Dr. Birgit Beisheim: „Es geht um die Vernetzung in allen Bereichen“

Antrag der CDU zu Start-Up Kultur

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Dr. Birgit Beisheim (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Müller-Witt hat ganz zu Recht darauf hingewiesen, dass dieser Antrag die Fortsetzung einer ganzen Antragsserie ist. Wir haben auch in der letzten Anhörung darüber diskutiert.
Herr Stein – Sie waren ja dabei –, Sie hätten diesen Antrag besser vorbereiten und berücksichtigen sollen: Es ist darauf hingewiesen worden, dass der Begriff „Start-up“ zu definieren ist, damit man in den zukünftigen Diskurs über das Thema „Gründungsförderung“ auch die nötige Differenziertheit hineinbringt.
(Robert Stein [CDU]: Junge, innovative Unternehmer!)
– Ja. Im Endeffekt ist es so, dass man, wenn man über das Thema „Start-ups“ redet, diese folgendermaßen definiert: Es sind junge Unternehmungen in der Gründung; sie haben eine innovative Geschäftsidee; sie sind auf schnelles Wachstum ausgelegt; der Einsatz von Fremdkapital ist hoch, und sie haben ein hohes Risikopotenzial.
Falls Sie diese Definition im Kopf haben, wenn Sie speziell über Start-ups reden, muss ich Ihnen entgegenhalten: Sie haben 80 % der Gründungen in Nordrhein-Westfalen außen vor gelassen. Das sind nicht meine Zahlen, sondern Sie können sie bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nachlesen. Herr Stein, das sollten Sie in Zukunft vielleicht berücksichtigen, wenn Sie uns hier mit weiteren Anträgen zu diesem Thema quälen wollen.
Ich hatte jetzt die Gelegenheit, mich mit den Wirtschaftsjunioren, die bei uns waren, auszutauschen, auch zu Ihrem Antrag. Ich wurde darauf hingewiesen – auch von denjenigen, die Unternehmen haben –, dass sie sich, wenn der Begriff „Start-up“ verwendet wird, außen vor fühlen; denn sie verbinden damit neben der Innovationsfähigkeit auch die Begriffe „Gründung“, „Gründungskultur“ und vor allem „Solidität“. Auch das ist für uns eine wichtige Komponente, gerade wenn wir über Gründungsförderung reden wollen.
Ich darf Sie an den Vertreter der Start-up-Szene erinnern, von dem ich sagen würde, er ist ein klassischer Vertreter. Ihm ist der Satz herausgerutscht – sinngemäß –: Ich möchte in einem Standard-Gewerbegebiet in Nordrhein-Westfalen nicht tot über dem Zaun hängen. – Da haben wir sicherlich einmal kurz schlucken müssen, aber im Endeffekt ist es so: Diese Szene braucht ein gewisses Umfeld. Aber, wie gesagt, neben einem gewissen Umfeld bedarf es zur Steigerung von Innovationsfähigkeit auch einer gewissen Solidität.
Die Frage ist, ob wir den Vorsprung, den die USA bei den Business-to-Customer-Anbietern haben, aufholen können oder ob wir da hinterherhecheln. Aus meiner Sicht ist der Ansatz, den die Landesregierung gewählt hat, nämlich sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, bei der Entwicklung der Digitalisierungsstrategie der richtige.
Aber Ihnen geht es in Ihrem Antrag darum, dass Sie genau die Digitalisierungsstrategie beanstanden, die gefahren wird und die dazu geführt hat, dass es in Nordrhein-Westfalen nicht nur eine Konzentration gibt, sondern mehrere Vernetzungsbereiche geben wird. Ich kann Ihnen die Veröffentlichung von KPMG gern zukommen lassen; denn dort ist das skizziert worden.
Deutschland, und gerade Nordrhein-Westfalen, ist das Land vieler Weltmarktführer, und es ist auch das Land von Business-to-Business-Anbietern im Bereich der Industrie. Das genau ist Nordrhein-Westfalens Stärke, das genau ist der Ansatz, mit dem man die Digitalisierungsstrategie aufzusetzen hat – und das ist auch geschehen.
Es geht um die Vernetzung in allen Bereichen. Es geht auch um die Vernetzung in den Bereichen, die Sie nach Ihrer Definition als „altbacken“ bezeichnen würden. Ja, ich habe auch gegründet, aber es war keine neue, innovative Idee, sondern ich bin Anbieter für Dienstleistungen in der Industrie.
Deshalb muss man sich auch überlegen, differenziert vorzugehen und bei seinen Anträgen etwas mehr Sorgfalt walten zu lassen. Aber ich hoffe, dass wir im Ausschuss im Laufe der weiteren Debatte darüber eine Verständigung darüber hinbekommen, was wir hier – vielleicht gemeinsam – als „Start-up“ definieren.
Präsidentin Carina Gödecke: Die Redezeit!
Dr. Birgit Beisheim (GRÜNE):Ich glaube, Sie werden dann auch erkennen, dass die Strategie, die in Nordrhein-Westfalen gefahren wird, die richtige ist. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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