Josefine Paul: „Sport und Bewegung sind nicht nur im Bereich Inklusion, sondern allgemein Kitt der Gesellschaft“

Gemeinsamer Antrag zur Inklusion im Sport

Portrait Josefine Paul

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Josefine Paul (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was lange währt, wird endlich ein gemeinsamer Antrag. Dementsprechend möchte ich mich natürlich auch erst einmal dafür bedanken, dass uns das nach so langen Verhandlungen gelungen ist. Sie waren wirklich nicht immer einfach. Das war nicht deshalb so, weil wir uns in der Sache nicht einig gewesen wären, sondern weil das einfach ein komplexes Thema ist. Das alles unter einen Hut zu bringen, war durchaus kein einfacher Weg. Das ist Inklusion im Sport, glaube ich, im Allgemeinen nicht.
Wir haben jetzt diese Langstrecke oder – sagen wir es lieber so – Mittelstrecke geschafft, aber wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns. Mit diesem Antrag sind wir aus meiner Sicht erst einmal zu einem guten Ende gekommen. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen für die Inklusion im Sport. Wir als Landtag von Nordrhein-Westfalen stehen hier zusammen und wollen zusammen ein Zeichen setzen. Deshalb sage ich ein herzliches Dankeschön für die sehr konstruktive Zusammenarbeit.
(Beifall von den GRÜNEN)
Sport und Bewegung sind nicht nur im Bereich Inklusion, sondern allgemein Kitt der Gesellschaft. Ich glaube, auch das ist hier Allgemeingut. Ganz besonders gilt das natürlich für den Bereich „Inklusion im Sport“. Hier können insbesondere der Sport bzw. die Bewegung einen Beitrag auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft leisten. Dabei können auf spielerische, sportliche und bewegte Art und Weise Vorurteile und auch Barrieren abgebaut werden. Dann befinden wir uns auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft.
Es gibt auch schon erste gute Beispiele, wo sich Vereine, aber auch Verbände auf den Weg gemacht haben, um zu demonstrieren, dass es geht, dass man gemeinsam Sport treiben, gemeinsam wirklich daran Spaß haben und gemeinsam Gesellschaft und Gemeinschaft gestalten kann. Ich möchte nur ein Beispiel nennen. Der Fußballverband Niederrhein hat sich auf den Weg gemacht und am letzten Wochenende den Startschuss zu einer Handicap-Liga gegeben. Diese Handicap-Liga gibt jetzt U16-Mannschaften in Turnierform die Möglichkeit, miteinander zu spielen. Behinderte und nicht behinderte Kinder sind dort gemeinsam unterwegs. Es gibt auch eine Seniorenliga. Das heißt, der Fußballverband Niederrhein hat für sich entdeckt: Das ist etwas, wo wir uns engagieren wollen. Wir alle wissen: Es ist nicht mehr so, dass alle Leute automatisch zum Sportverein kommen. Auch die Vereine und Verbände müssen sich öffnen.
(Beifall von den GRÜNEN)
Ich finde, dass das ein sehr gutes und gelungenes Beispiel ist.
Vielleicht wollen Sie sich das einmal live ansehen. Ich habe den Verein schon besucht. Das ist ein tolles Projekt. Der SV Oppum ist einer der Vereine, die mit dabei sind. Der nächste Spieltag wird am 22. November in Datteln stattfinden. Ich kann nur sehr dazu ermutigen, da einmal hinzugehen und sich anzugucken, wie viel Spaß diese Kinder haben, gemeinsam Fußball zu spielen. Da geht es am Ende auch darum, dass alle gewinnen wollen. An erster Stelle aber stehen der Spaß und das Gemeinsame. Das ist sehr empfehlenswert. Ich möchte Sie auffordern, sich das einmal anzugucken.
(Beifall von den GRÜNEN)
Der Antrag formuliert einen umfassenden Katalog, den ich jetzt nicht weiter darstellen möchte. Kollege Bischoff und auch Frau Milz haben schon einige Beispiel aufgegriffen, wie die UN-Behindertenrechtskonvention im Sport nun hier umgesetzt werden soll. Dazu gehören natürlich inklusive Sport- und Bewegungsangebote. Es gehört aber auch dazu, dass wir die Vereine, die sich auf den Weg machen wollen, mit Maßnahmen und Informationsnetzwerken unterstützen. Wir müssen aber auch den Menschen das bekanntmachen, die Lust dazu haben, Sport zu treiben, bislang aber noch keinen Andockpunkt gefunden haben. Die müssen die Möglichkeit haben, sich dort informieren zu können. Die müssen unterstützt werden. Selbstverständlich gehört auch dazu, eine barrierefreie Infrastruktur zu haben. Das wird ein nicht einfacher Weg sein. Auch der ist wahrscheinlich noch mit sehr vielen Barrieren bestückt.
Wir machen uns aber dort gemeinsam auf den Weg. Das ist genau der Punkt. Wir können es nicht alleine machen. Ein gemeinsamer Antrag hier im Landtag kann nur ein Aufschlag sein, denn wir brauchen in allererster Linie Netzwerke. Wir müssen es gemeinsam mit den Kommunen, Vereinen, Verbänden und der Selbsthilfe schaffen, hier Schritte einzuleiten, um Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsames Sporttreiben zu ermöglichen.
(Beifall von den GRÜNEN)
Kollege Bischoff hat es gesagt: Inklusion ist keine Einbahnstraße. Viele Sportarten, die eigentlich einmal für den Behindertensport „erfunden“ wurden, sind heute hochattraktiv und übrigens auch hochkomplex. Ich beispielsweise kann nicht Rollstuhl-Rugby oder Rollstuhl-Basketball spielen. Auch hier gilt es, Angebote in die andere Richtung inklusiv zu gestalten und vielleicht noch die eine oder andere Eifersüchtelei zwischen den Verbänden bzw. Barrieren und Hemmnisse abzubauen, um auch dort einen Beitrag zu leisten.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Dieser Antrag ist ein guter Aufschlag. Er ist aber natürlich nur ein Schritt. Ich hoffe, dass der gute Aufschlag, den wir hier gemeinsam gemacht haben, eben nur der erste Schritt ist. Weiter hoffe ich, dass wir auch die anderen Schritte in dieser großen Geschlossenheit gemeinsam gehen werden. Wir sind immer zu Recht sehr stolz darauf, dass NRW Sportland Nummer eins ist. Wenn wir diesen Weg, den wir hier beschritten haben, auch weiter zusammen gehen, glaube ich, dass wir auch Inklusionsland Nummer eins werden können. – Vielen Dank.