Kulturelle Vielfalt nicht auf den globalen Altären des Marktes opfern

Welttag für kulturelle Entwicklung 2014

Kulturelle Vielfalt und die volle Akzeptanz des Andersartigen sind die entscheidenden Grundlagen dafür, Mensch unter Mitmenschen zu sein und zu bleiben, denn die Würde des Menschen ist unantastbar und ihr Ausdruck ist weltweit kulturell vielfältig.

„Wir müssen uns vielleicht die Frage stellen, welche Arten von “Verbindungen” wirklich zählen und welche Art von “Zugriff” in der Zeit des elektronischen Handels wirklich wichtig ist. Wenn die neue technologische Revolution sich in Geschwindigkeit und Supereffizienz erschöpft, verlieren wir möglicherweise etwas, das noch kostbarer ist als Zeit – das lebendige Gefühl dafür, was es heißt, Mensch unter Mitmenschen zu sein.“

Mit diesen nachdenkenswerten Worten warnte uns alle der amerikanische Soziologe Jeremy Rifkin zu Beginn dieses Jahrtausends, am 28. Mai 2001, in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, vor nichts Geringerem, als dem Verlust der Menschlichkeit.

Heute, nur 13 Jahre später, ist uns diese Warnung mehr denn je bewusst. Die technologischen und ökologischen Entwicklungen fordern die Menschheit immer stärker heraus und stellen sie vor immer größere Aufgaben. Und wir wissen: Nur mit innovativen Konzepten und kreativen Ideen finden wir Antworten auf die drängendsten Zukunftsfragen. Deshalb sind Kreativität und kulturelle Vielfalt der Schlüssel für eine menschenwürdige Zukunftsentwicklung. Die kulturelle Vielfalt der Menschheit ist die andere Seite der biologischen Vielfalt.

Für uns GRÜNE ist selbstverständlich, dass wir beide Seiten der einen Medaille immer im Blick haben. Weil die Frage, wie wir leben wollen, eben immer auch eine Frage der Kultur ist. Deshalb ist die „Allgemeine Erklärung zur kulturellen Vielfalt“, die im November 2001, nur wenige Wochen nach den Terrorakten des 11. September, von der 31. Generalversammlung der UNESCO verabschiedet wurde, so bedeutsam. Darin heißt es:  

"Kulturelle Vielfalt spiegelt sich wider in der Einzigartigkeit und Vielfalt der Identitäten, die die Gruppen und Gesellschaften kennzeichnen, aus denen die Menschheit besteht. Als Quelle des Austauschs, der Erneuerung und der Kreativität ist kulturelle Vielfalt für die Menschheit ebenso wichtig wie die biologische Vielfalt für die Natur. Aus dieser Sicht stellt sie das gemeinsame Erbe der Menschheit dar und sollte zum Nutzen gegenwärtiger und künftiger Generationen anerkannt und bekräftigt werden."  

Am 20. Oktober 2005 verabschiedete die 33. Generalkonferenz der UNESCO die Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, die am 18. März 2007 in Kraft trat. Damit wurde eine völkerrechtlich verbindliche Grundlage für das Recht aller Staaten auf eigenständige Kulturpolitik geschaffen.

Wir GRÜNE sind uns dieser Verantwortung bewusst und setzen uns deshalb nachdrücklich für die kulturelle Vielfalt ein und fordern ein stärkeres Engagement für eine entsprechende Kulturförderung auf allen Ebenen. Und wir GRÜNE lehnen es deshalb ab, dass unsere kulturelle Vielfalt auf den globalen Altären des Marktes geopfert wird. TTIP das Kürzel steht für die bisher leider immer noch geheimen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa. Dieses Abkommen darf die kulturelle Vielfalt ebenso wenig betreffen, wie unsere europäische kulturelle Identität, die eine Identität der Vielfalt ist. Kultur und Medien gehören nicht als Ware verhandelt, ebenso wenig wie unser Trinkwasser oder andere lebenswichtige Güter der Daseinsvorsorge.