Todschick – für billige Kleidung zahlen alle einen hohen Preis

World Fair Trade Day 2014

Ein Beispiel: Im April 2013 stürzte in Savar (Bangladesch) ein Fabrikgebäude ein. Über 1.100 Menschen kamen dabei ums Leben, über 2.400 wurden verletzt. Zum wiederholten Mal haben damit Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in einer Produktionsfirma in Bangladesch die katastrophalen Produktionsbedingungen in der Kleidungsindustrie mit ihrem Leben bezahlt. Das zeigt, dass die Preise billiger Kleidung für den westeuropäischen Markt auf Kosten der Arbeitsbedingungen und der Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter in so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern gehen.  

Fair geht anders. Das gilt beispielsweise auch für  die Verkäuferinnen und Verkäufer, die bei einer Modekette für fünf Euro arbeiten und keinen Betriebsrat haben, der für ihre Rechte kämpft. Nah bis auf unsere Haut kommt uns das Thema "Billige Kleidung" durch den Zusatz von  Flammschutzmitteln, Azo-Farbstoffen und Pentachlorphenol gegen Schimmelbildung beim Transport. Unsere Textilien sind oft mit einem Cocktail gefährlicher Chemikalien belastet, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der einheimischen Arbeiterinnen und Arbeiter  sowie der Verbraucherinnen und Verbraucher im Westen.  

Eine Katastrophe wie in Savar  rüttelt auf, gerät bei einer breiteren Öffentlichkeit aber schnell im Medienalltag wieder ins Vergessen.  

Wir GRÜNE wollen diese Situation nicht einfach so hinnehmen. Wir wollen faire Produktionsbedingungen für die Menschen in Asien, wir wollen faire Arbeitsbedingungen für die Verkäuferinnen und Verkäufer hier, und wir wollen Kleidung, die nicht gesundheitsgefährdend ist. Darum sagen wir: deutsche Textilketten müssen ihrer Unternehmensverantwortung gerecht werden und müssen ihre Einflussmöglichkeiten auf die Produktionsverhältnisse in Ländern wie Bangladesch wahrnehmen.  

So haben wir uns zum Beispiel dafür eingesetzt, dass nach dem Einsturz in Savar über 50 Unternehmen ein von Gewerkschaften initiiertes Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen unterzeichnet haben, womit die Bedingungen in 1.000 Fabriken in Bangladesch verbessert werden sollen.  

Einige Unternehmen versuchen auf freiwilliger Basis, die Situation in den Zulieferländern zu verbessern – auch als Teil ihres Risikomanagements. Aber nach wie vor sind die internationalen Textileinzelhändler wie KIK nicht bereit, faire Einkaufsbedingungen zu vereinbaren, die den Näherinnen und Nähern einen existenzsichernden Lohn garantieren. Angemessene Entschädigungen für Hinterbliebene von Unfällen sind noch in weiter Ferne.  

Auch die Bundesregierung muss ihre Gesetze auf Regulierungslücken überprüfen.  In Nordrhein-Westfalen haben wir mit dem Tariftreue- und Vergabegesetz Standards für den öffentlichen Einkauf festgelegt, die auch faire Produktionsbedingungen umfassen. NRW setzt sich für Initiativen und Gesetze zur Herstellung verbindlicher Transparenzpflichten auf der Bundes- und EU- Ebene ein. Außerdem fördert es den Fairen Handel. Das Land muss und will also selbst Vorbild sein.  

Damit die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Verantwortung wahrnehmen können, sind verlässliche Kennzeichnungen dringend nötig, für die wir uns seit langem einsetzen. Ein Zertifizierungsverfahren mit einem aussagekräftigen Label für faire und ökologische Kleidung wäre ein wichtiger Schritt. Aber zum Schluss bleibt der gesunde Menschenverstand und der klare Blick: Kleidung, die "verboten billig" ist, kann nicht fair sein.