Ali Bas: „Pädagogische Freiheit möchte ich auch weiterhin haben wollen; denn unsere Lehrerinnen und Lehrer wissen doch selbst am besten, was gut für unsere Kinder ist.“

Antrag der FDP zu Defiziten in der Rechtschreibung

Ali Bas (GRÜNE): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst einmal eine Feststellung: An unseren Grundschulen in Nordrhein-Westfalen wird gute und professionelle Arbeit geleistet. Täglich leisten Tausende Lehrkräfte pädagogische Qualitätsarbeit, die durch eine breite Standardsicherung in den Lehrplänen des Landes Nordrhein-Westfalen abgesichert wird.
Bei der Lektüre des wirklich dramatischen FDP-Antrages, der interessanterweise eine Synopse eines „SPIEGEL“-Artikels ist, wird die Methode „Lesen durch Schreiben“ als Ursache für angeblich katastrophale Ergebnisse in der Rechtschreibung unserer Kinder gesehen. Es wird der Eindruck erweckt, als ob unsere Grundschulen zu pädagogischen Experimentierlaboren verkommen, in denen ohne Regeln gearbeitet wird.
Der Antrag suggeriert ein Verständnis von Sprachunterricht in den nordrhein-westfälischen Grundschulen, welche scheinbar strikte methodische Vorgaben durch das Land bei der Gestaltung von Unterricht vorsieht. In Wirklichkeit entscheiden unsere Pädagoginnen und Pädagogen bei der Wahl der Unterrichtsmethoden selbst, um bestimmte Kompetenzstufen zu erreichen.
Wenn ein Kind Förderbedarf hat, so greift die im Schulgesetz verankerte individuelle Förderung, die an unseren Schulen überall im Land durchgeführt wird. Auch entscheidet die Schule durch didaktische Jahresplanungen und in Fachkonferenzen selber darüber, wie im Unterricht in den einzelnen Fächern vorgegangen wird.
Diese pädagogische Freiheit möchte ich auch weiterhin haben wollen; denn unsere Lehrerinnen und Lehrer wissen doch selbst am besten, was gut für unsere Kinder ist. Daher wundert mich das Anliegen der FDP, aufgrund eines „SPIEGEL“-Artikels sofort nach dem Staat zu rufen, wenn eine solche Frage doch auch von einer Fachkonferenz geklärt werden kann.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Das hat schon etwas von Sozialismus und bevormundet unsere Schulen.
Ich glaube, dass wir über die didaktischen Fragen des Sprachunterrichts sachlich diskutieren müssen, und nicht politisch. Wir haben im Ausschuss selbstverständlich zu klären, was an der Kritik bezüglich der Methoden „Lesen durch Schreiben“ dran ist. Ich habe in meiner Lehrerausbildung gelernt, dass der Lernfortschritt von Schülerinnen und Schülern nicht nur alleine von einer einzigen Methode abhängt, sondern auch von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Deshalb freue ich mich auf eine dementsprechende Beratung im Ausschuss und eine angeregte Diskussion. Wie ich gehört habe, soll es auch noch eine Anhörung dazu geben. In diesem Sinne – herzlichen Dank!
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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