Josefine Paul: „NRW muss und wird geeignete Maßnahmen ergreifen, damit alle Menschen an Sport und Bewegung teilhaben können. „

Antrag von SPD und Grünen zur Inklusion im Sport

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Paralympics 2012 in London waren ein absolutes mediales und sportliches Spektakel. 2,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer jubelten zwei Wochen den 4.200 Paralympionikinnen und Paralympioniken zu. Die Athletinnen und Athleten äußerten dabei in unzähligen Interviews, wie wichtig ihnen ihr Sport ist und wie dankbar sie für die enorme Aufmerksamkeit und die Unterstützung sind, die ihnen während der Spiele zuteil wurden.
Lassen Sie uns eines festhalten, verehrte Kolleginnen und Kollegen: Die enormen Leistungen, die Sportlerinnen und Sportler mit Handicap erbringen, verdienen unseren Respekt.
(Beifall von den GRÜNEN)
Lassen Sie uns aber auch festhalten: Nur weil die Spiele vorbei sind, darf die Unterstützung und die Ermutigung für Menschen mit Behinderung, Sport zu treiben, nicht nachlassen.
Vier Jahre ist es bereits her, dass Deutschland die UN-Konvention zu den Rechten von Menschen mit Behinderung ratifiziert hat. In Art. 30 wird ihnen ausdrücklich die gleichberechtigte Teilhabe an sportlichen Aktivitäten auf allen Ebenen zugesprochen – ob in gemischten Teams mit Menschen mit und ohne Behinderung, wo sie gemeinsam trainieren und spielen, oder auch in Teams mit Menschen, die durch ihre Behinderung ähnliche Herausforderungen zu bewältigen haben.
Fest steht, auch NRW muss und wird geeignete Maßnahmen ergreifen, damit alle Menschen an Sport und Bewegung teilhaben können.
(Beifall von Manuela Grochowiak-Schmieding [GRÜNE])
Ganz in diesem Sinne hat das Sportministerium bereits im letzten Oktober eine Tagung zur Inklusion im Sport in Köln durchgeführt. In seiner Eröffnungsrede betonte Staatssekretär Neuendorf, dass trotz der hervorragenden Arbeit des nordrhein-westfälischen Behinderten-Sportverbandes nach wie vor der Anteil von Menschen mit Behinderung im aktiven Sport im Vergleich zu den aktiven Sportlerinnen und Sportler ohne Behinderung viel zu gering ist. Das möchten wir ändern. Dazu diente diese Tagung. Dazu dient nun auch dieser Antrag.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Bewegung ist für die persönliche Entwicklung und Gesundheit jedes einzelnen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig. Werte und Normen der Gesellschaft, gegenseitiger Respekt, Toleranz, Empathie und Gemeinschaftsgefühl werden bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten geschult.
Schon unsere Kleinsten erlernen, was in diesem Haus vielleicht noch ein bisschen zu kurz gekommen ist, mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen umzugehen und sich gegenseitig zu respektieren.
Darum möchte ich noch einmal ganz klar sagen: Der Sport ist ein zentraler Bestandteil auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft. Ein wichtiger Baustein – mein Kollege hat es gerade schon gesagt –, um dieses großes Ziel zu erreichen, ist die Infrastruktur. Denn Infrastruktur schafft Realität und ist zentrale Voraussetzung.
Wir wollen die Richtlinien für den Sportstättenbau überprüfen und sie für ein inklusives Sportland NRW fit machen. Dabei müssen wir neben den eigentlichen Sportstätten in jedem Fall auch auf den Sanitärbereich und die Zufahrtswege achten, damit die Sportlerinnen und Sportler auch auf den Platz kommen und damit sie nach dem Sporttreiben auch eine heiße Dusche genießen können. Nicht zuletzt bei diesem Wetter ist das eine wichtige Angelegenheit.
Der Rückbau von barrierefreien Sportstätten bei der Modernisierung oder gar ein nicht barrierefreier Neubau von Sportstätten darf nicht durch Landesgelder unterstützt werden. Wir wollen aktiv für das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderung werben. Der Wille zum gemeinsamen Sporttreiben ist bei vielen Vereinen und ihren Aktiven groß und stets vorhanden. Allein fehlt ihnen oftmals die nötige Information, um sich auch tatsächlich auf den Weg zu machen.
Gemeinsam mit den Bünden und den Verbänden wollen wir den Vereinen die nötige Unterstützung an die Hand geben, um ihre Vereine inklusiv weiterzuentwickeln. Wir setzen dabei ausdrücklich nicht nur auf gemeinsame Angebote im Breitensport. Auch für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler sind gemeinsame Trainingseinheiten und auch das gemeinsame Spiel eine Bereicherung. Dies gilt es ebenso zu fördern. In diesem Sinne muss auch das Leistungssportprogramm 2020 angelegt werden.
(Beifall von den GRÜNEN)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Herausforderungen auf den Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft sind vielfältig. Sie zu lösen, ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Doch die Größe der Herausforderung steht dem Gewinn für eine vielfältige Gesellschaft in nichts nach. In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen: gut Sport!
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

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