Josefine Paul: „Auch der Sport wird einen wichtigen Beitrag zur Inklusion für NRW leisten können.“

HH 2012 Sport

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Müller, Herr Lürbke, ich muss natürlich mit dem anfangen, was Sie hier vorgelegt haben, vorgetragen haben.
Mehr Geld für den LSB hat es gegeben, in diesem Jahr 8 Millionen mehr. Das wissen auch Sie, wenn Sie den Haushalt richtig lesen. Und die Planungssicherheit, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, bleibt doch unser Ziel, und zwar im Dialog mit dem LSB. Diesen Dialog führen wir auch im Moment.
Herr Müller, wenn Sie sagen, das, was wir „Pakt für den Sport“ nennen, hätte es auch bei Ihnen schon gegeben, nur unter dem Titel „Bündnis für den Sport“, will ich Ihnen einmal den qualitativen Unterschied nennen. Der „Pakt für den Sport“ ist endlich einmal mit Geld hinterlegt und nicht nur mit warmen Worten wie das schwarz-gelbe „Bündnis für den Sport“.
Wenn wir schon bei „1000 mal 1000“ sind, Ihrem absoluten Lieblingsthema, weil Ihnen sonst im Grunde genommen eigentlich nichts einfällt, weil wir so einig sind über die Ausrichtung der Sportförderung in Nordrhein-Westfalen, dann will ich Ihnen auch dazu noch einmal unsere Einschätzung vortragen. Wir haben mit dem Programm „1000 mal 1000“ neue Prioritäten gesetzt, statt mit der Gießkanne durchs Land zu gehen.
(Beifall von der SPD)
Das, was Sie hier ins Feld führen, Herr Müller, das sind Phantomschmerzen und nichts anderes.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Denn die Fokussierung eines solchen Projekts wie „1000 mal 1000“, ausgestattet – wenn man das einmal ausrechnet – mit 1 Million €, auf den „Sport im Ganztag“ ist doch sinnvoll und notwendig angesichts der großen Herausforderungen, denen sich der organisierte Sport doch durch den Ganztag gegenübersieht. Es gilt doch vor allem, hier die Chancen zu nutzen, die sich für den organisierten Sport, aber eben auch für die Schulen durch den Ganztag ergeben. Ich halte es nach wie vor für sinnvoll und richtig, da solche Prioritäten zu setzen.
(Beifall von der SPD)
Weil Sie vorhin beklagt haben, es fehlte Ihnen Innovation, will ich Sie doch einmal kurz mitnehmen auf eine kleine Reise durch den Landessportplan. Dabei werden wir, glaube ich, sehen, dass im Landessportplan durchaus viel Innovation ist. Denn er verbindet bzw. fasst zusammen alle Ausgaben der Landesregierung für den Sport. Wir finden da Posten aus gleich sieben Ministerien, egal, ob wir jetzt von Bildung reden, von Wissenschaft, von Integration, von der Förderung des Ehrenamtes oder kommunalem Städtebau, also klassischem Sportstättenbau oder allgemeinen Bewegungsgelegenheiten. Wir sehen: Überall hat der Sport seinen berechtigten Platz.
Lassen Sie mich ein Beispiel nennen, das man auch mit Blick auf die Reihenfolge des Redesettings hier als ein solches sehen kann: Wir stellen in diesem Jahr wieder die notwendigen Mittel für das Programm „Mehr Chancen für Frauen und Mädchen im Sport“ bereit. Dabei geht es um Frauen in Führungspositionen im Sport, um Gewalt gegen Mädchen und Frauen, um die Verhinderung dieser Gewalt sowie auch darum, Frauen mit Zuwanderungsgeschichte stärker in bestehende Sportstrukturen einzubeziehen.
Wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, Frau Ministerin: Vielleicht sollte man zusätzlich aufnehmen: „Mehr Frauen in die Sportpolitik“. Ich fühle mich an der Stelle immer relativ vereinsamt und bin froh, dass zumindest Sie mich unterstützen.
(Beifall von den GRÜNEN)
Der Kollege Bischoff hat das Thema „Inklusion“ schon angesprochen. Und damit sind wir bei „Innovation“. Sie haben „Inklusion“ eher wieder als Schreckensszenario aufgebaut, während es für uns ein sehr, sehr wichtiger Bereich ist. Sie haben recht mit Ihrer Aussage, Inklusion müsse in erster Linie vor Ort geschehen. Das ist klar. Wir werden uns aber darüber verständigen müssen, wie das langsam von unten aufwachsen kann. Das kann man nicht von oben überstülpen. Auf diesen Weg hat sich die Landesregierung mit der vor Kurzem in Köln unter anderem von ihr durchgeführten Tagung zu dem Komplex „Inklusion durch Sport“ begeben. Auch der Sport wird einen wichtigen Beitrag zur Inklusion für NRW leisten können.
Ich glaube, dass schon diese kleinen Beispiele deutlich machen, dass Sport eben mehr ist als Kunstrasen und Tartanbahn. Dieser Haushaltsentwurf der Landesregierung trägt unserem breiten gesellschaftlichen Anspruch im Bereich Sport durchaus Rechnung.
Darüber hinaus freue ich mich über die diversen herausragenden Strukturen im Bereich Sport in unserem Land, die Strahlkraft über NRW hinaus besitzen. Zu nennen sind neben anderen das Deutsche Sport & und Olympia Museum in Köln, die Deutsche Sporthochschule in Köln, die Sportstiftung und die vielen Sportstätten mit überregionaler Bedeutung, für deren Erhalt und Modernisierung wir auch in diesem Jahr wieder einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen.
Wir sind auch – das darf man auch nicht vergessen – immer wieder Gastgeberland für sportliche Großveranstaltungen. Es ist uns dabei immer wieder gelungen, uns als sportbegeistertes Land, als faire, offene und tolerante Gastgeber und – natürlich auch – Gastgeberinnen zu präsentieren. Das wird auch in den nächsten Jahren so sein. NRW ist und bleibt – sowohl was das Zuschauen als auch das aktive Teilnehmen angeht – Sportland Nummer eins. Darauf können wir, glaube ich, alle miteinander zu Recht stolz sein.
Für eine erfolgreiche Sportpolitik bedarf es allerdings auch kompetenter und verlässlicher Partner. Die sind hier schon aufgeführt worden. Auch ich will noch einmal darauf eingehen, dass der Landessportbund natürlich unser erster und wichtigster Ansprechpartner für unsere Arbeit ist, die oftmals – bei all dem, was Politik sich immer erhofft, was Sport leisten soll – ambitioniert erscheint. Im LSB aber haben wir einen Partner gefunden, der seine Kräfte mit uns gemeinsam für einen Sport in der Mitte der Gesellschaft einbringt.
Meine Damen und Herren, ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen paar kleinen Anmerkungen die Bedeutung des Sports für NRW deutlich machen. Wir brauchen den Sport als Partner, aber umgekehrt braucht der Sport natürlich auch eine verlässliche Politik als Partner. Ich denke, in diesem Haushalt ist es uns gelungen, die notwendigen Mittel bereitzustellen, damit der Sport seine Potenziale ausschöpfen kann. Diese Mittel werden wir auch in Zukunft – auch vor dem Hintergrund einer in den nächsten Jahren nicht leichter werdenden Finanzlage – bereitstellen. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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