Johannes Remmel: „Was liegt da näher, als zu sagen, dass ein solches Bauhaus auf alle Fälle in Nordrhein-Westfalen stehen muss und kann?“

Antrag der GRÜNEN im Landtag zum Europäischen Bauhaus-Projekt

Johannes Remmel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Vor genau 100 Jahren wurde das Staatliche Bauhaus Weimar gegründet. Es gilt trotz seiner dem nationalsozialistischen Terror geschuldeten kurzen Lebensdauer von nur 14 Jahren bis heute als renommierteste Hochschule für die Gestaltung der Moderne. In ihren Werkstätten und Laboren der Zukunft versammelten sich Handwerkerinnen und Handwerker, Technikerinnen und Techniker, Architekten, Künstlerinnen und Künstler, Kreative aller Art, um aus dem bisherigen unfruchtbaren Neben- und Gegeneinander ein höchst kreatives und produktives Miteinander zu machen.
Urbild für das Bauhaus ist nach Ansicht seines Begründers Walter Gropius die mittelalterliche Bauhütte. In ihr verbündeten sich die unterschiedlichsten Gewerke miteinander zum gemeinsamen Schaffen imposanter Bauwerke, Kirchen und Kathedralen, die weit über ihre Zeit hinaus bis in unsere Gegenwart und auch in die Zukunft ragen.
Das Bauhaus stand und steht, so Alfred Arndt zur Eröffnung des Dessauer Bauhauses, für die Art am Bau einer neuen Welt.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht in einem Gastbeitrag für die „FAZ“ am 17.10. genau von dieser Idee eines Bauhauses für die Zukunft hin zur Transformation in eine klimaneutrale Bewirtschaftung und in ein klimaneutrales Leben in Europa.
„Das Bauhaus hat den sozialen und wirtschaftlichen Übergang zur Industriegesellschaft und ins 20. Jahrhundert buchstäblich mitgestaltet.“,
so Ursula von der Leyen in dem Gastbeitrag. Das Bauhaus der Zukunft, das neue europäische Bauhaus soll nach ihrer Auffassung und auf ihre Initiative den Übergang in die Gesellschaft, die klimaneutral lebt, wirtschaftet und arbeitet, insbesondere da gestalten, wo es dringend notwendig ist, bei unseren Gebäuden.
Wo stehen unsere Gebäude? – Sie stehen in unseren Städten und Gemeinden. Das ist notwendiger denn je. In Deutschland entfallen gut 35 % des Endenergiebedarfes auf die Emissionen im Gebäudesektor. Im EU-Durchschnitt liegen die Werte noch etwas höher. Somit besteht im Gebäudebereich enormer Handlungsbedarf, um die Emissionen drastisch zu senken und die selbstgesteckten Ziele – insbesondere 67 % der Emissionen bis zum Jahr 2030 einzusparen und 2050 klimaneutral zu werden – zu erreichen.
Im Rahmen des europäischen Green Deals hat die EU-Kommission bereits eine Renovierungswelle angestoßen, um die energetische Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden anzukurbeln. Kürzlich legte sie dann die Idee einer europäischen Bauhausbewegung vor.
Was liegt da näher, als zu sagen, dass ein solches Bauhaus auf alle Fälle in Nordrhein-Westfalen stehen muss und kann? Wo sollte es dann stehen? Meinetwegen kann es auch irgendwo anders stehen, aber unsere Idee ist, es im nördlichen Ruhrgebiet zu implementieren, weil es hier einen großen Bestand von Gebäuden der Nachkriegszeit gibt, die dringend einer energetischen Sanierung zugeführt werden müssen. Es gilt, die Dynamik des Strukturwandels aufzugreifen und anzufassen und die Gewerke in einer neuen Bauhütte zusammenzuführen.
Ich würde mir sehr wünschen und darf Sie bitten – wir sind zwar nicht der Urheber dieser Idee –, dass Sie diese Idee mit anpacken, Nordrhein-Westfalen bei der Gründung eines Reallabors unterstützen und dabei deutlich markieren, dass wir ein Interesse daran haben, ein solches europäisches Bauhaus, das die Kommission ausschreiben will, nach Nordrhein-Westfalen zu holen.
In diesem Sinne sind wir gerne bereit, an einem gemeinsamen Antrag, wenn Sie mitmachen wollen – wir laden Sie ein –, im Ausschuss zu arbeiten. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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