Johannes Remmel: „Ein Projekt der Spitzenforschung mit globaler Ausstrahlung“

Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN für ein Einstein-Teleskop in der Emscher-Region

Johannes Remmel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Geschichte ist bereits von den Kolleginnen und Kollegen erzählt worden. Ich will das einmal etwas anders, wenn auch nicht abweichend, darstellen.
1916 ist die Existenz von Gravitationswellen in der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein theoretisch nachgewiesen worden. Er selbst hielt es aber für unmöglich, dass diese jemals physisch nachgewiesen werden könnten.
100 Jahre später ist das erstmalig gelungen; in der Tat erfolgte der direkte Nachweis. 2017 dann gab es einen erneuten Nachweis. Jetzt existiert die Idee eines europäischen Einstein-Teleskops als neuester Generation, um Gravitationswellen nachweisen zu können.
Das Einstein-Teleskop wäre und ist ein Projekt der Spitzenforschung mit globaler Ausstrahlung. Es würde eine neue Ära der Astronomie und Astrophysik einleiten. Dadurch würden mindestens zehnmal bessere Messungen möglich, und es könnte in der Tat ein tausendfach größeres Areal des Weltalls untersucht werden. Es würde neue Erkenntnisse über das Universum und seine Entstehung liefern. Es würde Einblicke in die Phase direkt nach dem Urknall erlauben und die bessere Erforschung von Neutronensternen und Schwarzen Löchern ermöglichen, also die ganz große Frage der Metaphysik vielleicht ein bisschen präziser beantworten, die wir Menschen uns eigentlich stellen, seit es uns gibt: Woher kommen wir, und wohin gehen wir? – Das sind die ganz großen Fragen, die uns bewegen.
Dass dies europäisch angegangen wird, macht deutlich, welchen Spannungsbogen wir zurzeit in der Europapolitik beschreiben. Frau von der Leyen hat im Zusammenhang mit dem European Green Deal davon gesprochen, bis 2050 Klimaneutralität in Europa zu erreichen, sei vergleichbar mit der Landung auf dem Mond. Es geht also darum, was wir Menschen – die Forschung, die Wissenschaft – leisten können, was möglicherweise über unseren Horizont hinausgeht.
Dass dies in Nordrhein-Westfalen und in Europa stattfindet, ist meiner Meinung nach allemal die Unterstützung des Landtages wert. Gerade in einer Zeit, in der die Wissenschaft als wichtigster Ratgeber für politische Entscheidungen vielfach infrage gestellt oder populistisch hinterfragt wird, ist das ein deutliches Zeichen für eine freiheitlich-demokratische Politik, die auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.
(Zuruf von Markus Wagner [AfD])
Das ist auch ein deutliches politisches Signal, das die vier Fraktion heute im Landtag geben.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen sind bereits an der Konstruktion einzelner Elemente des Detektors beteiligt, unter anderem von der Universität Münster oder der RWTH Aachen. Dazu arbeiten sie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der gesamten Europäischen Union zusammen, insbesondere aus den Niederlanden und Belgien. Forscherinnen und Forscher aus NRW könnten später in erster Linie und begleitend bei der Konstruktion und der Weiterentwicklung, aber auch bei konkreten Messungen und Auswertungen vor Ort tätig werden.
Insgesamt handelt es sich also um ein Projekt von herausragender wissenschaftlicher Relevanz und von großer Bedeutung nicht nur für die Region, sondern für die ganze Welt.
Mich persönlich und meine Fraktion würde es sehr freuen, wenn Nordrhein-Westfalen ein Teil dieses wahrhaft europäischen Projektes werden könnte. – Herzlichen Dank für die Unterstützung.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)