Gedenkstätten in NRW

Vor 75 Jahren wurden das Vernichtungslager Auschwitz befreit. Wir haben dieses Datum zum Anlass genommen, Erinnerungsorte in ganz NRW zu besuchen und Erinnerungskultur vor Ort zu diskutieren. Und vielleicht dienen einige Fotos ja auch als Inspiration für einen eigenen Besuch vor Ort?

Verena Schäffer besuchte die alte Landsynagoge Selm-Bork im Kreis Unna. Mit dabei waren Manon Pirags (stellv. Leiterin der VHS Selm) und Marion Küpper (grünes Ratsmitglied in Selm).

Weitere Infos: http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/selm-bork/besucherinformationen.html

Außerdem schaute sie sich den jüdischen Friedhof in Witten an.

„Die Synagoge in Selm-Bork und der jüdische Friedhof in Witten sind wichtige Zeugnisse jüdischen Lebens in Deutschland, das man nicht auf die Zeit des Nationalsozialismus reduzieren darf. Und doch sind sie zugleich auch Orte der Erinnerung an die grausamen Verbrechen der Nationalsozialisten gegen Jüdinnen und Juden. Ich bin froh, dass es heute wieder jüdisches Leben in Nordrhein-Westfalen gibt. Wir Demokratinnen und Demokraten sind in der Pflicht, alles dafür zu tun, dass Jüdinnen und Juden sowie andere gesellschaftliche Minderheiten vor Diskriminierung, Anfeindungen und Übergriffen geschützt werden.“

Weitere Infos: https://www.witten.de/kultur-tourismus-sport/kultur/denkmaeler/juedischer-friedhof/

Norwich Rüße besuchte die Gedenkstätte Bockholter Berge. Sie erinnert an das Schicksal von Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski – zwei im Sommer 1942 hingerichtete polnische Kriegsgefangene. Mit dabei Berthold Tumbrink, Michael Kösters-Kraft, Franjo Howe, Janina Rebholz, Christoph Leclaire (Historiker), Andrea Meschede und Lore Hauschild.

„Die Gedenkstätte Bockholter Berge hier in Greven leistet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an die Opfer und Gräueltaten des Nationalsozialismus. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und dem Terror des Nationalsozialismus trägt entscheidend zum Erhalt unserer Demokratie bei. „Nie wieder“ war stets ein gesellschaftlicher Konsens, der aber nun immer mehr in Gefahr gerät. Wie relevant dies ist, führen die weiterhin steigenden Zahlen der antisemitischen Straftaten auch in NRW vor Augen.“

Weitere Infos: https://nrw-archiv.vvn-bda.de/texte/1820_greven.htm

In Münster besuchte Josefine Paul die Bildungsstätte Villa ten Hompel und nahm an einer Führung durch die Dauerausstellung „Geschichte-Gewalt-Gewissen“ teil. Mit dabei: Wilhelm Breitenbach (ehem. KV-Sprecher), Josefine Paul und Dr. Thomas Köhler (Mitarbeiter der Villa ten Hompel)

„Der Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster arbeitet die Beteiligung der Polizei an der Deportation und Vernichtung von Millionen Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und politisch Andersdenkenden auf. In der Ausstellung werden Lebenswege von Verfolgten wie von Tätern nachgezeichnet. Heute wird der Lernort auch von der Polizei zur politischen und historischen Bildung genutzt.“

Weitere Infos: https://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/startseite.html

Johannes Remmel war mit der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ auf dem jüdischen Friedhof. Er sprach mit den Gründungsmitgliedern der Initiative Hartmut Hosenfeld und Tom Kleine.

„Wir sind es den Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden schuldig, das Gedenken an sie und die mahnende Erinnerung an die Gewaltherrschaft, unter der sie zu Tode gekommen sind, wachzuhalten. Initiativen wie „Jüdisch in Attendorn“ führen uns vor allem eines vor Augen: Die nationalsozialistischen Verbrechen sind nicht nur an weit entfernten Fronten und abgelegenen Orten begangen worden, sondern in jeder Stadt Deutschlands, auch hier bei uns vor Ort, wo wir heute in Frieden leben. Dieses Wissen muss uns immerwährende Mahnung sein.“

Weitere Infos: https://www.juedisch-in-attendorn.org/jüdischer-friedhof/

Arndt Klocke und Berivan Aymaz hatten einen Besuchstermin im NS-Dokumentationszentrum Köln. Auf dem Foto sind unsere beiden Abgeordneten im Gespräch mit Dr. Werner Jung, dem Direktor der Kölner Gedenkstätte.

Arndt Klocke: „Wir gedenken in diesen Tagen den vielen Opfern des Nationalsozialismus. Hierzu besuchte ich gestern das NS-Dokumentationszentrum in Köln. Diese Gedenkstätte macht Geschichte auf ganz besondere Weise erfahrbar und die Schicksale von Verfolgten sichtbar. Denn im selben Gebäude wurden damals über 400 Gefangene aus aller Welt von der NS gefoltert und erhängt. Davon zeugen die Inschriften im Keller des Gebäudes, welches als Gefängnis und Folterkammer dienten. Das NS-DOK in Köln leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Forschung, sowohl auf lokaler und regionaler Ebene, als auch darüber hinaus. Wir müssen die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachhalten, um jeden Tag gegen Antisemitismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit Haltung zu zeigen. Denn nur so können wir den zuletzt auch in NRW verzeichneten steigenden Zahlen der antisemitischen Straftaten entgegenwirken.“

Berivan Aymaz: „Das Kölner NS-Dokumentationszentrum ist die größte lokale Gedenkstätte Deutschlands. Mitten in der Innenstadt wurden damals 400 Gefangene in einem Hinterhof, unmittelbar vor benachbarten Gärten und Familienwohnhäusern durch die NS erhängt. Wenn man durch die damaligen Zellen läuft und liest, was die Insassen kurz vor ihrem Tod in die Wände geritzt haben, und an diesen Schicksalen so unmittelbar teil haben darf, wird klar, warum „Nie wieder“ der gesellschaftliche Konsens bleiben muss. Gedenkstätten kommen in einem klassischen Einwanderungsland wie NRW eine besonders wichtige Rolle bei der Demokratieerziehung zu, denn Antisemitismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit stellen unsere Erinnerungskultur immer mehr infrage. Ich schätze daher insbesondere die zahlreichen digitalen Angebote des Kölner NS-DOK für unsere junge Generation, die „Digital Natives“, die nach neuen pädagogischen Konzepten verlangen.“

Weitere Infos: https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/start.aspx?s=314

Die Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall Remscheid e.V. war das Ziel unserer Fraktionsvorsitzenden Monika Düker. Auf dem Foto ist sie im Gespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Francesco Lo Pinto.

„Ich bin sehr beeindruckt von dem Engagement der Schülerinnen und Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, die durch ihre Initiative die Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall in Remscheid gründeten. Damit haben sie einen lebendigen Ort der Erinnerung, des gemeinsamen Gedenkens und der Aufarbeitung geschaffen.“

Mehrdad Mostofizadeh war mit dem grünen Ratsherrn Walter Wandtke zu Besuch in der alten Synagoge in Essen. Sie unterhielten sich dort mit dem Leiter Dr. Uri Kaufmann.

„In der alten Synagoge, die in der Reichspogromnacht von den Nazis angezündet wurde, kann man heute wieder eindrucksvoll erkennen, das jüdisches Leben seit langer Zeit wichtiger Bestandteil der Essener Stadtgemeinschaft ist. Dies gilt es zu pflegen und zu wahren.“

Weitere Infos: https://www.essen.de/rathaus/aemter/ordner_45_9/alte_synagoge/Start.de.html

Matthi Bolte-Richter besuchte die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. Begleitet wurde er von Thomas Lange (Gedenkstätte), Valentin Schneider (Grüne Porta) und Klaus Rees (Grüne Bielefeld).

„4000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen mussten ab Anfang 1944 Stollen in den Porta-Sandstein treiben, um die Produktion von Rüstungs- und kriegswichtigen Gütern unter Tage zu verlagern. Sie schufteten unter unmenschlichen Bedingungen, einige von ihnen im tiefsten Winter knietief im Wasser stehend, untergebracht unter katastrophalen Umständen. Jeden Tag marschierten Hunderte vom Lager zur Arbeit und zurück, wuchs ein gigantischer Hügel aus Abraum mitten im Ort – und trotzdem will niemand etwas bemerkt haben. Eine historische Aufarbeitung wurde erst in den 80er Jahren begonnen – auf Initiative einer Schülergruppe. Nachdem in den frühen 90er Jahren ein Gedenkstein errichtet wurde, wird seit 2015 einer der Stollen – „Dachs I“, wo in bis zu 30 Meter hohen Höhlen eine untertägige Schmierölraffinerie entstehen sollte – schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und weiter wissenschaftlich erforscht. Auf dem Weg vom Gedenkort zur Gedenkstätte sind noch einige Schritte wünschenswert, insbesondere die weitere historische Dokumentation und Sicherung, pädagogische Begleitung und als Fernziel ein eigenes Dokumentationszentrum vor Ort.“

Weitere Infos: https://www.gedenkstaette-porta.de/

Wibke Brems war zu Gast in der Gedenkstätte Zellentrakt in Herford. Diese besondere Gedenkstätte befindet sich im Rathaus, macht regelmäßig Sonderausstellungen und wird vom Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. getragen. Mit dabei Michael Girke (Mitarbeiter Zellentrakt), Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken e.V.), Christoph Laue (Stadtarchivar und Leiter der Gedenkstätte), Tim Kähler (Bürgermeister), Angela Schmalhorst (Grüner Ortsverband Herford), Ingeborg Balz und Ingo Ellermann (Vorsitzende und stellvertretender Vorsitzender der Grünen Kreistagsfraktion Herford) sowie Joachim Jennrich (stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender).

„Die Gedenkstätte Zellentrakt leistet als Lernort und Begegnungsstätte einen zentralen Beitrag zur Erinnerung an die Opfer und Gräueltaten des Nationalsozialismus. Sie macht Geschichte vor Ort erfahrbar und die Schicksale von Verfolgten aus Herford und Umgebung sichtbar. Gerade die ehrenamtliche Arbeit ist beeindruckend, denn die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und dem Terror des Nationalsozialismus trägt entscheidend zur Demokratieerziehung bei.“

Weitere Infos: http://www.zellentrakt.de/

Die Villa Merländer in Krefeld war das Ziel von Oliver Keymis. Der einstige Besitzer der Villa -Richard Merländer – wurde zum Verkauf seines Hauses gezwungen, weil er Jude war und starb 1942 im Vernichtungslager Treblinka. 1991 entschied man sich dazu, in der Villa eine NS-Dokumentationsstelle zu eröffnen. In dem Haus an der Friedrich-Ebert-Straße 42 gibt es neben einer Ausstellung zum Thema „Krefeld und der Nationalsozialismus“ und einer Installation „Luftschutzkeller“ auch zwei Wandbilder des bekannten Malers Heinrich Campendonk zu sehen. Mit dabei waren Dr. Gabriele König (Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Krefeld) und Sandra Franz (Leiterin NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer e.V.)

„Eindrucksvoll dokumentiert die Arbeit von Sandra Franz und ihrem Team in der Krefelder Villa Merländer, dass der konkrete Besuch in den Gedenkstätten die Jugendlichen sehr direkt bewegt und betrifft. Und das ein solcher Besuch vor Ort gute Möglichkeiten bietet, sich mit der lokalen Geschichte der NS-Zeit konkret und intensiv auseinanderzusetzen. Gleichwohl ist und bleibt es wichtig, dass allen jungen Menschen ermöglicht wird, auch die großen Gedenkstätten der Konzentrations- und Vernichtungslager zu besuchen, damit das viel beschworene „Nie wieder Auschwitz“ in den Herzen und in den Köpfen der Menschen präsent bleibt und die Werte von Demokratie, Frieden und Freiheit weiter gemeinsam bewusst und verstärkt gelebt werden.“

Weitere Infos: https://www.villamerlaender.de/

Sigrid Beer suchte die NS-Gedenkstätte Wewelsburg auf. Dort traf sie Reinhard Fromme, Kirsten John-Stucke und Markus Moors.

„Die unmenschliche Vernichtungsmaschinerie war eine deutsche Erfindung. Das darf niemals vergessen werden in der Debatte um Antisemitismus!“

Weitere Infos: https://www.wewelsburg.de/de/