Schlachthöfe entpuppen sich als Corona-Brennpunkt

Kommunalinfo

Liebe Freundinnen und Freunde,
Nordrhein-Westfalen ist mit insgesamt 498 Schlachtbetrieben ein Schwerpunkt der Fleischindustrie in Deutschland und Europa. Drei der zehn größten deutschen Schlachthöfe haben ihren Hauptsitz in Nordrhein-Westfalen (Tönnies, Westfleisch, Tummel). In den letzten Jahren ist die Fleischbranche immer wieder aufgrund der dort herrschenden Arbeits- und Unterkunftsbedingungen in die Kritik geraten. Kenner der Branche sind über den jetzigen Corona-Ausbruch daher wenig überrascht. Vielleicht kann die Corona-Krise aber dazu beitragen, dass sich die Bedingungen hier endlich verbessern.
Die Arbeit am Schlachthof, oftmals dicht an dicht stehend und in einer kühl-feuchten Atmosphäre, sowie die teilweise miserablen und beengten Wohnverhältnisse sind nun auch Anlass dafür, dass sich das Corona-Virus unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Schlachthöfen in Coesfeld, Erkenschwick und Bochum rapide ausbreiten konnte. Aber auch aus anderen Ländern und Bundesländern wird von ähnlichen Fällen berichtet. Die Fleisch- und Schlachtbranche hat sich damit international zum Corona-Brennpunkt entwickelt und die Gruppe der Saisonarbeitskräfte zählt somit zu einer Hochrisikogruppe der Pandemie.
Die Landesregierung fokussiert sich beim Auftreten der zahlreichen Erkrankungen bei Mitarbeiter*innen des Schlachthofs im Landkreis Coesfeld insbesondere die Unterbringung der osteuropäischer Mitarbeiter*innen der Schlachthöfe. Aber auch die hektische und körperlich oftmals sehr anstrengende Tätigkeit im Akkord auf engsten Raum begünstigt das Infektionsgeschehen. Hinzu kommen erschwerend die immer wieder dokumentierten 10-16 stündigen Arbeitstage, teilweise ohne Pause. Das Virus trifft auf erschöpfte Menschen, die oftmals trotz Krankheitssymptomen weiterhin zur Arbeit gehen. Das liegt auch daran, weil völlig unklar ist, wie und wovon diese Menschen leben sollen, falls sie in  Quarantäne gehen müssen.
Die Landesregierung muss nun schnellstmöglich dafür sorgen, dass die Betriebe objektiv getestet werden und zweifelsfrei den arbeits- und infektionsschutzrechtlichen Auflagen entsprechen. In Nordrhein-Westfalen sorgt insbesondere der Ausbruch unter Mitarbeiter*innen eines großen Schlachthofs der Firma Westfleisch in Coesfeld seit Tagen für Aufsehen, bei dem ein Viertel der Arbeiter*innen positiv auf Covis 19 getestet wurden. Nun hat die Landesregierung veranlasst, alle Mitarbeiter*innen nordrhein-westfälischer Schlachtbetriebe auf das Corona-Virus hin zu überprüfen – dies betrifft etwa 20.000 Menschen in NRW. Zusätzlich sollen auch die Unterkünfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich der pandemiebedingt geltenden Hygiene- und Abstandsbestimmungen überprüft werden. Gestern hat der zuständige Minister Laumann gesagt, dass diese Testungen vermutlich bis Ende kommender Woche abgeschlossen sein werden.
Auch in vielen Eurer Kommunen und Kreise befinden sich Schlacht- oder Zerlegebetriebe. Die nun durchzuführenden Corona-Testa sind von den jeweiligen Kreisordnungsbehörden zu organisieren. Damit Ihr euch ein Bild von der Situation in Eurem Kreis machen könnt, findet Ihr nebenstehend eine Muster-Anfrage für Eure kommunalpolitischen Gremien zu. Viele der Ausschusssitzungen finden pandemiebedingt zwar aktuell nicht statt, es kann aber auch eine schriftliche Beantwortung eingefordert werden.
Für Rückfragen stehen Euch unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin für Umweltpolitik, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Anna von Spiczak (0211-884 2826, anna.von.spiczak@landtag.nrw.de) und wir gerne zur Verfügung.