Immer mehr Menschen stellen sich die Frage, wie sie im Alter oder wenn sie pflegebedürftig werden, leben wollen. Eine zunehmend buntere Gesellschaft stellt zusätzliche Anforderungen an die Gestaltung des Lebens im Alter. Stärker als bisher sollten individuelle Bedarfe in Bezug etwa auf geschlechtliche Orientierung, Konfession oder Migrationsgeschichte berücksichtigt werden. Spätestens mit der Verabschiedung der Pflege-Charta in Deutschland und der UN-Behindertenrechtskonvention ist auch das Recht auf Selbstbestimmung der pflegebedürftigen Menschen in den Fokus gerückt. Daher muss der Mensch Mittelpunkt der Planungen sein.
In unserem Antrag, den wir diese Woche in den Landtag einbringen, stellen wir ein umfassendes Programm vor, wie Pflege in NRW neu gestaltet werden muss, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.
Damit möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, auch im Alter selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung zu leben – was sich ein Großteil auch wünscht – spielt zum einen Vorsorge eine große Rolle, um nach Möglichkeit eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Zum anderen muss aber auch die Lebensumgebung, das Quartier entsprechend gestaltet und auch auf die Bedürfnisse der Menschen mit Unterstützungsbedarf ausgerichtet werden. Hier haben in der Vergangenheit die Quartiersentwickler*innen gute Arbeit geleistet, deren Stellen die schwarz-gelbe Landesregierung aber gestrichen hat. Dieses Projekt wird somit zum Ende des Jahres auslaufen. Wir fordern, dass diese Haushaltskürzung wieder zurückgenommen wird und das Land die Stellen weiterhin fördert.
Die Maßgabe „Prävention vor Reha vor Pflege“ kann viele Übermittlungen in stationäre Einrichtungen vermeiden. Vermehrte Angebote zur Kurzzeit- und der Tagespflege tragen ebenfalls dazu bei wie der Einsatz von telemedizinischen Maßnahmen.
Um auf die Wünsche und Bedürfnisse vieler Menschen eingehen zu können, müssen verstärkt ambulante und alternative Wohnformen gefördert und stationäre Pflegeeinrichtungen modernisiert und hin zu überschaubaren Wohnanlagen umgebaut werden.
Doch nicht nur die Pflegebedürftigen müssen in den Blick genommen werden, eine gute Versorgung braucht vor allem auch ausreichendes, gut geschultes und zufriedenes Personal. Da sich im Pflegebereich schon seit geraumer Zeit ein großer Mangel an Fachkräften abzeichnet, ist es umso wichtiger, schnell und langfristig die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen etwa flexible Arbeitszeitmodelle, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser als bisher ermöglichen, angemessene Arbeitsbedingungen mit angemessener tariflicher Bezahlung und zusätzlichem Personal, sowie mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Zudem müssen die Ausbildungsseminare für die Altenpflege deutlich besser finanziert werden – und zwar für Personal und Ausstattung.
Während einige der dringend notwendigen Maßnahmen in der unmittelbaren Verantwortung des Landes liegen, muss sich die Landesregierung bei anderen Punkten im Bund für Verbesserungen stark machen. Hierzu gehört die Finanzierung von deutlich mehr Pflegestellen auch weit über das hinaus, was die Bunderegierung ihrerseits angekündigt hat. Wir GRÜNEN fordern, dass Bundesmittel für jeweils 25.000 zusätzliche Pflegestellen in Krankenhäusern und Einrichtungen der Altenpflege bereitgestellt werden. Änderungen sind auch in den Sozialgesetzbüchern notwendig, um besser als bisher die Pflege dort organisieren und finanzieren zu können, wo die Menschen leben und gepflegt werden wollen. Hierzu gehört auch die Einführung einer Bürgerversicherung für die Pflege.
Dazu ein Blogbeitrag von Mehrdad Mostofizadeh:
"Die Arbeit in der Pflege muss mehr Wertschätzung erfahren."