Chaos bei der Testung von Kontaktpersonen von Corona-Infizierten?

Aktuelle Stunde auf Antrag der GRÜNEN im Landtag

Mehrdad Mostofizadeh

Die Corona-Fallzahlen steigen deutschlandweit seit etwa Mitte Juli wieder an, in der Woche vom 17.-23. August lagen sie höher als in den vergangenen Wochen (Deutschlandfunk am 20.8.2020: https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-aktuelle-zahlen-und- entwicklungen.2897.de.html?dram:article_id=472799). Mit dem Ende der Sommerferien in vielen Bundesländern und der Rückkehr von Reisenden aus dem Urlaub wird der Kontakt zwischen den Personen vermutlich wieder zunehmen, so dass weitere Infektionen wahrscheinlich sind.
Für die Gesundheitsämter bedeutet der Anstieg der Fallzahlen eine höhere Anzahl an nachzuverfolgenden Kontakten und damit mehr Arbeit. Das WDR-Magazin Westpol hat eine Umfrage unter den 54 Gesundheitsämtern in den Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein- Westfalens durchgeführt. In der gestrigen Westpol- Sendung vom 23. August (WDR am 23.8.2020: https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/corona-kontaktpersonen-oft- nicht-getestet-100.html) heißt es, von den 37 Gesundheitsämtern, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben 7 ausgesagt, sie hätten ihre Belastungsgrenze erreicht. Viele Gesundheitsämter seien unterbesetzt: In zwei Dritteln der 37 Gesundheitsämtern seien längst genehmigte Arztstellen seit Monaten unbesetzt.
Auffallend ist, dass die Gesundheitsämter unterschiedliche Angaben dazu machen, wie sie mit der Testung der Kontaktpersonen von nachweislich infizierten Personen umgehen. Das RKI empfiehlt neben der Quarantäne die Testung auch asymptomatischer Kontaktpersonen der Kategorie I (also jenen, die mit der positiv getesteten Person intensiven Kontakt hatten und somit ein erhöhtes Infektionsrisiko haben). Die Personen sollten so früh wie möglich getestet werden, um bei positivem Ergebnis wiederum deren mögliche Kontakte in Quarantäne zu schicken. Allerdings testen nicht alle Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen die Kontaktpersonen nach diesem Muster. In der Sendung Westpol erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes Dortmund, dort würden die Kontaktpersonen der Kategorie I oft nicht getestet, da sie ohnehin in Quarantäne müssten. Allerdings wolle auch Dortmund jetzt mehr testen.
Gesundheitsminister Laumann verweist im gleichen Bericht auf die Zuständigkeit der Kommunen und betont, nur ein Gesundheitsamt habe sich an das Land gewandt, weil es Unterstützung brauche.
Auf der anderen Seite hat Minister Laumann angekündigt, er wolle den Gesundheitsämtern empfehlen, dass Schülerinnen und Schüler in der Quarantäne Corona-Tests durchführen lassen können, auch um die Quarantäne-Zeit zu verkürzen und schnell wieder in die Schule zurückkehren zu können (Kölner Stadtanzeiger am 19.8.2020: https://www.ksta.de/koeln/lange-quarantaene-laumann-kritisiert- koelner-umgang-mit-corona-tests-bei-schuelern-37215884), so wie es auch für Reiserückkehrende möglich ist.
Die Bekämpfung der Pandemie braucht entschlossenes Handeln. Die Landesregierung darf die Gesundheitsämter mit den Folgen der erhöhten Corona-Fallzahlen nicht alleine lassen. Der Gesundheitsminister muss klare Standards in Bezug auf die Verfahren bei den Testungen formulieren, um ein möglichst landesseinheitliches Vorgehen im Umgang mit den Kontaktpersonen von Corona-Infizierten herzustellen. Außerdem brauchen die Gesundheitsämter vom Land finanzielle und personelle Unterstützung, um die Kontaktnachverfolgung adäquat durchführen zu können. Damit muss sich der Landtag im Rahmen einer Aktuellen Stunde befassen.