Runderneuerte Reifen – NRWs Beitrag zur Kreislaufwirtschaft stärken!

Antrag der GRÜNEN im Landtag

Portrait Norwich Rüße

I.       Ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung

Die Runderneuerung von Reifen ist ein Wiederaufarbeitungsprozess, der darin besteht, dass die abgefahrene Lauffläche entfernt wird, um diese durch eine neue Lauffläche mit neuem Profil mittels Vulkanisation zu ersetzen. Die unter dem hohen Einsatz von Ressourcen hergestellten Reifen können somit weitgehend erneut genutzt werden. Dieses Verfahren steht nicht nur im Einklang mit den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft, sondern sichert den Erhalt regional ansässiger, mittelständischer Unternehmen und deren Arbeitsplätze. Denn von der Abholung ausgedienter Reifen bis zum Vertrieb, stützt sich die Runderneuerung auf die kurzen Transportwege und fördert damit regionale Strukturen der Kreislaufwirtschaft.
Aufgrund der durch LKW und PKW hervorgerufenen jährlichen Fahrleistungen, ist der Bedarf an Auto- und LKW-Reifen in Deutschland enorm. Hier werden jährlich über 500.000 Tonnen Altreifen entsorgt und über 50 Millionen Reifen allein im Ersatzmarkt verkauft – mit steigender Tendenz. In Thailand, dem Hauptproduktionsland von Naturkautschuk, sorgte die international steigende Anfrage in den letzten 30 Jahren für einen Produktionszuwachs von bis zu 300 Prozent. Auf die Reifenproduktion entfallen etwa 70 Prozent des weltweiten Bedarfs an Kautschukbäumen, deren Kultivierung in den Herkunftsländern erhebliche Auswirkungen auf die Landnutzung und den Artenreichtum nimmt. Produktion und Transport von Neureifen stellen somit eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar.
Da sich die Abnutzung eines Reifens in der Regel auf die Lauffläche beschränkt, die nur ca. 20 Prozent der Gesamtmasse des Reifens beträgt, kann der überwiegende Anteil durch den Prozess der Runderneuerung wieder nutzbar gemacht werden. Zudem gelten bei Runderneuerten Reifen identische gesetzliche Vorgaben und vergleichbare Produktionsschritte wie bei Neureifen. Qualitativ hochwertige runderneuerte Reifen sind in ihren Gebrauchs- und in ihren Performance-Eigenschaften mit Neureifen nahezu vergleichbar. Zusätzlich bieten sie eine Kostenersparnis von bis zu 50 Prozent in der Anschaffung. Im Vergleich zur Produktion von neuen Reifen können durch die Wiederverwendung der Karkasse bis zu 80 Prozent Erdöl und 70 Prozent Energie, eingespart werden.

I.       Handlungsnotwendigkeiten

Moderne Runderneuerungsmethoden sorgen heutzutage dafür, dass Experten bei einer hochwertigen Herstellung eine gleichwertige Produkteigenschaft im Vergleich zum gewöhnlichen Autoreifen attestieren. Hauptkonkurrenz der Runderneuerung ist der heute überwiegend aus Asien importierte sogenannte Low-End-Reifen. Dieser ist als "Billigprodukt" konzipiert, oftmals mit der Folge, dass die Produkteigenschaften eine Runderneuerung nicht zulassen.
Obwohl der runderneuerte Reifen hinsichtlich seiner Laufleistung und Belastbarkeit konkurrenzfähig ist, hat der Aspekt der Nachhaltigkeit beim Kauf neuer Reifen für Kundinnen und Kunden nicht immer die oberste Priorität. Hinzu kommt, dass es für die Verbraucherinnen und Verbraucher bisher keine transparente und nachvollziehbare Standardisierung des Produktes, z.B. durch die Einführung von Qualitäts-Labels gibt.
Einer der größten Käufer für Neureifen ist das Land NRW. Um eine ressourcenschonende und damit umweltfreundliche Produktionsweise zu unterstützen, ist ein Bezug von runderneuerten Reifen für Fahrzeugflotten des Landes und der Kommunen grundsätzlich erstrebenswert. Dazu gilt es zunächst die von den Herstellern proklamierten ökonomischen und ökologischen Vorteile zu prüfen. Ob sich langfristig eine Umstellung auf runderneuerte Reifen als effizient erweist, soll mithilfe eines Pilotprojekts auf Landesebene überprüft werden. Die hier gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, einen Eindruck von der Technologie zu erhalten und eine Entscheidungshilfe bei der zukünftigen Beschaffung von Reifen liefern.

II.      Der Landtag stell fest:

–        Die herkömmliche Reifenproduktion geht mit einem enormen Verbrauch an Ressourcen und erheblichen ökologischen Auswirkungen in den Produktionsländern einher.
–        Der Einsatz runderneuerter Reifen stellt nach vorliegenden Erkenntnissen eine ressourcenschonende und wirtschaftlich rentable Alternative zum Einsatz herkömmlicher Autoreifen dar.
–        Der Prozess der Runderneuerung wird wesentlich von der regionalen Kreislaufwirtschaft gestützt und weist eine stark ortsgebundene Komponente auf.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

1.      ein Pilotprojekt zur Anschaffung und zum Einsatz von runderneuerten Reifen durch die öffentliche Hand zu initiieren.
2.      sich auf EU- und Bundesebene für eine Verpflichtung der Hersteller zur Produktion von Autoreifen einzusetzen, die eine Runderneuerung ermöglichen.
3.      sich im Sinne des Verbraucherschutzes auf EU-Ebene für die Einführung eines Qualitäts- Labels und somit für eine Standardisierung für runderneuerte Reifen einzusetzen.