Matthi Bolte-Richter: „Es lohnt sich also, diese Projekte weiter zu verfolgen“

Große Anfrage der "AfD"-Fraktion zu Chancen eines Wärmespeicherkraftwerkes

Matthi Bolte-Richter (GRÜNE): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Modellprojekte – das haben wir heute gelernt – zeichnen sich durch ihren Modellcharakter aus. Modellbetrieb und Regelbetrieb sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Das ist vielleicht für eine Fraktion in diesem Haus eine neue Erkenntnis, für die anderen nicht unbedingt.
Was wir aber in diesem Modellprojekt erproben und weiter vertiefen wollen, ist die Tatsache, dass Flüssigsalzspeicher auch aus unserer Sicht in Zukunft eine positive Rolle bei der Energiewende spielen können. Wie genau das aussieht, wollen wir an dieser Stelle ausprobieren. Es ist begrüßenswert, dass die Landesregierung das Thema im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier verstärkt in den Blick nimmt und fördert.
Gerade die Nachnutzung von Kohlekraftwerksstandorten ist in der weiteren Entwicklung eine verlockende Option, da auch vorhandene Bauteile dort weiter genutzt werden können. Für eine Pilotanlage, über die wir heute reden, mag das nicht entscheidend sein, aber bei zukünftigen Projekten werden wir genau hinsehen müssen, ob es an den Kraftwerkstandorten tatsächlich auch Speicherbedarf an regenerativem Überschussstrom gibt. Denn dafür muss vor allem auch gerade im Rheinischen Revier der Zubau an erneuerbarer Energie noch einmal kräftig zulegen. Wenn am Ende nur Braunkohlestrom in so einem Speicher landet, wäre das für die Energiewende nicht positiv. Da wäre nichts gewonnen, sondern das wäre eher das Gegenteil.
Wir sollten ehrlich sein, wenn wir uns über dieses Projekt heute unterhalten. Das Projekt ist in seiner aktuell geplanten Dimensionierung sicher ein sinnvolles Energieforschungsprojekt, aber es wird zunächst weder wesentliche Beiträge zur Energiewende noch zur Beschäftigung leisten. Das liegt daran, dass es ein Modellprojekt, ein Forschungsprojekt ist. Ich weiß nicht, ob ich das vielleicht noch einmal kurz erklären soll. Vielleicht kriegen wir es ja nach dieser Debatte hin.
Weil das auch immer das Horrorszenario ist, was die AfD aufmacht, dass das mit dem Speicher alles ganz furchtbar sei und niemals funktionieren könne: Das ist natürlich Quatsch. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es aktuell keinen Mangel an Speicherkapazitäten im deutschen Stromsystem gibt und dass der in Zukunft notwendige Zubau an Speichern weniger eine Frage von aktuell ungelösten technologischen Herausforderungen ist, sondern eher an den regulatorischen Hemmnissen scheitert. Es gibt kein attraktives Geschäftsmodell für Speicher.
Da muss – das sagen wir Grüne auf Bundesebene schon seit geraumer Zeit – die Große Koalition im Bund endlich aktiv werden. Wenn das geschieht, dann bin ich mir sicher, dass wir auch in Deutschland in einigen Jahren kommerziell betriebene Flüssigsalzspeicher sehen werden. Es lohnt sich also, diese Projekte weiter zu verfolgen, auszuprobieren und dann auch weiterzuentwickeln. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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