Johannes Remmel: „Hier gibt es große Chancen für die Gebäudesanierung“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zur Förderung von 3D-Druckverfahren

Johannes Remmel (GRÜNE): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meinem Vorredner möchte ich, was die Bewertung des Antrags und der Technologie angeht, nicht unbedingt folgen. Die besagt – zugespitzt –, dass wir uns erst neuen Technologien zuwenden können, wenn die Weltrevolution stattgefunden hat.
Im Antrag der regierungstragenden Fraktionen steht in der Tat nichts Falsches; insofern würden wir ihn auch gerne unterstützen wollen. Allerdings fehlen einige zu besprechende Punkte. Ich rege an, darüber ins Gespräch zu kommen.
So fehlt mir die große Überschrift, die aus meiner Sicht lautet: „Der Weg hin zum nachhaltigen Bauen“. Wir müssen gerade unter den derzeitigen Vorzeichen des notwendigen Klimaschutzes im Blick haben, dass durch die Zement- und Bauindustrie weltweit rund 4 bis 8 % des CO2 ausgestoßen werden. Das ist ein relevanter Faktor.
Wir müssen also nicht nur über die Technik, wie zukünftig gebaut wird, reden, sondern auch über die Materialien, die verwendet werden, denn in der Tat müssen wir weg vom Zement, da es derzeit keine Technologie gibt, Zement ohne Kohlenstoff herzustellen.
Dabei kann die neue Technologie, die Sie in den Mittelpunkt stellen, helfen. Wir brauchen dafür aber die Rahmenbedingungen, um sie in eine solche Richtung entwickeln zu können. Ich meine, dass das eine lohnende Diskussion wäre.
(Bodo Löttgen [CDU]: Das steht aber in dem Antrag drin!)
Außerdem würde ich gerne noch etwas anderes anregen wollen. In Nordrhein-Westfalen einen Cluster aus dem Boden zu stampfen, wird schlecht gehen. Wir sollten die Ansätze nehmen, die wir haben.
Es gibt ja durchaus Firmen, die hier ihren Sitz haben, aber ihre Technologie hier nicht entwickelt haben. Man muss nur auf die andere Rheinseite fahren, um sich anzuschauen, was im 3-D-Druck heute geht. Das ist faszinierend, gar keine Frage.
Wenn Clusterpolitik gelingen soll, braucht es auch wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung. Das wirft die Frage auf, wo wir in Nordrhein-Westfalen wissenschaftliche Kapazitäten haben, um das nachhaltige Bauen auch durch Forschung und Entwicklung zu begleiten. Ich meine, dass diese Landschaft überschaubar ist.
Wenn man hier große Zukunftschancen sieht, bedarf es meines Erachtens einer Ergänzung: Wo und in welcher Weise können wir das Thema „nachhaltiges Bauen“ von universitärer Seite mit Forschung und Entwicklung unterstützen?
Hier einen Vorstoß zu machen, wäre eine lohnende gemeinsame Initiative. Ich wüsste auch schon wo, aber darüber können wir gerne an entscheidender Stelle reden.
(Heiterkeit bei Bodo Löttgen [CDU])
Grundsätzlich stimmen wir dem Antrag also zu, regen allerdings an, bezüglich der einen oder anderen Stelle noch über Ergänzungen oder Weiterentwicklungen zu reden – insbesondere wenn es um Fragen der Materialien, des Klimaschutzes sowie der Forschung und Entwicklung geht.
Einen letzten Punkt will ich noch ansprechen: Ein bisschen zu kurz kommt mir die Option, auch im Gebäudebestand mit seriellem Bauen und 3-D-Druck etwas tun zu können.
Es geht also nicht nur um Neubau, sondern um Möglichkeiten, außerhalb der Gebäude Fertigungsteile zu konzipieren, die dann einfach nur noch anzuheften sind. Hier gibt es große Chancen für die Gebäudesanierung. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)
Der zweite Beitrag zu diesem Tagesordnungspunkt von
Johannes Remmel (GRÜNE): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir führen eine Debatte; insofern ist das, was Sie gesagt haben, durchaus konstruktiv. Ich will aber auch umgekehrt gerne antworten.
Zur Frage der Technologieoffenheit, die immer wieder vorkommt: Selbstverständlich kann ich Technologieoffenheit klar unterschreiben. Aber wenn man neue Technologien in den Markt bringen will, muss man sich auch über Markteinführungsbedingungen unterhalten. Wie gestaltet man also den Markt so, dass diese neuen Technologien gegenüber den alten auch eine Chance haben?
Bei Markteinführung und Regulierung – das hat etwas mit Gestaltung zu tun – tun Sie sich in der Tat immer ein bisschen schwer, die entsprechenden Bedingungen zu formulieren. Wir müssen jetzt die Bedingungen in der Marktgestaltung setzen, damit neue Technologien umweltfreundlich, CO2-frei entwickelt werden und im Markt eine Chance haben. Da haben Sie, wie ich finde, Lücken. Wir müssten gemeinsam darüber reden, wie wir das hinbekommen. Nur Technologieförderung und Modellprojekte allein reichen nicht, wir müssen auch Marktgestaltung betreiben.
Bei den Recyclingbaustoffen würde ich Ihnen insofern widersprechen: Wir in Nordrhein-Westfalen haben da unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben entsprechende Erlasse. Die Bundesdiskussion lasse ich außen vor; ich will Ihnen das Problem beschreiben. Da können Sie in der Tat helfen, etwas zu tun. Das Problem ist nicht, dass die Recyclingbaustoffe nicht zertifiziert und genormt sind, sondern das Problem ist, dass sie von den Kommunen in den Ausschreibungen nicht aufgeführt sind, weil die Angst haben, diese Recyclingbaustoffe anzuwenden. Da könnten wir gemeinsam etwas tun, um stärker im Recyclingbereich tätig zu werden. Also: Nicht die falschen Esel prügeln, sondern da, wo es geht, konkret handeln. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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