Norwich Rüße: „Es kann doch nicht sein, dass die Sportplätze am Ende nicht benutzbar sind – Dennoch müssen wir das Problem gelöst bekommen“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zu Mikroplastik

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestern Abend haben wir über die Reitböden gesprochen. Im Prinzip diskutieren wir jetzt wieder über eine ähnliche Problematik. Wir diskutieren darüber, dass sich jemand Gedanken darüber macht, wie man einen Belag, auf dem Sport gemacht wird, verbessern kann, ohne gleichzeitig darüber nachzudenken, welche Folgen das möglicherweise hat.
Bei den Reitböden haben wir gestern festgestellt, dass Lederreste und letztendlich auch Kunststoffe hineingeschnibbelt werden. Genau das Gleiche passiert bei den Kunstrasenplätzen. Auch dort kommt Kunststoff hinein. Man macht es ein oder zwei Jahrzehnte lang und stellt dann fest: Huch; da gibt es ja eine Umweltproblematik; darum müssen wir uns kümmern.
Dazu sage ich: Wir sind als Europäer alle unglaublich stolz auf unser Vorsorgeprinzip. Es wäre gut, wenn man, bevor man solche Dinge ausprobiert, auch darüber nachdenken würde, welche Auswirkungen es hat, und nicht nur darauf schaute, ob man besser Sport treiben kann.
Das sage ich auch vor dem Hintergrund, dass wir diese Problematik auch beim Ascheplatz – ich glaube, so lange ist niemand hier im Landtag – hatten. Auch da hatten wir eine riesengroße Problematik mit der Kieselrot-Sanierung und der Belastung der Ascheplätze mit Dioxin. Anfangs wurde damals auch gesagt, dass wir – für die Zeit der 60er- und 70er-Jahre – einen super Untergrund haben, um Fußball zu spielen. Anschließend hat man festgestellt, dass das am Ende eine riesige Umweltbelastung ist.
Mein Appell ist daher, dass wir künftig häufiger einen Gang herunterschalten und erst überlegen, was wir da tun und ob das wirklich der richtige Weg ist; und wenn es eine gute Lösung ist, dann machen wir es.
Das Problem ist nun einmal, dass die Granulate aus den Plätzen ausgetragen werden. Jeder, der auf einem Kunstrasenplatz Fußball spielt, kennt es – ich selbst auch –: Wenn man die Fußballschuhe mit nach Hause nimmt, sind am Ende immer noch viele der Stoffe darin. Die Verwehungen am Spielfeldrand sind auch klar zu sehen. Es gibt dieses Problem, und es ist auch nicht total klein. Es ist wirklich keine Nebensächlichkeit. Das muss also gelöst werden.
(Beifall von den GRÜNEN)
Herr Nettekoven, Sie haben sehr viel dazu gesagt, welche Bedeutung Kunstrasenplätze haben. Da stimme ich Ihnen auch zu. Kunstrasenplätze sind in der Tat funktional. Ich finde aber, dass Herr Terhaag etwas stärker betont hat, dass es ein Umweltproblem gibt, das es zu lösen gilt. Diesen Beitrag leisten Sie nicht.
Auch Ihr Antrag ist in dieser Hinsicht zu kurz gesprungen, weil Sie zu sehr die Seite betonen – die wir auch wichtig finden –, dass die Ausübung von Sport weiterhin möglich sein muss.
Es kann doch nicht sein, dass die Sportplätze am Ende nicht benutzbar sind. Dennoch müssen wir das Problem gelöst bekommen.
Von der SPD ist angesprochen worden – das Problem wird dadurch ja deutlich kleiner –, dass ein Kunstrasenplatz nicht ewig hält. Mit jeder Erneuerung ist die Chance vorhanden, den Platz zu sanieren und die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, etwa ein Drainagesysteme mit Filteranlagen. Damit wäre das Problem deutlich kleiner. Oder man nutzt andere Stoffe als das Granulat. Das kann man lösen. Ich glaube, dass wir das dann langfristig auch hinbekommen.
Wir finden es wichtig, den Vereinen und den Kommunen als Trägern der Sportplätze entsprechend zu helfen. Denn die Sanierung der Plätze kostet Geld. Dann müssen auch entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ich habe das seinerzeit bestehende Kieselrot-Problem benannt. Damals gab es ein Förderprogramm. So etwas könnte man jetzt vielleicht auch auflegen. Die Mittel müssen ja nicht unbedingt aus dem 300-Millionen-Euro-Programm kommen. Jedenfalls müssen wir den Kommunen dabei helfen, dass die Plätze in einen ordentlichen, umweltgerechten Zustand versetzt werden.
Wir sehen das ein bisschen anders als die SPD. Kasperletheater kann man gut finden, muss man aber nicht. Ihr Antrag ist uns ein bisschen zu wenig. Es ist nicht falsch, was darin steht. Deshalb werden wir uns dazu enthalten. Wir hätten uns aber deutlich mehr gewünscht – nämlich, dass Sie klar sagen, wo Sie hinwollen und welche Lösungsmöglichkeiten Sie für diese Plätze sehen. Wir wissen mittlerweile mehr, als Sie in Ihrem Antrag erwähnen. Deshalb können wir uns an dieser Stelle nur enthalten.
Wir hatten im Umweltausschuss eine gute Anhörung zu den Reitböden. Ich hätte auch gerne eine Anhörung zu den Sportplätzen durchgeführt; denn dann hätten wir auch die Hersteller der Sportplatzböden hören können. Sie hätten uns Politikern einmal erklären können, welche Lösungsoption sie sehen. Dann hätten wir das gemeinsam diskutieren können. Ich finde, dass wir da eine Chance vertan haben. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)