Norwich Rüße: „Wir werden weiter darüber forschen müssen, ob die Böden für die Pferde wirklich gut sind“

Antrag der GRÜNEN im Landtag zur Qualität von Reitböden

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, mit dem Thema „Reitböden“ haben wir ein Thema aufgegriffen, das auf den ersten Blick wenig spektakulär wirkt. Aber wenn man sich ein bisschen länger damit beschäftigt, dann stellt man fest, dass da doch einiges drinsteckt.
Genauso erging es mir, als ich die Diskussion mit den Reiterinnen und Reitern und den Verbänden geführt habe, die auch erst ein bisschen skeptisch waren. Dann haben sie aber sehr wohl bemerkt, dass da ein Problem besteht, das die Politik thematisieren sollte. Das ist unser Job, und das haben wir mit diesem Antrag auch gemacht.
Wenn nicht Nordrhein-Westfalen, wer soll sich sonst mit dem Thema beschäftigen? In Warendorf haben wir das Zentrum des deutschen Reitsports. Es gibt dort nächsten Sonntag eine Hengstparade; wir hatten vor zwei Wochen dort das Bundeschampionat. Wir sind prädestiniert, das Thema hier im Landtag zu diskutieren.
Man kann nicht immer so tun, als wäre im Reitsport alles heile Welt. Wenn es ein Problem gibt, dann müssen wir es angehen.
Bei dem Thema fällt auf, dass man in der Tat nicht viele Sachinformationen abrufen kann.
Herr Terhaag, Sie haben mit Blick auf die Anhörung von „den Herstellern“ – Plural – geredet. Der Hersteller, den wir dort hatten, war durchaus ein guter Hersteller, der gut darstellen konnte, wie er das macht. Er hat eine Rücknahme versprochen. Das macht längst nicht jeder Hersteller. Aber selbst dieser Hersteller ist nicht in der Lage, ein Sicherheitsdatenblatt für seine Vliesschnitzel beizufügen.
In dem Brief, den ich von Ihnen, Frau Ministerin, heute bekommen habe, nennen Sie ein Beispiel für einen Hersteller eines Vliesstoffes, bei dem die Schnitzel genau für die Verwendung in Reitböden ausgezeichnet sind. So wollen wir das haben. Das wollen wir bei allen Zuschlagstoffen so haben. Ich glaube, wenn wir in diese Richtung kommen, dann hat der Antrag seine Funktion ausgeübt.
Frau Winkelmann, ich kann Ihre Einlassungen überhaupt nicht verstehen. Dieser Antrag zielt darauf ab, Information zu ermöglichen. Das ist der Punkt. Es ist sicherlich richtig, wenn man von den Herstellern eine Verpflichtung einfordert, dass sie die in die Böden eingebrachten Stoffe klar definieren. Das ist das Mindeste, was wir von Herstellerseite verlangen können.
Zu den Gesundheitsgefahren für Mensch und Tier steht in dem Antrag – Herr Terhaag, das ist richtig – eine Vermutung. Aber diese Frage muss man aufwerfen dürfen, und die Frage ist auch noch nicht ausdiskutiert.
(Beifall von den GRÜNEN)
Diese Frage habe ich mit den Reiterinnen und Reitern diskutiert. Es gibt unterschiedliche Meinungen, wie sich denn diese Böden auf die Pferde auswirken, ob die wirklich so gut sind. Es gibt das Argument, dass diese Böden Spitzensport erst möglich machen, weil sich das Tempo sonst nicht darstellen lässt.
Aber es bleibt die Frage, was mit den Gelenken passiert, wenn in so einem hohen Tempo geritten wird. Was bedeutet das für die Pferde? Ist das denn gut, was wir da machen?
(Josef Hovenjürgen [CDU]: Sprechen Sie doch mit den Pferden!)
Können die Fesselgelenke der Pferde diese Beanspruchungen aushalten? Darüber werden wir weiter forschen müssen, ob die Böden für die Pferde wirklich gut sind.
(Beifall von den GRÜNEN)
Wir haben hier ein interessantes Phänomen, das wir morgen an anderer Stelle noch einmal diskutieren werden. Irgendjemand ist auf die pfiffige Idee gekommen, bestimmte Stoffe in ei- nen Reitboden einzubringen, damit diese besser werden. Früher hat man das mit Holzhack- schnitzeln gemacht. Irgendwer hat sich überlegt, Glas, Kabelreste, Plastikreste auszuprobieren. Dann waren die Vliesstoffe en vogue.
Man hat immer geguckt, wie man eine optimale Reiteigenschaft hinbekommt, aber nie begleitend überlegt, welche negativen Auswirkungen das hat. Hier müssen wir ein Stück weiter kommen. Wenn man etwas Neues ausprobiert wird, dann muss man begleitend die Produkteigenschaften genau überprüfen und dies auch einfordern, damit davon keine Gesundheitsgefahr ausgehen kann.
Ich habe die Debatte insgesamt so erlebt, dass die Reiterinnen und Reiter in Nordrhein-West- falen für diesen Antrag sehr wohl dankbar waren und ihn gut fanden. Ich bin mit der Anhörung und auch mit den Ausführungen seitens der Ministerin sehr zufrieden.
Sie, Frau Ministerin, haben zu dem Antrag eine gewisse Unterstützung signalisiert. Ich fände eine deutschlandweite Lösung optimal. Es wäre gut, wenn Sie zusammen mit Niedersachsen auch ein wichtiges Pferdesportland – initiativ tätig würden, damit wir das Problem lösen.
Aber gerade weil das Ministerium dem Antrag weitgehend gefolgt ist, verstehe ich nicht, dass CDU und FDP diesem Antrag hier heute nicht folgen können. Über diesen Schatten hätten Sie doch einmal springen können. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

Mehr zum Thema

Tierschutz, Umweltschutz