Norwich Rüße: „Regionalität nur als Begriff ist zu wenig, dahinter muss auch Qualität stecken.“

Antrag der "AfD"-Fraktion zu regionaler Vermarktung

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Vorredner von CDU, SPD und FDP haben eigentlich alles zur Qualität des Antrags gesagt, was man dazu sagen muss. Er ist in der Tat unterirdisch. Herr Blex, eigentlich haben Sie mit Ihrem Antrag nur nachgewiesen, dass Sie von den Themen „Landwirtschaft“ und „Vermarktung“ keine Ahnung haben.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Sie haben schlichtweg versäumt, was alles in den letzten Jahren passiert ist und nicht zur Kenntnis genommen, was das Land alles bereits macht. Da hätte ein bisschen Recherche geholfen. Man setzt sich an den Computer und googelt, und so bekommt man alles mit. Dann hätten Sie festgestellt, dass dieser Antrag so peinlich ist, dass man ihn besser nicht stellt.
(Beifall von den GRÜNEN – Zuruf von Dr. Christian Blex [AfD])
Ein Satz zur Abwägung zwischen Regionalität und Bio. In Wirklichkeit geht es Ihnen um die Abwertung von Ökolandbau. Das ist bei Ihnen ein zentrales Thema. Sie haben es sogar selbst gesagt: Der Ökomarkt hat einen Umsatz in Höhe von elf Milliarden Euro. Um die Jahrtausendwende waren wir bei einer Milliarde Euro. Es gibt kein anderes Segment im Lebensmittelbereich, das so stark wächst. Unsere Landwirtschaft wäre wirklich mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie diese Chance nicht ergreifen würde.
(Beifall von den GRÜNEN)
Herr Blex, ich sage Ihnen Folgendes, damit Sie die Relationen vielleicht verstehen: Es geht längst nicht mehr um eine Nische. Fahren Sie mal zur BIOFACH nach Nürnberg und schauen Sie sich diese Messe an!
(Zuruf von Dr. Christian Blex [AfD])
Nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir in Deutschland ungefähr 30.000 Ökobetriebe haben. Das sind Bäuerinnen und Bauern, die davon leben. Ich finde es nicht in Ordnung, wie Sie das immer abwerten.
(Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Störfeuer!)
Um die Relationen herzustellen: Wir haben in Deutschland noch etwa 22.000 Schweinemäster. Gar keine Frage: Um die müssen wir uns auch kümmern. Ökolandbau ist aber ein wachsendes Segment, und wir tun gut daran, es nicht so zu diffamieren, wie Sie es mit Ihrem Antrag versucht haben.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)
Natürlich besteht im Ökobereich das Problem der Importe. Das ist doch gar keine Frage. Wir müssen die Kriterien für Regionalität und ökologischen Landbau teilweise zusammenbringen. Regionalität nur als Begriff ist zu wenig. Dahinter muss auch Qualität stecken. Das muss ge- füllt werden.
Ich frage mich schon – wir haben es in NRW immer wieder diskutiert –, was ein „Westfälischer Knochenschinken“ als regionales Produkt tatsächlich wert ist, wenn das Ferkel aus Dänemark kommt, Soja aus Argentinien, Gerste aus der Ukraine, und die Scheiße wird am Ende nach Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt gefahren. Bei so einem Produkt ist die Definition schon schwierig. Da fehlt uns etwas bei der regionalen Vermarktung. Das müssen wir noch mal ausdifferenzieren, das müssen wir angehen.
Ihr Antrag aber bringt uns kein Stück weiter. Er ist so rückwärtsgewandt, dass wir ihn gerne und von Herzen ablehnen werden. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und Annette Watermann-Krass [SPD])

Mehr zum Thema

Landwirtschaft