Norwich Rüße. „Wir müssen in der Tat Sorge dafür tragen, dass es ein gutes Miteinander gibt“

Antrag der SPD-Fraktion zur Sportpolitik

Portrait Josefine Paul

Norwich Rüße (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Nettekoven, ich bin schon etwas enttäuscht darüber, dass Sie das Thema so schnell abgebügelt haben und gesagt haben, einen solchen Beirat bräuchten wir nicht. Eigentlich sollte man diesen Antrag erst einmal im Ausschuss eingehend beraten. Im Anschluss daran können wir dann entscheiden, ob so etwas Sinn macht oder nicht.
An die FDP gerichtet: Wenn wir bei allen Beiräten, die es sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene gibt, sagen, dass wir sie auf Landesebene abschaffen, weil wir sie auf Bundesebene schon haben, werden wir viele Beiräte abschaffen müssen. Ich wäre gespannt auf die Reaktionen derjenigen, die darin vertreten sind und davon überzeugt sind, dass sie dort ordentliche Arbeit leisten. Sie können diesen Vorschlag ja einmal machen.
(Beifall von Horst Becker [GRÜNE])
Alle meine Vorredner haben erwähnt, wie wichtig es ist, zu beachten, dass stellenweise Konfliktsituationen zwischen Sport, Umwelt und Natur existieren. Wir müssen in der Tat Sorge dafür tragen, dass es ein gutes Miteinander gibt.
Dazu will ich Folgendes erwähnen: Mittlerweile reden wir viel über die Entfremdung von der Natur. Jeder von uns kennt Menschen, die jenseits der 30 Jahre, also im Erwachsenenalter, mit dem Laufen beginnen – gerne auch in der Natur. Dasselbe gilt für Wandern, Klettern, Mountainbike-Fahren usw. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Erfahrung von Natur, die früher im Kindesalter stattgefunden hat, heutzutage von vielen Menschen im Erwachsenenalter nachgeholt wird und dann erst ein eigener Bezug zur Natur hergestellt wird.
Insofern sehen wir als Grüne es zunächst einmal sehr positiv, dass es einen solchen Austausch von Sport und Natur gibt.
Ich will aber noch das eine oder andere zum Antrag selbst sagen. Es alarmiert uns immer schon ein bisschen, wenn in einem Antrag das Wort „Nachhaltigkeit“ vorkommt. Ich glaube, es gibt keinen in den letzten Jahren politisch stärker überdehnten Begriff als „Nachhaltigkeit“. Das gilt übrigens auch für die Bundesebene.
Wir müssen uns auch immer überlegen, wie wir den Begriff füllen. Was ist denn im Sport nachhaltig? Wie bekommen wir es konkret umgesetzt? Im Ausschuss können wir ja miteinander diskutieren, was nachhaltige Sportpolitik für uns bedeutet. Dazu wäre ein Beirat auf Landesebene meiner Ansicht nach durchaus sinnvoll, weil er genau diese Frage schon einmal klären könnte.
Ich fände es gut, wenn dieser Aufschlag der SPD nicht ein einmaliger wäre, sondern wir kontinuierlich über die Verbindung von Sport und Umwelt diskutieren würden. Denn da gibt es Konfliktpotenziale, die wir auch hier im Land Nordrhein-Westfalen und nicht nur in Berlin diskutieren müssen.
Ich will noch darauf zu sprechen kommen, dass uns dieses Thema auch aktuell schon bewegt. Wir haben im Umweltausschuss bereits über Reithallenböden diskutiert und einen Antrag dazu gestellt.
(Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz: Bitte?)
–  Reitböden.
(Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz: Danke! Ich weiß es wieder!)
Dort ging es um Kunststoffe, die den Böden beigemischt werden, wodurch Reiter und Pferde eventuell eine gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren könnten.
Die Frage nach den verwendeten Werkstoffen stellt sich im Sportbereich natürlich immer wieder. Die Reitböden sind ein kleines Beispiel dafür, dass es sich lohnt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und es intensiv zu diskutieren.
Dass in diesem Bereich nicht genug geschieht, will ich daran deutlich machen, dass es den ersten Bericht über Kunststoffbeimischungen, Kabelreste, Glasreste usw. in Reitböden schon vor zehn Jahren gab. Vor zehn Jahren ist das in der Fachwelt bereits diskutiert worden. Den Aufschlag dazu hat damals eine Reiterzeitschrift gemacht. Es hat aber niemanden interessiert. Keiner hat sich darum gekümmert.
Ich bin der Meinung, ein Beirat böte genau die richtige Möglichkeit, solche Themen aufzugreifen und miteinander darüber zu diskutieren.
(Beifall von den GRÜNEN)
Das ist nur ein Beispiel dafür, was so ein Beirat tun kann und womit er sich beschäftigen kann. Ich finde es gut, dass der Antrag an den Ausschuss überwiesen wird und wir über ihn diskutieren können. Wir sind der Meinung, dass die Landespolitik in dieser Hinsicht auch in der Pflicht ist.
Hier geht es um einen Beirat, der unseres Erachtens eine wirklich sinnvolle Funktion übernehmen könnte. Er könnte den Dialog zwischen Nutzern und Schützern auch intensivieren. Herr Bischoff hat bereits dargestellt, dass beispielsweise dann Konfliktpotenziale entstehen, wenn Läufer in die Natur hineinlaufen und Naturschützer sagen, dass sie dort keine Läufer haben wollen. Dazu auch auf Landesebene ins Gespräch zu kommen, halten wir grundsätzlich für eine gute Idee.
Wir sagen aber auch: Wenn man einen solchen Beirat einrichten will, muss man natürlich klären, wer ihm angehört, welche Kompetenzen der Beirat in Abgrenzung zur Bundesebene haben soll und womit genau er sich befassen soll. Auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit würden wir uns, wie gesagt, wünschen, diesen Begriff näher zu klären.
Vom Grundgedanken her tragen wir den Antrag also mit. Wir sind aber schon der Meinung, dass er in seiner jetzigen Fassung etwas blumig daherkommt und in der weiteren Diskussion etwas mehr Fleisch an den Knochen muss. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD) 

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