Wie unterstützt die Landesregierung den Umbau der nordrhein-westfälischen Schweinehaltung?

Kleine Anfrage von Norwich Rüße

Portrait Norwich Rüße

Unser Bundesland Nordrhein-Westfalen ist ein regionaler Schwerpunkt der Nutztierhaltung in Deutschland. Milchvieh, Mastrinder, Legehennen und Mastgeflügel werden bei uns gehalten. Insbesondere aber stellt die Schweinehaltung einen Schwerpunkt der nordrhein-westfälischen Tierhaltung dar.
Angesichts sich verändernder rechtlicher Rahmenbedingungen sowie neuer Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher steht gerade die Schweinehaltung vor erheblichen Veränderungen. Dies gilt insbesondere bei der Einführung einer gesetzlichen Fleischkennzeichnung, die teilweise einen erheblichen Umbau der vorhandenen Ställe sowie die Entwicklung neuer Stallbaukonzepte zur Folge haben wird.
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, das veränderte Wissen über die Ansprüche einer tiergerechten Haltung den Bäuerinnen und Bauern zur Verfügung zu stellen, d.h. z.B. Beratung, Informationsaustausch und Schulung deutlich zu intensivieren. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe einen solchen Veränderungsprozess dann bewältigen können, wenn Lösungswege und Unterstützung angeboten werden. Zudem gilt es durch gezielte Unterstützungsangebote zu verhindern, dass der anstehende Umbau der Tierhaltung zu weiteren Strukturbrüchen zulasten kleinerer Betriebe führt.
Mit Blick auf die Veränderungen in der Tierhaltung ist ein wichtiger Punkt für unsere Bäuerinnen und Bauern, dass sie sich modellhafte Lösungen in ihrer Nähe anschauen können, um dann anhand solcher Anregungen auf ihren eigenen Betrieben Veränderungen durchzuführen. Erst das eigene Erleben neuer Haltungsformen führt dazu, dass ein Bewusstsein dafür entsteht, das eine tiergerechtere Schweinehaltung möglich und auch auf dem eigenen Betrieb umsetzbar ist.
Um Anregungen für ihre Tierhaltung zu bekommen sind interessierte Tierhalterinnen und Tierhalter leider bislang darauf angewiesen, sich entsprechende Versuchs- und Modellställe in der Schweiz und Österreich, sowie in der baden-württembergischen Landesanstalt Boxberg anzuschauen. Die weite Entfernung führt dazu, dass der Wissenstransfer in die nordrhein-westfälische Schweinehaltung bislang nicht in dem notwendigen Ausmaß stattfinden kann.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Welche Veränderungen in der nordrhein-westfälischen Schweinehaltung sind aus Sicht der Landesregierung notwendig, um die gewachsenen Ansprüche an eine artgerechte Tierhaltung zu erfüllen (z.B. freies Abferkeln, größeres Platzangebot, Außenklimazugang, Haltung auf Stroh, mehr Beschäftigungsmaterial etc.)?
  2. Wie hoch schätzt die Landesregierung den Investitionsbedarf ein, um die zu Frage 1 beschriebenen Veränderungen in der nordrhein-westfälischen Schweinehaltung umzusetzen?
  3. Welche Möglichkeiten haben Bäuerinnen und Bauern, um sich praxisnah und an konkret umgesetzten Beispielen über besonders tiergerechte Haltungsformen (freies Abferkeln, Haltung auf Stroh, Auslaufgestaltung usw.) in Nordrhein-Westfalen zu informieren?
  4. Ist es für Bäuerinnen und Bauern, die einen Umbau ihrer Tierhaltung beabsichtigen, aktuell möglich sich auf Haus Düsse umfassend über Stallbaukonzepte (insbesondere zum Freien Abferkeln) zu informieren, indem sie hier eine Umsetzung in der Praxis besichtigen?
  5. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, die für den oben beschriebenen Umbau der Schweinehaltung benötigten Praxisbeispiele und Informationen den Schweinehalterinnen und –haltern in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung zu stellen? Bitte auch Weiterentwicklung der beiden Zentren für Versuche, Aus- und Weiterbildung der Landwirtschaftskammer NRW benennen.