Gibt es nun in NRW genügend Medizinstudienplätze oder nicht?

Kleine Anfrage von Matthi Bolte-Richter und Mehrdad Mostofizadeh

Mehrdad Mostofizadeh

In der Sendung SAT. 1 NRW vom 11. September 2017 wurde Ministerin Pfeiffer-Poensgen mit der Forderung des Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein konfrontiert, der fordert, dass in Nordrhein-Westfalen 1.500 zusätzliche Medizinstudienplätze geschaffen werden müssten, um die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten auf dem Land sicherzustellen. PfeifferPoensgen entgegnete darauf: „Diese direkte Verbindung kann man am Ende des Tages nicht schaffen, weil, das Medizinstudium ist das eine, und da bieten wir – ehrlich gesagt – schon sehr viele Plätze, die ja auch nochmal aufgestockt worden sind. Und trotzdem ist das noch keine Entscheidung für die Berufswahl des Allgemeinmediziners, Hausarzt auf dem Lande. Die fällt ja erst nach dem Studium.“
Diese Meinungsäußerung ist sehr interessant, geht dem doch die jahrelange Forderung von CDU und FDP voraus, zusätzliche Medizinstudienplätze einzurichten, da die bisherige Ausbildungsleistung, auch in absoluten Zahlen und nicht bloß in der regionalen Verteilung, als nicht bedarfsdeckend bezeichnet wurde (vgl. bspw. Drs. 16/3232 und 16/7832).
In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU und FDP vereinbart: „Die bislang eingesetzten Hochschulpaktmittel zur Schaffung zusätzlicher Medizinstudienplätze werden wir verstetigen und so zu einer nachhaltigen Erhöhung der Medizinstudienplätze in Nordrhein-Westfalen beitragen.“ Weiter heißt es: „In Ostwestfalen-Lippe werden wir am Hochschulstandort Bielefeld eine neue Medizinische Fakultät einrichten“ und „Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Fläche wollen wir in der Region Südwestfalen einen Modellversuch ‚Medizin neu denken‘ starten. Danach sollen die Universitäten Bonn und Siegen künftig gemeinsam Mediziner ausbilden.“ Allein am Standort Bielefeld sollen 200 bis 300 neue Medizinstudienplätze entstehen, wie die Landesregierung erklärt hat.
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Ist die Landesregierung der Meinung, dass nicht mehr Medizinstudienplätze die Lösung für die  hausärztliche Versorgung  in  einzelnen, insbesondere ländlichen Räumen sind, sondern stattdessen eine bessere regionale Verteilung der hausärztlichen Niederlassungen erreicht werden muss?
  2. Wenn die Anzahl der Medizinstudienplätze als bereits sehr hoch bezeichnet wird, sollen dann an anderen medizinischen Fakultäten weniger Medizinstudienplätze bereitgestellt werden, sobald die Fakultät an der Universität Bielefeld in Betrieb genommen wurde und der Modellversuch an der Universität Siegen angelaufen ist?
  3. Will die Landesregierung im Saldo gegenüber dem Studienjahr 2016/2017 für ganz Nordrhein-Westfalen die Zahl der Medizinstudienplätze erhöhen oder sie auf dem bisherigen Niveau belassen?
  4. Wenn eine Erhöhung geplant ist: wie viele Medizinstudienplätze sollen letztlich zusätzlich gegenüber dem Stand im Studienjahr 2016/2017 dauerhaft geschaffen werden?
  5. Wenn keine Erhöhung geplant ist: wie hoch ist voraussichtlich der Betrag, den die medizinischen Fakultäten und Einrichtungen in Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster künftig, im Vergleich zum Haushaltsjahr 2017, weniger vom Land erhalten werden?

Matthi Bolte-Richter           Mehrdad Mostofizadeh