»Wenn ihr nicht weiter gegen Kohle kämpft, wer ist dann noch für uns da?«

Vortrag von Betroffenen des Klimawandels

Traurig, wütend und entschlossen: So fühle ich mich seitdem Chinma George aus Nigeria und A.G. Saño von den Philippinen mir in einem persönlichen Gespräch von den Klimaveränderungen berichteten, die ihre Heimatländer bereits heute betreffen. Ihre Berichte haben mich sehr berührt.

Nigerias Norden leidet einerseits zunehmend unter Dürre, andererseits aber auch unter Starkregen, der zu dramatischen Überflutungen führt. Besonders dramatisch stellt sich die Situation im Nordosten dar, wo sich die Ausbreitung des Tschadsees seit den 1960er Jahren um 90 Prozent verringert hat. Damit ist die Lebensgrundlage der Menschen in der Region für Landwirtschaft und Fischfang zerstört. Es ist deshalb kein Zufall, dass gerade in dieser Region die Terrororganisation Boko Haram agiert und Zulauf hat. Der Klimawandel sorgt schon jetzt in der ganzen Region direkt und indirekt für politische Instabilität, Flüchtlinge und er verstärkt die bestehenden Krisenherde. Hinzu kommt, dass der steigende Meeresspiegel Nigerias Süden mit der 14-Millionen-Megacity Lagos bedroht.  
Die Bewohner*innen der Philippinen sind Stürme und Taifune gewohnt. Aber in den letzten Jahren nehmen Anzahl und Intensität der Taifune massiv zu. Der Taifun mit den schlimmsten Auswirkungen auf Menschenleben und Infrastruktur war Taifun Haiyan im Jahr 2013. Er führte zu Millionen von Obdachlosen und zehntausenden Toten. Die Rekordwindgeschwindigkeiten von Haiyan werden von den häufiger auftretenden Taifunen immer öfter erreicht. Grund hierfür ist die fortschreitende Erwärmung des Pazifiks. Diese sorgt darüber hinaus auch für ein Absterben von Plankton und Korallen. Damit werden die Lebensgrundlagen der Fischerei und des Tourismus zerstört. Philippinische Forscher*innen  gehen davon aus, dass wir das Absterben der Korallenriffe vor der philippinischen Küste noch erleben werden. 
In Deutschland sind die Auswirkungen des Klimawandels zwar auch nachweisbar, jedoch sind sie bisher nicht so dramatisch und existenzbedrohend wie in Nigeria und auf den Philippinen. Im Alltag machen wir uns manchmal nicht bewusst genug, wie gut es uns geht und welche Auswirkungen unsere Art der Energie-Erzeugung und des Wirtschaftens auf Menschen in anderen Teilen der Welt hat. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien bringt uns mehr Arbeitsplätze und hält Investitionen in der Region, der damit verbundene und dringend notwendige Ausstieg aus der Kohle hilft aber auch den Menschen im Rest der Welt, von Nigeria bis zu den Philippinen.   
Die Industrie-Nationen haben in den letzten Jahrzehnten unser Klima zerstört und müssen jetzt die Verantwortung dafür übernehmen und das Ruder rumreißen. Mit diesem Apell kamen Chinma aus Nigeria und A.G. von den Philippinen zu uns. Zum Abschluss machten sie uns mit ihrem Dank auch Mut für die Zukunft: »Wenn Ihr nicht weiter für den Kohleausstieg in NRW und Deutschland kämpft, wer ist dann sonst in diesem Parlament für uns da?«