Artenverlust auch im Wald stoppen

Norwich Rüße zum Internationalen Tag der Artenvielfalt

Portrait Norwich Rüße

Der Wald ist ein Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, er leistet einen wesentlichen Beitrag für den Gewässer- und Trinkwasserschutz und bietet uns Menschen Lebens- und Erholungsraum. Für viele ist der Wald das Sinnbild einer unberührten und intakten Natur, und seine Bedeutung für den Natur- und Artenschutz ist immens.

Viele Wälder hier bei uns in NRW sind aber Fichten-Monokulturen. Sie haben mit Artenvielfalt nicht viel zu tun, verhindern diese sogar, weil sich dort aufgrund fehlender ökologischer Nischen nur wenige Pflanzen und Tiere ansiedeln können. Dürre, Stürme und Borkenkäfer setzen diesen Wäldern zusätzlich zu. Was wir deshalb in NRW dringend brauchen sind Laubmischwälder mit heimischen Baumarten. Das rettet den Wald und die dort lebenden Tiere.

Flora und Fauna sind betroffen

Die Technische Universität München hat erst im vergangenen Oktober eine Studie zum Insektenrückgang vorgestellt, die veranschaulicht, dass auch im Wald die Gesamtmasse der Insekten rückläufig ist. Innerhalb der letzten zehn Jahre konnte hier eine Reduzierung um 40 Prozent beobachtet werden. Die Erkenntnis, dass der Insektenrückgang auch vor dem Lebensraum Wald nicht Halt macht, verdeutlicht, dass ein Umbau unserer Wälder hin zu einer naturnahen Bewirtschaftung dringend geboten ist.

Denn die Art und Weise, wie wir unsere Wälder bewirtschaften, kommt einer besonderen ökologischen Verantwortung gleich. Insbesondere die artenreich gestalteten und naturnahen Wälder tragen dazu bei, wichtige Lebensräume anzubieten und Biodiversität zu fördern.

Unsere Wälder sind aber ganz aktuell in dramatischer Weise von den klimatischen Veränderungen betroffen. Ganze Baumbestände vertrocknen, sterben ab oder sind Schädlingen ausgesetzt, die sich unter den trockenen und heißen Bedingungen besonders wohl fühlen. Das Absterben bestimmter Baumarten führt somit zu einer Entmischung strukturreicher Wälder und befördert den Artenverlust im Wald enorm. Gleichzeitig bedeutet ein Totalverlust bei einzelnen Baumarten in monostrukturell aufgebauten Wäldern das Absterben ganzer Bestände und riesige Kahlflächen.

Klimaschutz ist Artenschutz

Während sich in den forstwirtschaftlich geprägten Fichtenmonokulturen der Borkenkäfer in besonderem Ausmaß ausbreiten konnte, leiden auch Mischbestände oder reine Laubholzbestände unter den veränderten klimatischen Bedingungen und sind von Erregern befallen. Das Eschentriebsterben, die Buchenkomplexkrankheit, die Rußrindenkrankheit beim Ahorn, der Pilzbefall bei der Kiefer – die Liste kann lange fortgeführt werden. Beinahe alle diese Krankheiten und Schädlinge sind auf die veränderten Klimabedingungen zurückzuführen. Das macht einmal mehr deutlich, dass der voranschreitende Artenverlust untrennbar mit den Folgen des Klimawandels verbunden ist. Eine ambitionierte Klimaschutzpolitik dient dabei dem Artenschutz, weil sie möglicherweise helfen kann, solche negativen Auswirkungen zu begrenzen.

Dabei gilt zu beachten, dass es nicht den einen Baum braucht, um unserer Wälder klimastabil und somit zukunftsfest zu machen. Vielmehr braucht es einen Baum-Mix und einen hohen Anteil an Naturverjüngung, einen ganzheitlichen Ansatz, der die Artenvielfalt von Bäumen in den Blick nimmt und Biodiversität fördert. Wie dies gelingen kann, haben wir in unserem Antrag zur Zukunft zur Rettung der Wälder dargestellt. Zu dem es in dieser Woche eine Anhörung von Sachverständigen im Landtag mit positiven Rückmeldungen der Expertinnen und Experten.