Attraktive Sportstätten für lebendige Städte und Gemeinden

Josefine Paul zur notwendigen Förderung des Sports vor Ort

Portrait Josefine Paul
Schwimmbäder, Turnhallen, Bolzplätze – Sportstätten sind wichtig für das Leben in unseren Städten und Gemeinden und sie gehören zur kommunalen Daseinsfürsorge. Doch steht die Sportentwicklung vor vielfältigen Herausforderungen: verändertes Sportverhalten, schulpolitische Entwicklungen, demografischer Wandel, Inklusion – und nicht zuletzt die Krise der kommunalen Finanzen.

Sportlerinnen und Sportler brauchen geeignete Räume – ob als klassische Sportstätte oder aber Fläche für freies, selbstorganisiertes Sporttreiben. Sport- und Bewegungsräumen kommen daher in kommunalen Planungsprozessen eine besondere Rolle zu. Die Sportförderung wird in Deutschland zu 80 Prozent von den Kommunen getragen. Sie sind es also, die den Sport am Laufen halten. Doch in Zeiten angespannter Kassenlagen stehen die Kommunen hier vor besonderen Herausforderungen. Der Sanierungsstau bei der Sportstätteninfrastruktur ist immens.

Wir brauchen einen neuen „Goldenen Plan"

Jüngst brachte die DLRG eine Petition auf den Weg, um auf Bäderschließungen aufmerksam zu machen. Über 119.000 Menschen unterstützten sie. Wie groß der Bedarf ist zeigt auch der Run auf das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ für die Bereiche Sport, Jugend und Kultur. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Kassenschlager. Allein für die Sanierung von Bädern wurden bundesweit 408 Projektanträge gestellt. Bewilligt werden konnten nur 67 Anträge. 60 Anträge wurden durch NRW Kommunen gestellt, auch von diesen konnten nur 10 bewilligt werden. Die Mittel, die der Bund zur Verfügung gestellt hat, konnten den Sanierungsbedarf bei Weitem nicht abdecken. Die Kommunen brauchen mehr Unterstützung, um die Bewegungsinfrastruktur vor Ort auch zukunftsfähig gestalten zu können.

In den 1960er-Jahren gab es den sogenannten „Goldenen Plan“ mit dem der Bund die Sportstätten-Infrastruktur unterstützte. Viele Sportstätten in Deutschland sind so alt wie der „Goldene Plan“ – eine Neuauflage ist längst überfällig. Bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) deutete Bundesinnenminister Seehofer an, dass er sich ein stärkeres Engagement des Bundes vorstellen könne und stellte Milliarden für die Sportstätten-Sanierung in Aussicht. Und auch der parlamentarische Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Stephan Mayer äußerte anlässlich einer Sportausschusssitzung im Bundestag, dass man 2021 mit einem neuen Goldenen Plan beginnen wolle. Doch den Ankündigungen müssen nun auch zügig Taten folgen. Die Frage gleichwertiger Lebensverhältnisse spiegelt sich nicht zuletzt in den Frage der Infrastruktur und dazu zählt unbedingt auch die Sportstättenlandschaft.

Sportstätten sind wichtige soziale Orte

Denn Sportstätten sind mehr als Orte des Sporttreibens. Sie sind eben auch soziale Orte, an den Menschen zusammenkommen. Solche Orte sind wichtig für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Sind sie marode, bröckelt auch etwas in der Gesellschaft. Sie sind Orte gelebter und erlebter Demokratie und eines funktionierenden Gemeinwesens.

Doch gerade diese sozialen Orte, wie Sportanlagen oder auch Schwimmbäder, dürfen nicht als erstes Baden gehen, weil sie keine kommunalen Pflichtaufgaben und im Unterhalt teuer sind. Gleichwertige Lebensverhältnisse sind eben auch ein sozialpolitisches Versprechen. Ein umfassendes Infrastrukturangebot soll allen Menschen soziale Teilhabe ermöglichen. Erhalt und Zugänglichkeit sozialer Orte dürfen nicht von der öffentlichen Kassenlage oder vom individuellen Geldbeutel abhängen. Wo das Schwimmbad geschlossen, die Turnhalle gesperrt und die Duschen am Sportplatz baufällig sind, da entsteht auch ein Gefühl des Abgehängtseins.

CDU und FDP lassen die Kommunen leer ausgehen

Der Sanierungsbedarf unserer Sportstätten übersteigt bei Weitem die bislang zur Verfügung stehenden Mittel. Auch wenn die schwarz-gelbe Landesregierung mit dem Programm „Gute-Sportstätte-2022“ ein Sanierungsprogramm in Höhe von 300 Millionen Euro bis 2022 auf den Weg gebracht hat, fehlt es vor allem den Kommunen an der nötigen Unterstützung. Das Förderprogramm richtet sich nämlich nicht an die Kommunen, sondern an die Vereine und Fachverbände. Um aber auch konkretere Zahlen über den genauen Finanzbedarf für die Sanierung der Sportstätten in NRW zu bekommen, wäre es sinnvoll, seitens des Landes einen Sportstätten- und Bäderatlas zum Zustand der Sportinfrastruktur in NRW auf den Weg zu bringen.   

Und auch die Sportpauschale droht zum kommunalpolitischen Verschiebebahnhof zu werden. Schwarz-Gelb hat die Schul-, Investitions- und Sportpauschale des Gemeindefinanzierungsgesetzes gegenseitig deckungsfähig gestaltet. Das bedeutet nichts anderes, als das nun Schule und Sport noch mehr um eine ohnehin zu kurze Finanzdecke streiten müssen.

Zukunftstaugliche Sportplanung endet nicht an der Turnhallentür

Die Städte und Gemeinden brauchen verlässliche Unterstützung von Bund und Land zum Erhalt ihrer Sportstätten-Infrastruktur. Die  Sportstätten-Planung braucht ein Update – hin zu einer integrierten Bewegungsplanung. Bewegung, Spiel und Sport finden vielerorts statt und moderne Stadt- und Verkehrsentwicklung denkt das mit. Auch hier kann das Land modellhaft Planungsprozesse zu „Bewegten Kommunen“ unterstützen. 

Sportvereine sind ein Sozialraum, Sportlerinnen und Sportler bewegen sich aber auch immer in sozialen Räumen. Bewegungsräume für alle denken, bedeutet, Bewegung im Gesamtkontext von Quartier und Kommune zu denken. Moderne und zukunftstaugliche Sportentwicklung endet eben nicht an der Turnhallentür.