Dürre, Hitze und Schädlinge: Unsere Wälder leiden unter Klimastress

Fraktion vor Ort

Wetterextreme wie die Stürme im Frühjahr, die lang anhaltende Hitze und der ausbleibende Niederschlag sowie der daraus resultierende Schädlingsbefall setzen dem komplexen Ökosystem Wald enorm zu. Um sich über die aktuelle Situation vor Ort und die täglichen Herausforderungen der Förster*innen und Waldbesitzer*innen zu informieren, haben unsere Abgeordneten Wälder in ganz NRW besucht.

Unsere Wälder befinden sich derzeit im Klimastress. Viele Bäume sind geschwächt und sterben ab, darunter auch Laubbaumarten, die bisher als klimastabil galten. Gleichzeitig ist unser Wald Teil der Lösung. Er dient nicht nur der forstwirtschaftlichen Wertschöpfung als Holz- und Energielieferant, sondern leistet als CO2-Senke einen unersetzlichen Beitrag zum Klimaschutz. Aber auch für den Arten-, Natur- und Gewässerschutz, zur Förderung der Biodiversität sowie als Lebens- und Erholungsraum trägt er eine große Bedeutung. Gemeinsam mit Grünland und Gewässern bildet der Wald das Rückgrat unseres Naturerbes. Die Förster*innen und Waldbesitzer*innen in NRW leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Waldes – doch die Auswirkungen des Klimawandels stellen sie vor große Herausforderungen. Gemeinsam wollen wir Antworten auf drängende Fragen entwickeln und diskutieren: Welche Unterstützung brauchen Förster*innen und Waldbesitzer*innen, um unsere Wälder kurz- aber auch langfristig vor den Folgen der Erderhitzung zu bewahren? Und wie kann der Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern und einer naturnahen Waldwirtschaft gelingen?

Norwich Rüße war im Teutoburger Wald bei Lienen im Kreis Steinfurt. Er traf dort u.a. die Revierförsterin Mechthild Gretzmann und zeigte sich entsetzt über den Zustand des Waldes:

„Nach zwei Jahren Dürre ist der Wald in NRW stark beschädigt. Wenn es in den nächsten Jahren so trocken bleibt, sehen die Chancen für den Erhalt von Fichte und Buche in manchen Regionen sehr schlecht aus. Selbst wenn der Borkenkäfer erfolgreich bekämpft wurde, wird es bei uns zu einem Umdenken kommen müssen. Die klimatischen Veränderungen führen dazu, dass wir langfristig nicht mehr nur auf wenige Arten setzten können. Wir brauchen einen gemischten, widerstandsfähigen Wald, um den klimatischen Veränderungen trotzen zu können. Auf kurze Sicht müssen wir zum einen verstorbene Bäume ersetzen und junge Bäume vor Verbiss schützen und zum anderen wieder mehr Leute für die Ausbildung zum Forstwirt begeistern. Ohne mehr Personal werden wir den Wald nicht retten können.“

Monika Düker war im Hackhäuser Wald in Solingen unterwegs. Sie traf sich dort mit Vertretern der privaten Waldbesitzer, dem Revierförster Marvin Stiehl und Herrn Volker Steinhage, Vorsitzender der Bezirksgruppe Rhein-Ruhr des Bund Deutscher Forstleute Nordrhein-Westfalen.

„Es war ein ausgesprochen interessantes Gespräch, bei dem – wieder einmal – deutlich wurde, in welch erschreckendem Maße der Wald auch hier in Solingen erkrankt ist. Hitze, Dürre und Stürme machen den Bäumen schwer zu schaffen. Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels an fast allen Baumarten. Selbst der Buchenbestand ist massiv geschädigt. Wir Grüne werden unsere Besuche  vor Ort in den kommenden Wochen auswerten und über die notwendigen politischen Schritte entscheiden. Es ist wichtig für uns Politiker*innen, uns ein Bild vor Ort zu machen und mit den Betroffenen zu sprechen. Denn eines hat sich hier wieder gezeigt: uns alle eint die Überzeugung, dass wir den Wald in seiner ökologischen Funktion, seiner Funktion als Holzlieferant aber auch als Naherholungsgebiet für uns Menschen dringend brauchen.“

Stefan Engstfeld war zu Gast bei Förster Dankwart von Dönberg.

„Die verheerenden Auswirkungen der Klimaerwärmung zeigen sich an den globalen Brennpunkten, aber auch hier in den Wäldern bei uns in Düsseldorf. Im Gespräch mit dem Förster Dankwart von Dönberg wird klar: die Klimaerwärmung ist da, sie ist greifbar und sie geht schneller voran als uns bewusst ist. Neben den Auswirkungen für unser aller Lebensgrundlage verursacht die Klimaproblematik in unseren Wäldern auch enormen wirtschaftlichen Schaden. Die Landesregierung ist hier gefordert finanzielle Mittel zum Waldumbau bereitzustellen und diese an die Kriterien einer ökologischen Waldbewirtschaftung zu knüpfen. Zudem braucht es einfache und unbürokratische Hilfen, die insbesondere auch den Besitzer*innen kleinerer Waldflächen zu Gute kommen. Wir dürfen die Wald- und Forstleute mit diesen Problemen nicht im Stich lassen.“

Berivan Aymaz war im Kölner Königsforst zu Besuch und traf dort u.a. den Förster Joachim Cohnen und Hilde – die Hündin des Regionalforstamtleiters.

„Auch hier im Kölner Königsforst sieht man die fatalen Folgen der letzten zwei Hitzesommer: der Boden ist bis auf 3 Meter Tiefe ausgetrocknet. Die Bäume sind extrem geschwächt, daher werden sie von Schädlingen wie dem Borkenkäfer zerfressen und sterben ab. Wir brauchen ein naturnahes staatliches Wiederaufforstungskonzept mit dem Ziel eines Waldumbaus hin zu arten- und strukturreichen Wäldern. Zudem braucht es ein Unterstützungskonzept für die vielen privaten Waldbesitzer*innen, hier könnte der Landesbetrieb Wald und Holz NRW beratend zur Seite stehen.“

Verena Schäffer hat den Schulenberger Wald in Hattingen besucht.

„Der Besuch hat mir das komplexe Ökosystem des Waldes noch einmal vor Augen geführt. Auch dem Schulenberger Wald in Hattingen sieht man die Folgen von Hitze, Trockenheit und Schädlingen an. Es braucht dringend politische Lösungen, um unsere Wälder zu retten und sie klimastabil für die Zukunft aufzustellen.“

Mehrdad Mostofizadeh besuchte die Wälder bei Hugenpoet und Landsberg – zwei Schlösser im Ruhrgebiet.

„Wenn wir unsere Wälder erhalten wollen, hilft kein Aktionismus sondern eine gezielte landesweite Strategie. Dazu muss das Land mit mehr Personal, mehr Geld und dem Anspruch auf zumindest landesweite Koordination alle Akteure an einen Tisch holen, sonst trocknen die Lungen unserer Natur im wahrsten Sinne des Wortes aus.“

Horst Becker hat gemeinsam mit Stephan Schütte und Axel Horn vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft (Wald und Holz NRW) und Frau Priska Dietsche vom Berufsverband Bund Deutscher Forstleute (BDF) den Staatsforst in Lohmar besucht und sich dort einen Eindruck von den erheblichen Klimafolgen in unseren nordrhein-westfälischen Wäldern gemacht.

„Es ist deutlich zu sehen, dass der Klimawandel vor unseren heimischen Wäldern keinen Halt macht. Bereits jetzt sind große Teile der Fichtenbestände im Lohmarer Staatsforst durch Trockenschäden und den Borkenkäfer abgestorben. Der Wald ist durchzogen von Kahlschlägen und besonders bedrückend ist, dass nun auch zunehmend die Buchenbestände durch die massive Trockenheit geschädigt werden. Der Wald steht vor einer Wende und es werden große Anstrengungen nötig sein um die Schäden durch Aufforstung und einen naturnahen und klimastabilen Waldumbau einzugrenzen.“

Matthi Bolte-Richter und Wibke Brems waren im Wald in Rödinghausen, um sich über Schäden durch Dürre und Schädlingsbefall ein Bild zu machen.

„Wir haben wieder einmal erlebt, wie wunderschön der Wald ist. Aber wir konnten auch direkt an unserem Wald erleben, dass die Klimakrise bereits heute Auswirkungen hat. Die heimischen Arten kommen immer schlechter mit den klimatischen Anforderungen zurecht, die Waldbauern fürchten um ihre Existenz. Es geht um dramatische Konsequenzen, wenn wir nicht heute handeln. Umso unverständlicher ist es, dass das sogenannte „Klimapaket“ der Bundesregierung zum Thema Wald nichts Substantielles enthält. Ein weiterer Ausdruck des klimapolitischen Groko-Versagens!“